100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

mitgliedschaft anzubieten. Am 26. April 1893 wurde Bruckner hievon brieflich verständigt und erhielt der Verein hierauf folgendes, ehrenvolle Schreiben: Hochlöbliche Gesellschaft der Musikfreunde! Hocherfreut über die mir zuteil gewordene Auszeichnung erlaube ich mir hiemit, meinen verbindlichsten Dank abzu¬ statten! Die Freude für mich ist um so größer, als diese Ehre von einer heimatlichen Stadt kam, wo ich so viele Gönner und Freunde besitze und wo ich alljährlich so gerne weile. In tiefster Verehrung Dr. A. Bruckner. Wien, 27. Hpril 1893. Die Annahme der Ehrenmitgliedschaft bedeutet aber auch zugleich die Anerkennung der Verdienste des Vereines um die Pflege der Musik durch diesen großen Meister der Töne und angespornt durch diese Aus¬ zeichnung arbeitete der Verein trotz verschiedener Hemmnisse an der Erfüllung seiner Aufgabe. Als am 11. Oktober 1896 Anton Bruckner in Wien für immer die Augen schloß, legte der Verein an der Bahre des großen Tonherden einen Kranz nieder und beteiligte sich am Leichenbegängnis in St. Florian fast aus¬ nahmlos der ganze Verein mit seinem Vorstand Eduard Werndl an der Spitze. Eine besondere Erwähnung verdient auch das Musikfest am 8. September 1898 anläßlich der oberösterreichischen Landesausstellung in Steyr, bei dem auch die Regimentsmusik des 4. Kaiserjägerregimentes unter Führung des Militärkapellmeisters Schebeck mitwirkte. Der Alpenbote berichtet hierüber. „Der 8. September war überhaupt ein Musiktag erster Ordnung. — Zwei Militärkonzerte und abends um 6 Uhr ein Dolkskonzert! Ein famoser, ungeteilten Beifalls werter Gedanke. Der Erfolg — ebenso famos. Der Beifall — riesig! Wer kann auch wiederstehen, wenn „Die drei Alliierten“ ins Seug gehen, diesmal allerdings nur unsere gut bekannten drei Vereine als musikalisch Verbündete Steyrs: die „Musikfreunde“, das „Kränzchen“ und die „Steyrer Liedertafel“ aber darum nicht minder gewichtig in ihrer ärt, als andere, weniger gemütlich Verbündete. — Wiewohl zu einem schönen Friedenswerk versammelt, schienen sie doch die Maxime eines berühmten Strategen — ich glaube Moltkes — zur Richtschnur genommen zu haben: Getrennt zu marschieren — vereint zu schlagen. Es gelang wie selten etwas. — Den Sturm auf die Herzen, denn nichts anderes soll ja ein Dolkskonzert sein, begann unsere Gesellschaft der Musikfreunde“ Zu erwähnen ist weiters die Mitwirkung des Vereines beim 40jähr. Gründungsfeste des mad. „Kränzchen“ in der unter Leitung des Chor¬ direktors Franz Bayer am Palmsonntag, den 26. März 1899 in der Stadt¬ pfarrkirche aufgeführten geistlichen Trilogie von Perosi „La Passione di Christo secondo S. Marco“ vor 4.000 Suhörern. In spaltenlangen 22

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