100 Jahre Vereinsdruckerei

rosen Handhabung der neoabsolutisti- schen Zensurbestimmungen. Damit gin- gen sie vor a llem gegen d ie christlichen Arbeitervere ine vor, die sich frühzeitig a ls Sozialbewegung bemerkbar machten. In d ieser geistigen Auseinandersetzung, dem sogenannten „Ku lturkampf" fand der Liberalismus im „Katho lischen La- ger", das sich kampfstark formierte, um Glaube und Religion zu verteidigen, einen Gegner, er sich, auf längere Sicht, als stä rker erwies. Die Liberalen betrachteten die Priester, die den „Katholischen Volksverein", (gegr. 1809) anführten, als erzreaktionä- re Feinde des Fortschritts.Die Fehden, mit denen sich die beiden Lager bekämpf- ten , wurden häufig in rüdesten Tonarten geführt . Der Antagon ismus des „Kul turkampfes" vor hundert Jahren stand also noch unter der Parole „Liberal gegen Klerikal ". Daß daraus allmählich das Motto „Deutsch- national gegen Klerikal" wurde und sich sogar die katholisch-konservativen Gruppen in christ lich-deutschen Ten - denzen gefi e len, ist e ine g roteske Ent- wick lung, d ie aber aus den ethn ischen Gegensätzen innerhalb der Donau- Monarchie heraus zu verstehen ist. Der deutsche Bevölkerungsteil , ohne- dies in der Minderheit, sah sich einer zu- nehmenden nationalistischen Agitation bei Tschechen und Madjaren gegen- über. Die Panslawistische Bewegung, von Ruß land unterstützt, hatte sic h als Fernziel die Vereinigung aller 21 Mi llio- nen Slawen nach der Zerschl agung der Habsburger-Monarch ie gesetzt In das vereinigte Slawen reich sollten sogar Wien und Umgebung einbezogen wer- den,denn von der starken Zuwanderung von Slawen nach Wien erhoffte man eine völ lige Slawisierung d ieses Raumes und damit e ine „s lawische Brücke" von den Tschechen und Mährern zu den Kroaten und den Südslawen. Die Libera len suchten Sympathie in wei- ten Bevölkerungskreisen, indem sie die Anliegen der deutschsprachigen „Min- derheit" in der Monarchie auf ihre Fah- nen hefteten . Die Katho lisch-Konserva- tiven wol lten den Libera len den Allein- vertretungsanspruch für die Deutschen nicht überlassen und übernahmen ihrer- seits einen betonten Deutsch-Nationalis- mus - und auch den Antisemit ismus der Alldeutschen, die innerha lb der altl ibe- ral en Ges innungsgruppe immer stärker wurden. DIE SOZIALDEMOKRATEN Karl Marx und Friedrich Engels hatten im Jahre 1848 das „Kommunistische Mani- fest " formuliert und in ihren nachfolgen- den Schr iften das Proletar iat der rechtlo- sen Arbeitermassen zum Kampf gegen die herrschende Bourgeoisie aufgeru- fen, aber in Österreich hinkte die Entwick- lung nach: Die Sozialdemokraten waren vor hundert Jahren, a ls der Kulturkampf zwischen den Libera len und den Katho- lisch-Konservativen tobte, noch keine ,, poli tische Frage" - eher e ine Angele- genheit der Zensur und der Staatspolizei. Sehr früh aber wurden die sozialdemo- kratisch gesinnten Arbei ter in die weltan- schau liche Fehde und in den Antisemit is- mus hineingezogen. Marx und Engels prägten mit ihrem Athe ismus und ihrer Religionsfeind lichkei t im antikirchlichen Sinne auch die sozia lrevo lutionäre Be- wegung, die a ls „Marxismus" eine ge- waltige histor ische Bedeutung erlangt hat, - und damit war eine neue, e igent- lich groteske Antagonie gegeben: d ie sozialdemokratische Bewegung wurde von Anfang an antireligiös, antikirchlich, glaubensfeind lich beeinflußt, und das wiederum löste im Katholischen Lager Abwehrtendenzen aus. So sahen sich d ie katholi sch -konservativen Kreise gezwun - gen, den Glauben und d ie christliche Gesinnung sowohl den Liberalen als später auch den Sozia ldemokraten ge- genüber mit aller Macht zu verteid igen . DIELAGE DER ARBEITERSCHAFT Heute noch wird versch iedentlich die Frage e rö rte rt, wer sich a ls erstes im vori- gen Jahrhundert der verelendeten Ar- beiterschaft angenommen hat. Vor al lem wäre es Sache der herrschenden politi schen Richtung , der Liberalen, ge- wesen, das Problem aufzugre ifen , doch diese befanden sich in einem Dilemma Nicht bloß nostalgische Rückblendungen, sondern höchst bedeutsame Zusammen- hänge mit der Sozial- und Wirtschaftsge- schichte der Stadt Stevr rufen diese Abbil- dungen von der kaiserlich-königlichen Armee der Monarchie Österreich-Ungarn wach, denn zu dieser Zeit, vor hundert Jah- ren, begann die Ausrüstung der Truppen mit dem neuen Monnlicher-Repetierge- wehr a us der Stevrer Waffenfabrik. Linkes Bild: Soldaten und Offiziere der österreichi- schen Infanterie und der ungarischen Hon - veds, mit einem bosnisch-herzegowini- schen Infanteristen. Rechtes Bild: Jäger und Schützen, also die „ leichte Infanterie" des Kaiserreiches, mit Pionieren, Soldaten des Eisenbahnregiments und Mannschaften des Trains. Reproduktion noch einer zeitgenössischen Darstellung. 5

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