Am 7. Dezember kam die Aufführung der Jahreszeiten zustande. Die Sologesangspartien hatten Frau Lia Wagner=Schönkirch, Herr Rudolf Lustig und Herr Oskar Jölly, sämtliche aus Wien, inne. Die Klavier¬ begleitung des Rezitative hatte Herr Prof. Dr. Nemetzkey übernommen. Die Aufführung zeigte, daß die Wahl, Herrn Musikdirektor Weinschenks als Nachfolger des genialen Prinz, eine außerordentlich glückliche war. Mit souve¬ räner Sicherheit beherrschte er den ihm noch fast fremden Klangkörper, den erbis ins kleinste exakter Drobearbeit derart für die Aufführung vorzubereiten ver¬ stand, daß ein durchschlagender Erfolg von vornherein zu erwarten war. Die kümmerliche Unterbringung der Musikschule des Vereines ließ Herrn Direktor Weinschenk nicht ruhen, neue, geeignete Unterrichtsräume zu schaffen; solche wurden in der Goldschmiedgasse im hause der Frau Raiplinger gefunden, die dem Vereine die Räume kostenlos zur Verfügung stellte. Der rührige Vereinsobmann Herr Hofrat Rimmer vermittelte eine außerordentliche Subvention durch das Unterrichtsministerium und bald waren die beiden Lehrzimmer der von den übrigen Hausräumen völlig getrennten Musikschule zweckmäßig und schön eingerichtet. Am 19. März 1931 fand ihre feierliche Eröffnung statt, zu der der Präsident des österreichisch¬ süddeutschen Chormeisterverbandes Herr Regierungsrat Wagner=Schönkirch erschienen war; der Bürgermeister der Stadt, Herr Sichlrader und mehrere Vertreter von Behörden. Die Feier wurde eingerahmt von einem Chor „Trösterin Musik“ von Anton Bruckner und einem Streichquartett. Das Frühjahrskonzert brachte nur Beethoven: die „Egmont“=Ouver¬ ture, das Diolinkonzert und die „Eroika“. Die beiden letzteren Drogramm¬ nummern bedeuteten Erstaufführungen für Steyr. Die Sologeige im Diolinkonzert spielte der bekannte Künstler Georg Steiner (Wien). Einem Wunsch des Dublikums entsprechend, fand im Mai ein Straußabend statt. Aber das Dublikum blieb aus. Es war ja niemand Fremder am Dodium zu erwarten. In diesem Jahre schied Herr Konzertmeister E. Münzberg, der dem Verein jahrelang als tüchtiger Sologeiger und Lehrer an der Musik¬ schule gedient hatte, aus dem Orchester. Das Schlußkonzert der Musikschule zeigte, daß auch diese bei Herrn Direktor Weinschenk in allerbesten Händen liegt. Das erste Konzert im neuen Vereinsjahr ehrte Mozart zu seinem 140. Todestag. Zur Aufführung kam: die kleine Nachtmusik, das Flôtenquartett in D=dur und die Serenade 6. Die Besetzung des Quartettes war: H. Direktor Weinschenk (Flôte), H. Ludwig Michl (Geige), H. Josef Baminger (Bratsche), H. Dir. Karl Weberndorfer (Dioloncello). Die Aufführung mußte als ganz ausgezeichnet bezeichnet werden. Die unschätzbare exakte Drobenarbeit Dir. Weinschenks kam bei der fast durchaus zarten Musik dieses Konzertes besonders vorteilhaft zur Geltung. Auch zeigte Herr Dir. Weinschenk sich nun zum erstenmal als hervorragender Künstler auf der Flöte, er war früher Soloflötist des Wiener Tonkünstlerorchesters gewesen. Im selben Vereinsjahr konnten noch zwei höchst schätzbare Solokräfte für den Verein gewonnen werden: Herr Konzertmeister Weidl (Geige) und Herr Bezirksrichter Dr. Hergeth (Diolon¬ cello), welche beide auch in der Musikschule Unterricht erteilen.
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