100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

neuer Vereinsstatuten betraut, die in der Generalversammlung vom 25. Jänner 1872 zur Kenntnis genommen und mit Erlaß der k. k. Statt¬ halterei vom 12. Februar 1872, Nr. 308/Prs, genehmigt wurden. Der Verein nannte sich nunmehr „Gesellschaft der Musikfreunde zu Steyr“ und trugen die Statuten folgendes Motto: „Die Harmonie der Töne Entflammt zu edler Tat, Begeistert für das Schöne Die alte Eisenstadt.“ Am 22. Februar 1872 fand im Gasthause zum Hirschen, wo sich das Vereinslokal befand, die konstituierende Generalversammlung des wieder¬ geborenen Vereines statt, in der Franz Werndl zum Vorstande gewählt wurde. Mit neuem Feuereifer wurde an die Arbeit gegangen und erzielte der Verein unter der künstlerischen Leitung des Theaterkapellmeisters I. Solling schöne künstlerische und finanzielle Erfolge. Zu erwähnen ist, daß auch die Zusammenarbeit mit der Steyrer=Liedertafel gleich vom Anfange an gute Früchte zeigte. So wurde am 20. Juli 1872 gemeinsam mit der Liedertafel zu Ehren ihres Chormeisters Josef Gilhofer im Stadttheater Franz Schubert's komische Oper „Der häusliche Krieg“ in Konzertform mit großem Erfolge aufgeführt. Aber auch die Musikschule wurde wieder neu ins Leben gerufen und der Bericht des Vereinsjahres 1872=73 wies bereits 36 Schüler auf. Die Leitung hatte Musikschuldirektor Wenzl Salzer, als Lehrer fungierten Kapellmeister M. Solling, Rudolf David, Hmand Loidol und Blasius Rücker. Jährlich wurden vier Konzerte abgehalten und auch die Inanspruchnahme des Vereines bei anderen Feiern und Festlichkeiten war nicht gering. Einen besonderen Aufschwung nahm der Verein unter der künst¬ lerischen Leitung des pensionierten k. k. Militärkapellmeisters Josef Withe (1874—1889). Er verfügte im Orchester über eine Anzahl besonders guter Kräfte. Wenngleich die Drogramme unverkenntlich den Stempel eines Militärkapellmeisters vom alten Schlage tragen, so muß besonders lobend hervorgehoben werden, daß Withe insbesonders deutsche Musik pflegte. Außer den Vertretern der Unterhaltungsmusik, wie Johann Strauß, Lanner, Müllöcker, Siehrer u. a. finden wir insbesonders unsere großen Meister wie C. M. Weber, Nicolai, C. Kreuzer, Mozart, Schubert und Richard Wagner vertreten. Withe war es auch, der mit Hilfe des kunstsinnigen Vorstandes Franz Werndl es ermöglichte, daß weltberühmte Künstler den Steyrern zu Gehör gebracht wurden. So u. d. das weltbekannte Florentiner Quartett, das Streichquartett Hellmesberger jun. und so weiter. Infolge hohen Alters und Krankheit war im Jahre 1889 Withe gezwungen, seine Tätigkeit als Kapellmeister zu beenden und an seine Stelle wurde der damalige Lehrer an der Musikschule Kapellmeister Ludwig Großauer bestellt. (1890—1899). Unter seiner künstlerischen Führung machte der Verein konsequent §ortschritte. Das Orchester, rund 42 Mann stark, war gut geschult und gut 20

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