Zur Musikinstrumenten-Ausstellung des Musikvereines. (Vom 2. bis 5. April 1939). Anläßlich des 100. Bestandesfestes des Musikvereines in Steyr eröffnet die Leitung des Vereines eine Musikinstrumenten=Ausstellung. Der Sweck dieser Ausstellung soll ein zweifacher sein! Unserer Jugend Gelegenheit zu geben, alle im Orchester verwendeten Instrumente zu sehen und kennen zu lernen und anderseits die Instrumente für Hausmusik in bester Aus¬ führung vor Augen zu führen. In den letzten Dezenien hat das Interesse unserer Jugend für Musik wesent¬ lich nachgelassen. Man braucht nur in den Gesang= und Musikvereinen nach dem Nachwuchs zu fragen und man wird bestätigt finden, daß die Jugend in den ge¬ nannten Vereinen wenig oder gar nicht vertreten ist. Wer sich mit Musikunterricht privat oder in den Schulen zu befassen hat, dem wird oft seitens der Schüler die Frage vorgelegt: Wie sieht eine Oboe (oder manch anderes seltenes Instrument) aus? Die rührendste Unwissenheit offenbart sich hier. Es wird beispielsweise eine Flôte (Flauto traverso), da sie sich im Ansatz wesentlich unterscheidet von der Blöck¬ flöte, etwa für eine Oboe oder Fagott gehalten, ja oft ist der Unterschied zwischen Holz= und Blechblasinstrumenten nicht einmal klar, ganz zu schweigen von den alten Instrumenten. Darf es Wunder nehmen, wenn die Begriffe wie Hackbrett, Spinett, Schalmei, Trumscheid und dergl. völlig unbekannte sind. Es ist selbstverständlich für den Verein eine schwierige Aufgabe, alte Instru¬ mente etwa aus der Bachzeit, Gamben, Diola damour, oder die oben genannten zur Schau zu stellen, zumal solche Instrumente am ehesten in den Museen zu finden sind und man das Risiko des Transportes dieser oft sehr wertvollen Instrumente nicht so leicht übernehmen kann. Es soll aber auch gar nicht Hauptzweck der Aus¬ stellung sein, vorwiegend alte Instrumente, sondern im Gegenteil, hauptsächlich die im Orchester heute verwendeten zu zeigen. Die Musik nimmt im nationalsozialistischen Staate einen breiten Raum ein. Überall, in der Armee, in den Formationen der Partei, in den Jugendverbänden usw. wird die Musik, das Lied der Bewegung, das Dolkslied gepflegt. An den Schulen ist der Musikpflege — im Gegensatz zu dem bescheidenen Gesangsunter¬ richt von früher — weitgehendste Entwicklung gesichert. Man darf aber nicht damit rechnen, daß das gesteckte Ziel von heute auf morgen zu erreichen ist. Immer hat eine musizierende Kapelle auch visuelles Interesse und Freude an der Musik erweckt, auch die Betrachtung ausgestellter Instrumente vermag wohl denselben Sweck zu erreichen. Wir glauben darum, der musikfrohen Jugend und allen musikliebenden Bewohnern der Stadt eine willkommene Schau zu bieten. Albert Weinschenk. Der Hauptteil der ausgestellten Instrumente wurde vom Musikhaus Engelbert Kaltenbacher, Steyr, Adolf Hitlerplatz 24 zur Verfügung gestellt. 45
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