10 Jahre Sportflieger Steyr
zum Abflug geboten war. Es hieß sofort mit dem kräftigen Westwind nach Osten auf Strecke zu gehen, da bereits der Gaisberg und die umliegenden Berge in Wolken standen. Nach fünf Minuten Flugzeit war ich genau in die schwarze Wolkenmauer gezogen. Es wurde trüb um mich, und oben und unten war nicht mehr zu unterscheiden. In dieser Situation kam mir meine Blindflugerfahrung aus der Vergangenheit zugute. Immerhin - mein erster Blindflug in einem Segelflugzeug! In geradem Kurs durchflog ich mit 1 m/sec Sinken die Wolkenwand und bekam endlich zwischen Losenstein und Ternberg wieder Erdsicht. Nun hatte ich gewonnen. Ich befand mich jetzt vor einer Front, die sich mit 80 km Stundengeschwindigkeit gegen Osten bewegte und mich in Richtung Waid- Die Flugzeughalle am Leistungsfluggelände Micheldorf. Im Hintergrund das Georgi-Kircherl hofen an der Ybbs vor sich herschob. Die Möglichkeit, auf dieser Route bis nach Wien zu fliegen, war verlockend. Aber da hätte ich mich bald über gewissen Gebieten der russischen Besatzungszone bewegt, deren überfliegen damals nicht genehmigt war. Schweren Herzens mußte ich meinen Kurs nach NO ändern. Mit der Flugzeit von einer Stunde erreichte ich Melk an der Donau in 900 m Höhe, nachdem ich eine Strecke von 104 km Luftlinie zurück– gelegt hatte. Da mein Flugzeug zu dieser Zeit mit einem Meter pro Sekunde stieg, war es ein harter Entschluß für mich, die Landeklappen auszufahren und hinunterzukreisen. Zwei Kilometer östlich von Melk, an der Wiener Reichsstraße, setzte ich unseren kostbaren „Gustav" zum erstenmal auf ein fremdes Feld. 15
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