100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

Musikverein und Musikvereinsschule. (Heinz Friedrich). Als erfolgreichsten und zielbewußtesten Dirigenten des Musikvereines, soweit sich dies in der Geschichte des Vereines verfolgen läßt, darf man wohl den derzeitigen musikalischen Leiter, Drof. Albert Weinschenk ansprechen. Drof. A. Weinschenk hat die Staatsakademie in Wien mit Auszeich¬ nung absolviert (Hkademieprämium und Stipendium), war später durch 10 Jahre Soloflötist im Wiener Symphonieorchester und wurde 1920 als Direktor des Musikvereines und der deutschen Musikschule nach Inaim berufen. Als solcher hat er in den 10 Jahren seiner Wirksamkeit gegen 15 abendfüllende Oratorien, darunter Beethovens gewaltige Missa solem¬ nis wie dessen 9. Symphonie (D=moll), Bachs Matthäus=Passion, Händels Messias usw., sechs Opern u. a., Wagners „Fliegenden Holländer“ zahl¬ reiche Symphonien und Dokalwerke zur Aufführung gebracht. Er brachte auch das Wiener Symphonieorchester, den Wiener Männer=Gesangverein, den Wiener Lehrer a cappella=Chor und das Brünner Philharmonische Orchester zum ersten Male nach Inaim. n den 9 Jahren seines Wirkens in Steyr hat Drof. Weinschenk in 45 Konzerten — dazu kommen noch 11 Schüleraufführungen der Musik¬ schule — insgesamt 151 Werke zur Aufführung gebracht. (Die in den Musikschulkonzerten aufgeführten Werke, ca. 120, erscheinen des kleinen Umfanges wegen nicht miteingerechnet). In diesen Aufführungen gelangten Symphonien, Ouverturen, Konzerte, 4 Opern verschiedene Kompositionen usw. zur Aufführung. Es darf hiezu bemerkt werden, daß es sich durch¬ wegs um klassische Werke handelt, darunter eine Reihe von Erstaufführungen in Österreich, wie Graener's „Die Flöte von Sanssouci“ Trapps „Diverti¬ mento“ W. S. Müllers: Heitere Musik, die zum Teil wesentlich später im Rundfunk Wien oder von anderen Vereinigungen als Erstaufführung ge¬ bracht und deklariert wurden. Prof. Weinschenk verdanken wir auch die Einführung der Serenaden¬ abende im Schloßpark und Opernaufführungen, die sich beide der größten Beliebtheit erfreuen. Besonders die anerkannt mustergültigen Opernauf¬ führungen waren es, die den Verein weit über die Grenzen der Stadt be¬ kannt machten und auch finanziellen Erfolg brachten. Wer erinnert sich nicht gerne der „Lustigen Weiber von Windsor“ oder der „Verkauften Braut“? Die Aufführungen gerade dieser beiden Werke bedeuteten für den Verein ein Risiko, kostete doch die Ausstattung einer Oper allein gegen 5000 bis 6000 Schillinge. Es dürfte ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Vereines bedeuten, daß diese beiden Opern von rund 7500 Suhörern besucht waren. Das Orchester des Musikvereines besteht fast ausnahmslos aus Musik¬ liebhabern, die nach des Tages schwerer Last und Mühen, schwerste Droben¬ arbeit leisten. Denn das kann gesagt werden: die Anforderungen, die in 44

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