10 Jahre Sportflieger Steyr
Baumwipfelhöhe fliegen. An der Burg Hochosterwitz war ich so tief, daß die Burg selbst höher lag als ich, und in Fohnsdorf erreichte ich das kalorische Kraftwerk in Schornsteinhöhe. Über der aufsteigenden Warmluft der dortigen Schutthalden schwindelte ich mich ein letztes Mal hoch, kam in eine leichte Abendthermik, die mich über das Murtal führte und landete dann wohl– behalten in St. Lorenzen nach einem Flug von fünf Stunden Dauer und 84 km Entfernung. Dieser Flug sicherte mir den Tagessieg und damit auch den Sieg in der Gesamtwertung des österreichischen Segelflugwettbewerbes in Kla– genfurt. Dr. M. P. über einen Höhenflug : Am 1. Oktober 1958 startete ich im Schlepp einer Motormaschine in Zell am See zu meinem ersten Föhnflug. Nach einem ruhigen Schleppflug war in 1000 m Höhe die Unterseite des Rotors erreicht und ich löste den „L-Spatz" vom Motorflugzeug. Mein 5-m-Variometer stand sofort auf Anschlag, und in einer unerhörten Bockigkeit tanzte die Maschine herum. Da der „Spatz" in die absonderlichsten Fluglagen geriet, wobei sich die Flächen, von harten Böenschlägen gepeitscht, stark nach oben und unten durchbogen, war ich mit Steuern dauernd vollauf beschäftigt. Durch die Berichte anderer Föhnflieger war ich auf diese Turbulenz gefaßt, und der Fallschirm am Rücken war sehr beruhigend. Mein erster Gedanke . war, die ·Maschine nicht zu schnell zu fliegen, um sie bei der gewaltigen Böigkeit keinen allzu großen Belastungen auszusetzen und immer vorne im aufsteigenden Ast des Rotors zu bleiben. Der Rotor ist eine horizontal liegende Luftwalze, die sich in Föhntälern bildet. Mit gewaltiger Energie rotieren die Luftmassen in dieser Walze, so daß Auf- und Abwindgeschwindigkeiten von 10-20 m/sec vorkommen. Unglaublich schnell ging es daher nach oben. Plötzlich kam ich aber in eine Zone ruhigen Steigens. Es war ro ruhig wie in der Abendthermik, nur die in der Höhe zunehmende große Windgeschyvindigkeit erforderte eine gewisse Aufmerksamkeit, um nicht leewärts versetzt zu werden. Jetzt hatte ich auch Zeit, mich umzusehen - es war ein herrliches Bild: tief vorn unter mir der Alpenhauptkamm, dessen Spitzen allerdings nur selten zwi schen den Wolken zu sehen waren, weit nach Süden ein geschlossenes Wolkenmeer, direkt unter mir im Salzachtal die graue, brodelnde Wolkenmasse der Roto– ren, nach Norden die herrliche, bekannt klare Föhnsicht. Plötzlich ein singen– des Geräusch: Eiskristalle rieselten an meiner Kabine vorbei, ich war in eine Wellenwolke gezogen worden. Heftig auf Fahrt drückend, hatte ich jedoch bald wieder Sicht. Nun war ich im Bereich der scharfbegrenzten, perlmutter– weiß glänzenden hohen Wellenwolken - wir Flieger nennen sie „Föhnfische". Weit herumfliegend und immer Zonen noch besseren Steigens suchend, er– reichte ich schließlich meine größte Höhe über dem Weißseegebiet. Dann versuchte ich eine höhere Wellenwolke hinter dem Glockner anzu– fliegen, um noch ein Stockwerk höher zu kommen, doch der Föhn war schon im Abflauen -und mein Vorhaben gelang nicht mehr. · Beschaulich flog ich meine Höhe ab und genoß das prächtige Panorama. Nach zweieinviertel Stunden landete ich ziemlich ausgefroren, aber glücklich über das unvergeßliche Erlebnis. Mein Barograph zeigte eine größte erreichte Höhe von 5200 m über NN. Damit hatte ich auch die erste Bedingung zur Gold-C erfüllt. 17
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