100 Jahre Sparkasse in Steyr

Bevölkerung getragen, hohe Kapitalsbeträge wurden fehlinvestiert, und d ie Folge war, da~ wiederum zahlreiche Existenzen vernichtet wurden. Die erste d ieser Krisen trat schon im Jahre 1924 ein. Eine erkleckliche Anzahl von Ba n- ken war genötigt, die Schalter zu schlie~en und zu liquidieren. Diese Vorgänge, die zunächst mit empfindlichen Schäden für d ie Gemein- w irtschaft verbunden waren, hatten in der Folge doch ihr Gutes für den Spar- gedanken und für die Sparkassen selbst , denn das breite Publikum nahm se in Zutrauen wieder zu den Sparkassen. Bei der Sparkasse in Steyr stiegen die Einlagen überraschend schnell und schon Ende 1924 hatte das Institut einen Einlagenstand von 43 Milliarden Kronen oder 4,3 Millionen Schi ll ing, und Ende 1925 (in welchem Jahr die Schillingrechnung eingeführt wurde) waren es berei ts 8,6 Millionen Schilling. 'Nieder brachen Krisenzeiten ein: 1929 durch den Zusammenbruch der Al lge- meinen Osterreichischen Boden-Credit-Anstalt, der sich auch bei der Steyrer Sparkasse durch einen empfindlichen Verlust an Einiagen bemerkba r machte, und nach einem kurzen Aufschwung im Jahre 1930 in den Jah ren 1931 und 1932 durch die geschäf t lichen Rückschläge infolge der Weltwirtschaftskrise. Die Einlagen der Steyrer Spa rkasse, die 1930 14 Millionen Schilling erreicht hatten, sanken bis Ende 1932 auf 11 Millionen Schilling. Aber schon im näch- sten Jahr begann sich das Vertrauen in die Währung wieder zu fest igen, es setzte ein konstanter Aufschwung des Geschäftsumfanges ein, der von den Ereignissen des Jahres 1934 nicht berührt wurde und unvermindert bis zum Jahre 1938 anhielt. Selbsi' in den schwierigsten Jahren seit ihrem Bestehen hatfe die Sparkasse in St~yr des Grundsatzes der Gemeinnützigkeit nicht vergessen. Bereits im Jahre 1922 wurden die Zuwendungen an die Garantiegemeinden wieder aufge- nommen. Die Summe der Spenden erreichte bis 1938 den Betrag von 300.000 Schilling. Die Annexion Osterreichs und die Einbeziehung der Wirtschaft unseres Landes in den gro~deutschen Wirtschaftsraum brachte neben der Umwandlung der Schilling-Währung in die Reichsmark-Währung vorerst eine al lgeme ine Kon- junktur, die jedoch in der Folge schon den Keim der Inflat ion in sich trug. Der Zweite Weltkrieg und die unmittelbaren und mittelbaren Kr iegs fo lgen zer- störten nicht nur reale Wede in ungeheurem Ausma~e, sondern erschütterten auch zum zweiten Male innerhalb einer Generation den Sparwillen der Be- völkerung. Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg begann die tatsächliche Entwertung nicht etwa erst zu dem Zeitpunkte, als sie in Form der Inflation der Bevölkerung drastisch vm Augen kam, sondern bereits damals, als die Banknotenpresse Geldscheine druckte, um den Krieg zu finanzieren. Schon die gro~e Aufblähung der Um- laufmittel während der Kriegszeit war ein Zeichen für die Entwertung der Währung, nur kam dies damals dem breiten Publikum deshalb nicht zum Be- wu~tsein, weil drakonische Bewirtschaftungsma~nahmen das Preisgefüge künsl - lieh stabil hielten. Als diese Ma~nahmen im Jahre 1945 plötzlich nicht mehr

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