Kunstleben der Stadt. Er war ein sehr tüchtiger, gewandter Dirigent, der, wie seine Programme zeigen, sich an recht schwierige Werke wagen durfte, da er sein Orchester zu ernster, exakter Arbeit erzogen hatte, was umso höher anzuschlagen ist, als der größte Teil der Orchestermitglieder auch damals nicht aus Berufsmusikern bestand. Freilich mußte er, wohl oft gegen seinen Willen, dem Musikgeschmack seiner Seit Rechnung tragen, als gutem Freund Anton Bruckners wird ihm das nicht immer leicht ge¬ fallen sein. Lange Seit genoß er Bruckners Freundschaft, der in den Ferien gern in Steyr weilte, wo er im Pfarrhof wohnte und viel mit Dir. Bayer verkehrte. Über eine Aufführung einer Bruckner=Symphonie unter seiner Leitung fehlen leider alle Daten. Er hinterließ auch einige gute kirchen¬ musikalische Kompositionen. Als Bayers Nachfolger wurde Herr Lehrer Prinz gewählt, der schon einige Seit im Vereinsorchester am Schlagwerk tätig gewesen war; in den vielen besinnlichen Abschnitten dieser instrumentalen Betätigung mag er sich wohl innerlich auf sein späteres Wirken als Dirigent vorbereitet haben, denn er trat als Meister des Dirigierens schon zum erstenmal ans Pult. Unter ihm zu spielen oder seinen Darbietungen zu horchen, muß eine helle Freude gewesen sein, wie von allen, die seine Musik genossen, bezeugt wird. Nun kommen erfreulicherweise unsere größten Meister ausgiebig zu Wort, Musik rassefremder Komponisten erscheint nun zu Gunsten unserer Großen zurückgedrängt. Im ersten Konzert erscheint Beethovens Egmont¬ ouverture und Schuberts ewig schöne „Unvollendete“. Ferner brachte Dir. Prinz im Mai 1920 das Fagottkonzert von Weber und die neben der 9. größten Symphonie Beethovens, die Schicksalssymphonie, zur Aufführung. Be¬ sonders ist auch hervorzuheben das Konzert im Dezember desselben Jahres zur Feier des 150. Geburtstages Beethovens. I. Prinz brachte die letzte Fidelio=Ouverture, die Pastoralsymphonie und das Tripelkonzert. Leider konnte die Konzerttätigkeit nicht mit dem musikalischen Eifer des Dirigenten Schritt halten, denn die politische Lage ließ ein geregeltes Kunstschaffen nur in beschränktem Maße zu. Doch erscheinen im Dezember 1921 zwei schöne Kammerkonzerte mit Mozart, Beethoven, und Haydn. Der 125. Ge¬ burtstag Schuberts bringt außer Dokalmusik wieder die „Unvollendete“ und die Balletmusik zu Rosamunde. Aus dem Jahre 1923 ist ein Kammerkonzert im März hervorzuheben, in dem außer Bach, Händel, Mozart und Haydn auch der Mannheimer Stamitz zu Worte kommt, der als Schöpfer neuer Formen nicht verdient, vergessen zu bleiben. Unter der Leitung des Dir. Prinz war in jener Seit auch ein Konzert von 400 Schulkindern zustande gekommen, die Kinder¬ lieder mit Orchesterbegleitung, arrangiert von Professor Einfalt in Linz, sangen. Herr Olbrich, bisheriger Vorstand des Vereines, mußte aus beruflichen Gründen scheiden, Freiherr von Schmickt trat an seine Stelle. Aus dem Jahre 1923 ist noch erwähnenswert die im Rahmen eines Kammerkonzertes aufgeführte Krönungsmesse von Mozart. 28
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