100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

1901 — 1933. Rege musikalische Tätigkeit bekundete der Musikverein auch um die Jahrhundertwende: Das Konzert am 10. März 1900 brachte in seiner 1. Abteilung die Ouverture zu Mozarts „Figaros Hochzeit“. Das im Seitungs¬ bericht besonders erwähnte flotte Tempo stellt an die Tüchtigkeit des Orchesters keine geringen Anforderungen. Der Ouverture folgte das Klavier¬ konzert in C=moll von Beethoven, für dessen Klavierpart Frau Melichar gewonnen wurde und das ebenso sehr starken Beifall auslöste, ein Seichen dafür, daß das Steyrer musikliebende Dublikum auch schwerer Musik mit vollem Verständnis zu folgen versteht. Weiters war im Mai ein volkstüm¬ liches Konzert zu hören, volkstümlich natürlich im höheren Sinn, denn Nikolais Ouverture zu den lustigen Weibern ist nicht gerade leichte Musik. Im Juli desselben Jahres feierte der Gesangverein Liedertafel seinen 50jährigen Bestand und da für die Festaufführung das Oratorium „Die Schöpfung“ von Haydn gewählt wurde, konnte der Musikverein seine Mit¬ arbeit nicht versagen. Der volle Erfolg der Aufführung ist nicht zum geringen Teil dem braven Orchester des Vereines zuzuschreiben, das hier besonders in der Einleitung und in den tonmalerischen Effekten der Rezitativbegleitung wirkungsvoll hervortritt. Im selben Jahre fand noch im Oktober ein Konzert statt, in dessen ersten Teil Mendelssohn, Mozart und Wagner vertreten waren. Es war das letzte Jahr des vorigen Jahr¬ hunderts also ein sehr arbeits= und erfolgreiches Vereinsjahr. Schon am 5. Jänner 1901 begann die Konzerttätigkeit im neuen Jahrhundert. Nachdem die Saalkonzerte vorher immer im Gasthof „Zum goldenen Schiff“ am Grünmarkt stattgefunden hatten, wurden sie bald nach Beginn des neuen Jahrhunderts in den Saal des Kasinos verlegt. Die Drogramme bleiben auch weiterhin abwechslungsreich. Hervorzuheben ist eine Mozartgedenkfeier am 11. März 1906, bei der Mozarts Symphonie in D=dur, ferner die Serenade Nr. 5 in D=dur und die Ouverture zur Oper „Die Entführung aus dem Sereil“ gespielt wurden. In jener Seit war es, daß Herrn Pfefferl der goldene Ring für seine 25 jährige tüchtige Mitarbeit im Orchester eingehändigt wurde. Am 18. Jänner 1909 gelangte zum hundersten Todestag Josef Hayans dessen Symphonie Nr. 2 in D=dur zur Aufführung. Sonst erscheint Hayan um jene Seit nie im Programm, man verzichtete dabei auf eine Fund¬ grube meist wertvoller, immer aber hübscher und gut deutscher Musik zu Gunsten von oft minderwertigem, nur um ja nicht unmodern zu erscheinen. Es ist dies um so merkwürdiger, als ja die Musik zur Schöpfung im Sommer 1900 den Steyrern ganz gewiß gefallen hatte. Am 27. November 25

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