100 Jahre Vereinsdruckerei

Heute werden die Zeitungen mit großer Geschwindigkeit auf der Rotationsmaschine hergestellt. Im Jahre 1906 war die Doppelschnellpresse, mit der d ie „Steyrer Zeitung " und andere Druckschriften im Flachdruck auf Einzelbogen erzeugt wurden, eine moderne Errungenschaft. Geschäftswe lt, die konservat iv geblie- ben waren: der Kaufmann Franz Noth- haft, derGemeinderat und Fl e ischhauer Franz Brese lmayr, der Gemeinderat und Kaufmann Fr iedr ich Brand 1, der Gemein- derat und Lebzelter Josef Ha ller, der Bäckermeister Alois Lindhuber. Als Direk- to r fung ierte das Vorstandsmi tglied FranzSchwarz, Professor an der k.k. Rea l- schule. Für die betri ebswirtschaft lichen Belange war der Druckfachmann He in- rich Kreuzer verpflichtet worden. Zu dieser Generalversammlung, bei der die Err ichtung einer eigenen Druckerei gebührend gewürd igt wu rde, waren auc h Dr. Franz Mayböck und Dr. Leopold Kern aus Linz nach Steyr gekommen. Dr. Leopold Kern wünschte der „Steyre r Zei- tung ", a ls deren Mitbegründer e r gelten konnte, daß sie „zu Neujahr einen aber- maligen großen Zuwachs an Abonnen- ten" e rfahre - in der Erwartung , daß die „sch lechten Blätter a llmähl ic h aus den sonst gutkatho lischen Fami lien, in denen selbe noch gelesen werden, ganz ver- schwinden werden; wohl schimpfen Vie- le über d ie jüd ische Concurrenz und d ie Corruption, dabei lesen und halten und bezahlen sie aber doch noch die Juden- b lätter, das sei traurig und müsse anders werden ..." Es ging a lso damal s bei kei - nem Anlaß ohne zeitgemäße Polemik . Die „SteyrerZei tung" Verlagsgesel lschaft besitzt in ihrem Archiv noch a ll e Jahres- bestände vom Gründungsjahr 1876 bis zur Gegenwart; nur in der NS-Ära durfte sie nicht erscheinen . Diese Jahresbän- de, sorgsam gehütet, sind bereits e in wertvol les Geschichtswerk, in dem sic h mehr a lshundertzehn Jahre Zeitgesche- hen in den vielfältigen Wand lungen, in seiner Zerr issenheit und auch in den Aus- wüc hsen des politischen Tageskampfes offen, unverfälsc ht und unbeschönigt wiederspiegeln . Mit den Veränderun - gen der Gesellschaft zu e inem demo- kratisch-p lura li stischen Gemeinwesen sind auch die Polarisierungen der Pole- mik einer zwar kriti schen, aber doch sachl ich-toleranten Komment ierung ge- wichen . Ihre Eigenständ igkeit und ihre wi rtschaft- liche Selbständ igkeit haben sich sowohl d ie „Steyrer Zeitung " als auch die „Ver- einsdruckere i Steyr" bewahrt - mi t der Konsequenz, daß sie sich a lsWirtschafts- körper auch in schwierigen Zeiten aus e igener Kra ft erha lten müssen . Die ,,Vereinsd ruckerei Steyr" zählt zu den ganz wenigen Betrieben Steyrs, die unter g leichem Namen und bei unveränder- ten Eigentumsverhäl tnissen hundert Jah- re a lt geworden sind . Das Betriebsge- bäude Stadtp latz hat die ,,Vere ins- druckerei Steyr" imJahre 1906 erworben, nachdem ihr das Haus Pfarrgasse 2 zu klein geworden war. Die „Besi tzverhä ltn isse" in der Vereins- druckere i sind ve rschiedentl ic h An laß zu Fragen. Der Preßvere in für Steyr al s Inha- ber der Unternehmungen .Vereins- druckere i Steyr" und „Steyrer Ze itung Ver- lagsgesell schaft", die beide im kreisge- richt lichen Handelsreg ister e ingetragen