100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

zeigte, da die Schüler schon am Tag der Musik ihr Können zu zeigen im¬ stande gewesen waren, nun ein kürzeres, aber recht hörenswertes Drogramm. In der Hauptversammlung am 29. September 1933 wurde Direktions¬ sekretär der Steyr=Werke Herr Dr. Gustav Runkel zum Vereinsvorstand ein¬ stimmig gewählt. Die erste musikalische Betätigung im neuen Vereinsjahr bestand in der Mitwirkung der Quartettvereinigung am Autorenabend des deutschen Schulvereines „Südmark“ im November. Das Quartett brachte den Andantesatz aus dem D=mollquartett von Schubert (der Tod und das Mädchen), ferner den 1. Satz aus dem C=mollquartett von Beet¬ hoven. Ein vom Musikverein und dem Männergesangverein gemeinsam ver¬ anstaltetes Konzert am 2. Dezember brachte an Orchesterstücken die aka¬ demische Festouverture von Brahms und seine ungarischen Tänze, von Wagner die Ouoerture zu „Tannhäuser“ und als mächtige Gesamtleistung beider Vereine die Apotheose des Hans Sachs, den Schluß des Musikdramas „Die Meistersinger“ von Richard Wagner, für Steyr eine gewaltige musikalische Tat. Um endlich den trotz aller künstlerischen Erfolge ganz unzulänglichen Ver¬ mögensstand des Vereines zu heben, entschloß sich der Ausschuß, über Antrag Dir. Weinschenks, eine Opernaufführung zu wagen. Gewählt wurde „Der Waffenschmied“ von Albert Lortzing. Die Aufführung fand im Gesellen¬ vereinshaus statt, an allen drei Tagen, an denen gespielt wurde, waren alle Plätze verkauft. Die Wahl dieser gut volkstümlichen Oper war eine sehr glückliche. Alle Mitwirkenden waren mit besten Erfolg um das Ge¬ lingen des Werkes bemüht. Herr Direktor Weinschenk beherrschte mühelos Bühne und Orchester. Don auswärtigen Gesangskräften wurden Frau Opernsängerin Berti Geller (Maria) und Herr Opernsänger Walter Ober¬ huber (Georg), beide aus Wien, gewonnen. Daß neben deren prächtigen Leistungen auch unsere heimischen Gesangskräfte sich ausgezeichnet be¬ haupten konnten, zeugt für die sorgfältige Drobenarbeit und für das sichere Stilgefühl der heimischen Künstler. Die Chorleistungen, bestritten vom Jungmädchenchor „Eisenblüte“ und dem Männergesangsverein, fanden ebenso uneingeschränktes Lob. Auch die geschickte Regieleistung Frau Rescheneders muß hervorgehoben werden. Besondere Verdienste an der Bewälti¬ gung der mühevollen Dorarbeiten für die Oper erwarb sich auch H. Eipeldauer. Bei der Überbürdung mit Arbeit, welche das Zustandekommen der Oper verlangt hatte, konnte der Konzertbetrieb nicht in dem Maße wie sonst geführt werden, doch fand schon im April eine Schüleraufführung statt, die im Programm die Nomen Händel, Schumann, Beethoven, Schubert und Lifzt aufweist. Bei einem Kammermusikabend am 5. Mai wurden als Besonderheit Lieder von Neuhofer und Messner für eine Frauenstimme mit Orchesterbegleitung geboten. Der glückliche Gedanke, im Schloßpark an schönen Sommerabenden zu musizieren, kam wieder am 22. Juni zur Ausführung. Außer einem Concerto grosso von Händel und einem Divertimento von Mozart hörte man die Holberg=Suite von Grieg und eine Serenade von Josef Suk. 34

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