100 Jahre Höhere Technische Bundeslehranstalt

INGENIEUR UND GESELLSCHAFT Der Ingenieur ist sich seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewußt. Der NACHRICHTENTECHNIKER bringt die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft durch KYBERNETISCHE MODELLE vor! Der TECHNOLOGE entdeckt nicht nur Methoden zur Herstellung bestimmter technischer Geräte, sondern auch Methoden. die den Menschen gezielt beeinflussen! Der KRAFTFAHRZEUGBAUER beeinflußt die Gesellschaft, nicht nur über die Wirtschaft, sondern auch direkt über die Umweltveränderung! Der FACHMANN FÜR ELEKTRONISCHE MESSTECHNIK wirkt durch Bereitstellung von Geräten auf die naturwissenschaftliche Forschung und Entwicklung und nicht zuletzt auf die Medizin ein! Der COMPUTER-TECHNOLOGE beeinflußt die Gesellschaft über die Wirtschaft und die Politik und wirkt regelnd auf die Forschung und Entwicklung! INGENIEUR UND ERFINDER Der ideale Ingenieur ist ein schöpferischer Mensch; seine primäre Aufgabe ist das BERECHNEN. KONSTRUIEREN und ERFINDEN! Weil aber das ERFINDEN zu seinen „Dienstpflichten" gehört. wie in den Dienstverträgen zu lesen ist, wird es in der Ottentlichkeit und im Beruf wenig honoriert! Nicht, daß spektakuläre Erfindungen und Entwicklungen von den Massenmedien übergangen werden. im Gegenteil! Es wird eben NUR über das Spektakuläre, der Allgemeinheit unmittelbar Verständliche, berichtet, während oft höher 42 einzuschätzende Leistungen nur bei einer kleinen Gruppe von Fachleuten Anerkennung finden. Sogar unter den Naturwissenschaftlern gab es die Tendenz, schöpferische Ingenieurleistungen abzuwerten! Als zum Beispiel 1956 WILLIAM SHOCKLEY, JOHN BARDEEN und WALTER BRATTAIN, die Erfinder des Transistors, der die Konstruktion großer elektronischer Anlagen erst ermöglichte und damit der Datenverarbeitung und der Automation den Weg ebnete, den Nobelpreis für Physik erhielten, wurde die Stockholmer Akademie der Wissenschaften kritisiert, weil „ N U R " eine Ingenieurleistung honoriert wurde! In der schöpferischen Arbeit hat der Ingenieur außerdem vieles mit dem Künstler gemeinsam, zum Beispiel das Mittel der SYNTHESE. Man erkennt diese Methode sowohl bei JAMES WATT anläßlich der Erfindung der Dampfmaschine während eines Spazierganges, als auch im bekannten Brief MOZARTS an Gottfried van Swieten. in welchem er seine Arbeitsweise schilderte. Beide SYNTHETISIERTEN die Elemente der KONSTRUKTION bzw. der KOMPOSITION, die ihnen als Ideen aus dem Unterbewußtsein folgerichtig zuflogen. zu einem funktionellen, harmonischen Ganzen. Die Erfindungen des Ingenieurs haben drei Kriterien zu erfüllen und zwar: 1. Sie müssen realisierbar sein 2. Sie sollen der Menschheit dienen und 3. wirtschaftlich sein! Der ideale Ingenieur läßt sich daher bei seiner Tätigkeit von wirtschaftlichen Gesichtspunkten leiten! Der Ingenieur bzw. der Konstrukteur befindet sich daher in einem dauernden Dilemma; einerseits drängt es ihn zur technischen Perfektion, andererseits verlangt oft die Wirtschaftlichkeit das Eingehen von Kompromissen. Das Wissen des Ingenieurs ermöglicht die technische Perfektion, die Kostspieligkeit jedoch zwingt ihn oft, vor dem Erreichen dieses Zieles stehen zu bleiben! DIES ERFORDERT EIN ERHEBLICHES MASS AN DISZIPLIN! Wirtschaftliches Arbeiten ist nur durch eine vernünftige Arbeitsteilung möglich! DER IDEALE INGENIEUR IST DAHER SPEZIALISIERT! In der heutigen Zeit des Spezialistentums