si nd, besteht, w ie schon der Name be- sagt, als Vere in, der behördlich regi- striert ist und gemäß den Satzungen jähr- lich e ine Generalversammlung der Mit- g lieder abhäl t . Die Zahl der Mitg lieder wi rd fa llweise durch Nachberufung er- gänzt,doch haben d iese keine finanz iel - len Verpfli chtungen mehr. Das Aufsichts- o rgan ist laut den Statuten der Vorstand, der jeweils auf drei Jahre gewäh lt w ird und aus dem Obmann des Preßvere ins und weiteren neun oder zehn Mitgl ie- d ern besteht. Die Vorstandsmi tglieder nehmen ihre Funktio n ehrenamtl ich, a lso ohne Entgelt, wahr. Für d ie wirtschaftliche Führung der „Stey- re r Ze itung" a ls Verl agsgesellscha ft und der ,,Vere insdruckere i" sind der Ver lags- leiter bzw. der gewerb lich-kaufmänn i- sche Geschäftsführer ve rantwort lich . Nach dem Druckereileiter Heinrich Kreu- zer, dessen Wirkungsbeg inn noch auf das Gründungsjahr 1887 zurückreicht, hat Adolf Fuchs al s Geschäftsleiter der Offizin bis zum Jahre 1934 e ine fast le- gendäre Popu larität e rre icht. Im Jahre 1938 wurde d ie Vere insdrucke- rei Steyr von den NS-Machthabern dem NS-Gauver lag einverl eibt und ba ld dar- auf an einen p rivaten Interessenten in Steyr verkauft. Wi lhelm Möstl, schon seit 1934 a lsGeschäftsführer tätig, nach der Reaktivierung des Preßvereins wi eder zum Di rektor der Vereinsdruckerei be- stel lt, hat nach vielen Schwierigkeiten die Rückgabe des Ve reinsvermögens an den Preßverein erwi rkt und zusam- men mi t anderen Mitgl iedern des Preß- vere ins 1947 auch das Wiedererschei- nen der „Steyrer Zeitung" ermög licht; dazu war erst eine Genehmigung der seh r kri ti schen US-Besatzungsmacht nötig. Nac h dem Tode von Direktor Wilhelm Möstl, 1960, ist die Geschäftsführung für Ve rlag und Druckereibetrieb an Dr. Friedr ic h Steinbock übertragen worden, deral sChefredakteur zug le ich für die in- ha lt lic he Gesta ltung der Zeitung haupt- verantwort lich geblieben ist und in diesen Aufgabenbereichen noch heute tätig ist. In den techn ischen Belangen waren ab 1961 AloisHerzog und ab 1967 lgnaz Havlis mitbestimmend , letzterer hat seine Agenden a lsTechnisc her Lei ter im Jahre 1974 an Manfred Eder über- tragen. Nach ziel strebigen Investitionen, die aus eigener Wirtschaftsk raft finanziert wer- den mußten , ist die Ve re insdruc kerei heute, vora llem im Fotosatz, in der Repro- fotographie und im Offsetdruck , nach den Erfordernissen der modernen Tech- no logie ausgestattet. Im Betr iebsgebäu- de Stadtplatz 2 finden mehr als sechzig Arbeitskräfte Beschäft igung. Der „Preßverein für Steyr und Umge- bung", seit 1881 bestehend, wurde nach 1945 von Stadtpfarrer Kanon ikus Josef Bamberger, ab 1950 von Dechant Kano- niku s Leopold Brandstätter und ab 1974 vonStadtpfarrer Johann Steinbock in der Fun kti on des Obmannes repräsentiert. AlsVorstandsmitglieder im Preßverein für Steyr und Umgebung si nd derzeit tätig: Amtsrat Ernst Seidl (Obmannstellvertre- ter), Prokurist Dr. Alois Ste ll nberger (Schrifüührer), Amtsdi rektor i. P Josef Hochmayr, Direktor i. PWa lter Lehermayr, Ing. OthmarSchloßgang l, Steuerberater Herbert Schwarz und Obersenatsrat Dr. Ku rt Wabitsch. 15

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