100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

Die kommenden Jahre der politischen Wirrnisse, so insbesonders das Revolutionsjahr 1848, haben die Vereinstätigkeit schwer gehindert und den Verein oft durch längere Seit zur Untätigkeit gezwungen. Der Chronist vermerkt noch ein Konzert, das am 9. März 1860 im Stadttheater abge¬ halten wurde und um das sich besonders Musikdirektor Anton Gruber große Verdienste erworben hat. Es wurde dabei allgemein der Wunsch rege, daß der Musikverein, der so viel Gediegenes geleistet hat, wieder zur vollen Blüte kommen möge. Die weiteren Jahre der politischen Span¬ nungen und insbesonders das Kriegsjahr 1866 einerseits, das größere Interesse der Steyrer für die in diesen Jahren neugegründeten Gesang¬ vereine (Steyrer Liedertafel und M. G. D. Kränzchen) andererseits, ließen den Konzertbetrieb des Musikvereines nicht recht aufkommen und der Verein verfiel in einen Dornröschenschlaf, aus dem er im Jahre 1871 zu neuem Leben erweckt wurde. Zwei Männer waren es, der Lehrer Ignaz Schmid und der Sparkasse¬ beamte Julius Reschauer, zwei begeisterte Musiker, die die einzig richtige Meinung vertraten, daß das Interesse für ernste und klassische Musik in der an und für sich kunstliebenden Bevölkerung der Stadt schon schlum¬ mernd vorhänden, jedoch nur neu erweckt zu werden brauche und daß die orchestrale Tätigkeit eines Musikvereines auf die choristische Tätigkeit eines Gesangvereines nicht divergierend wirke, sondern daß ein Musik¬ verein neben einer Liedertafel vorteilhaft gedeihen könne, ja daß ein Zu¬ sammenwirken beider musikalischer Vereinigungen für das musikalische und kulturelle Leben der Stadt notwendig und fruchtbringend sei. Das war am 14. Oktober 1871. Die beiden kunstbegeisterten Männer begannen ihren Werbefeldzug und schon nach 14 Tagen (28. Oktober 1871) konnte an eine Probe, die erste nach einer längeren Seit der Unterbrechung, ge¬ schritten werden. Der Vereinschronist nennt als Ausübende die Lehrer David, Edelhart, Grill, Salzer, Schmidk, Tippl, Hasenleithner und Heinzl, weiters Dr. Gungl, k. k. Auskultant, Bernhard Rücker, Organist, Blasius Rücker, Uhrmacher, Reschauer, Sparkassenbeamter, Stuppöck, Diurnist und Solling, Theaterkapellmeister. Gelegentlich einer Versammlung des Stenographen¬ vereines 1871 war das erste öffentliche Auftreten des neu erstandenen Vereines und fanden die zum Dortrage gebrachten Musikstücke begeisterte Aufnahme. Diele Gönner und Freunde wurden gefunden, die durch nam¬ hafte Spenden den Verein unterstützten und es so ermöglichten, das alte Inventar und Archiv des Vereines durch Anschaffung von neuen Instrumenten und Noten zu erneuern und zu vergrößern. Unter den Spendern sind besonders die Frauen Barbara von Schönthan, Anna Werndl und die Herren Franz Wernal, Realitätenbesitzer, Moritz Gscheider, kaufmann, Diktor Stigler, Buchhändler, Dr. Wilhelm Stigler, Hpotheker, Josef Pöltl, Kaufmann, Johann Berger, Goldschmied, Emil Haas, Redak¬ teur, Lehrer Almhofer, Franz Kern, k. k. Oberleutnant und Karl Almroth zu nennen. Die Herren Ignaz Schmid, damaliger Vereinsvorstand, Salzer, Bern¬ hard Rücker, Reschauer und Dr. Gungl wurden mit der Ausarbeitung 79

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