100 Jahre Vereinsdruckerei

gung zu r Errichtung einer Bahn lin ie auf Schmalspur, aber d ie k.u.k. Statthalterei knüpfte den Baubeginn an die Auflage, daß zur Sicherung des Unternehmens 750.000 Gu lden Kapital aufgebracht werden müßten. Der „Ei senbahnaus- schuß desGemeinderathes" machte ei - frig Werbung für das Unternehmen, als Rechtsträger wurde am 16. November 1887 e in „l nteressentenausschuß" gebi l- d et und unmittelbar darauf begannen die Subskriptionen . Die Gegner des Projektes waren aber schon im März 1887 aktiv geworden. Auf Betreiben des Hoteliers M. Mayer richte- ten 532 Bürger der Stadt Steyr eine Peti - ti on an den Gemeinderat mit demd ring- 1 ic hen Ersuchen, von beiden Projekten - d e r Steyrtalbahn und dem Kasernenbau - Abstand zu nehmen . Begründet wurde die Petition mit dem Hinweis, die Stadt wü rde auf Ja hre hin- aus mit Schulden belastet, wenn sie je 200.000 Gulden für d ie Steyrtal bahn und den Kasernenbau bereitstelle, und die Kommuna lsteuern wü rden um zehn bis fünfzehn Prozent angehoben. ,,Wir erin- nern in d ieser Beziehung an d ie primiti - ven Zustände unserer meist ungepfla- sterten Straßen und durc hwegs aus Ho lz construierten zahlreichen Brückenobjek- te, die aus sanitären Rücksichten drin- gend nöthige Verbesserung unseres Ca- na lisierungssystems und der Wasserver- sorgung . . ."Was soll die Steyrta lbahn der Stadt br ingen, wo sie doch nur auf e inem kl e inen Teil der Strecke durch Stadtge- biet führt, nur a ls Schmalspurbahn pro- jekti e rt sei und außerdem di e Weiterfüh- rung der Bahn linie von Grünburg bis zur Kremstalbahn keineswegs sic he r sei? Und die Kaserne mit nur dreihundert Mann Garni son, vom Ärar ausgerüstet und ve rpflegt, wäre keine so starke wirt- schaftliche Belebung, daß dafür ein Auf- wand von insgesamt280.000 Gulden, al - lei n aus den Stadtfinanzen, gerechtfer- ti g t wäre. Trotz der Proteste von Steyrer Bürgern ge- nehmigte der Gemeinderat die 20ü.000 Gulden am 16. November 1887, g leich darauf begann die Subsk riptionswer- bung . Mit vielen Kleinakt ien zwischen 100 und 500 Gulden war b is 30. Novem- ber e in Betrag von 578.000 Gul den zu- standegekommen . Deroö. Landtag, von dem sich die Interessengemeinschaft e in größeres Darlehen e rhoffte, verhielt sich recht zögernd . In der Landtagssi t- zung vom 19. Dezember 1887 mußte der Steyrer Landtagsabgeordnete und Ge- meinderat Dr. Hochhauser seine ganze Beredsamkeit aufbieten, um wen igstens 50.000 Gu lden al s Landessubvention zu erha lten. Hochhauser p ri es das Steyrtal a lse ines der „schönsten Thäler der gan- zen Monarchie" und führte ferner aus, daß diese Bahnl iniefürdie ohnedies not- leidende Eisenindustrie in diesem Ge- b iet von größter Bedeutung wäre: außer- Genau vor hundert Jah- ren wurde der Streit um die Steyrta lbahn zugun- sten der Errichtung der Schmalspurbahn ent- schieden. Nach er- staunlich rascher Bau- zeit konnte die erste Teil- strecke von Garsten über Steyr nach Grün- burg schon im Sommer 1888 eröffnet werden. Aber diese Bahn hat nicht einmal eine Le- benszeit von hundert Jahren erreicht, denn heute fährt sie nurmehr als „Museumsbahn': dem könnten d ie Erha ltungskosten für die Straße gesenkt werden , wenn die schweren Frachten auf die Bahn verl a - gert wü rden. Mit einer Beteiligung vonwei teren 50.000 Gulden durch d ie Sparkasse in Steyr war die Finanzierung schließli c h gesichert. Am 20. August 1889wurded ie Teil strecke von Garsten nach Grünburg feierlich er- öffnet. DAS SCHNALLENTOR VOR DEM ABBRUCH In ei ner anderen Angelegenheit hatte sic h Dr. Hochhauser wenige r rühmli c h verha lten. Am 23. September 1887 beriet der Gemeinderat a llen Ernstes über den Abbruch des Schnall entores, nachdem Hochhause r den Antrag gestellt hatte, der „Thurm" sol le abgetragen werden , da er „nichts weniger a ls e ine Zierde oder eine Schönheit für unsere Stadt sei, ause ine r Zeit stamme, wo der Baustyl im Verfalle gewesen sei, nur e in Verkehrhin- derniß b il de und eine bessere Weg regu- lirung unmöglich mache". Der Antrag wurde dann aber doch mit Mehrheit ab- gelehnt. DER BAU DER KASERNE Die liberal -bürgerli che Rathausmeh r- hei t drängte im Jahre 1887 auf die Errich- tung e iner Garn ison in Steyr und ri chtete d iesbezüg li ch mehrere Petitionen an das k.u.k. Re ic hskri egsmini sterium - e inerseits, wei l man sich von der Garni- son e ine Wirtschaftsbelebung erhoffte, andere rseits, weil man in ihr einen Schutz vor Arbeiterkrawa llen sah.Außerdem, so wurde argumentiert, b rauche Steyr einen neuen Zuzug, nachdem in d iesem Jahre ein Bahnbeamtenkörper von 180 Mann (und 600 bis 700 Köpfen) von Steyr nac h Wien abgezogen worden sei und der Stadt Steyr die Oberreal schule entzo- gen worden war. Beide Maßnahmen hatten in Steyr anno 1887 große Bestürzung ausgelöst. Im Zuge einer Reorgani sation der Staatsei- senbahnverwaltung hatte die k.k .Gene- raldirekti on beschlossen, d ie bis dahin in Steyr angesiedelte „E innahme-Contro le" in Wien zentral zusammenzufassen . Den scheidenden Beamten wurde am 7. No- vember 1887 in Jel lmayr's Casino in An- wesenheit von Bürgermeister Pointner und Genera ldirekto r Werndl eine Ab- schi edsfe ie r bereitet, wobei man be- klagte, daß du rch d ie Abberufung von 180 Beamten dem geschäftl ichen und gesellschaftli c hen Leben der Stadt ein große r Schaden entstehe. Sparmaßnahmen sowie die Tatsache, daß die Schulorganisation „ni c ht mehr zeitgemäß practisch" war, veran laßten das Unterrichtsministerium im Jahre 1887, d ie Zah l der Mittel schu len im gan- zen Re ichsgebiet zu reduzie ren. Der Strei - chung fie len auch die drei Oberklassen der k.k. Staatsrealsc hule in Steyr zum Op - fer. Diese drei Klassen besaßen zwar nur 34Schü le r,doch der Protest war enorm - letztli c h aber unwirksam. Die Beschränkung der Mittelschulklas- sen geschah hauptsächlich, um „das 9

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