hat der MASCHINENBAUER besonders gute Aussichten, in führende Stellungen vorzustoßen! Seine gründliche Ausbildung in den Fachgebieten : Festigkeitslehre, Dynamik, Elektrotechnik, aber auch in den angrenzenden Fachgebieten: Physik, Chemie, Mathematik, befähigen ihn, sich einen klaren Überblick zur Lösung auftretender Probleme zu verschaffen! Aber auch das Gebiet der Thermodynamik und der Schwingungslehre wird im MASCHINENBAU sehr genau und ausführlich gelehrt! Der Ingenieur muß letzten Endes sein Fach lieben und anpassungsfähig sein. weil die Zeitabschnitte, in denen sich die technologischen Kenntnisse umwälzen, immer kürzer werden! Während die WISSENSCHAFT der Erkenntnis dient. dient die TECHNIK der menschlichen Existenz! Demnach ist es die Aufgabe des Ingenieurs. das Leben der Menschen lebenswert zu machen! Georg Poulakos BIBLIOGRAPHIE: 1. o. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Fritz Paschke ,.Ingenieur in zwei Welten" 2. Jaro Zeman ,.Standort der Technik" Verlag d·er TH Wien 1963 3. Hans Weigl „Vorschläge für den Weltuntergang", Residenz-Verlag, Salzburg 1969 DENKEN UND GLAUBEN Die heutigen Universitäten und Schulen sind ihrem Wesen nach grundsätzlich verschieden vom mittelalterlichen Urbild der „Universitas". Ihre Entstehung ist eigentlich als Reaktion gegen das angebliche Bildungsmonopol der Kirche zu betrachten! Das Volk sollte aufgeklärt, vom Aberglauben der Kirche befreit und zu einer höheren Menschlichkeit herangeführt werden. Dabei hat man aber vergessen, daß auch durch die katholischen Schulen das Wissen des Altertums bis zu uns überliefert worden ist. Als große Mathematiker haben z. B. gewirkt : der Dominikaner Jordanus Nemoranus, der Franziskaner Thomas de Bradwardina (der „Doctor profundus"), Thomas von Aquino (,,Doctor angelicus") und Duns Scotus, Nicole von Oresme, Bischof von Lisieux, und andere mehr. Alle Männer, die die Brücke zwischen den Lehren des Altertums und der neuen Zeit bildeten, die Verbindung zwischen Pythagoras, Euklid, Archimedes, Apollonios von Pergä und Descartes, Leibniz, Poncelet, Gauß und Hilpert. Diese Einstellung der mittelalterlichen Schulen hat nicht nur die Entfremdung zwischen Kirche und Wissenschaft zur Folge, sondern führte zu einer gegenseitlichen feindlichen Einstellung. Denken und Glaube wurde immer stärker als unversöhnliche, fundamentale Gegensätze gesehen. Es wird nun hiemit versucht nachzuweisen, daß wissenschaftliches Arbeiten und lebendiger Christenglaube sehr wohl nebeneinander bestehen können. Zu den unmittelbaren oder inneren menschlichen Glaubens-Schwierigkeiten gehört vor allem folgendes Denkproblem: Das wissenschaftliche Denken ist ausgerichtet auf Erscheinungen, auf Phänomene, auf Faßbares. Wirklichkeit ist, was mit den Sinnen wahrgenommen und mit dem Verstand begriffen werden kann. Es ist demnach ein dreidimensionales Denken. Ein Raum, zum Beispiel, ist dreidimensional: Länge x Breite x Höhe ergibt soviel Kubikmeter. Diese Tatsache begreift jeder. Aber so wie Einstein durch die Relativitäts- und Quantentheorie die vierte Dimension in das wissenschaftliche Denken einführte, kennt auch das biblische Denken eine vierte Dimension! In der Festigkeitslehre. bei der Ermittlung der Formveränderungen der Tragwerke, ist stets die Rede vom Flächenmoment zweiter Ordnung, das vierdimensional ist (cm4). In der Physik ist die Bewegung eines Moleküls im dreidimensionalen Raum durch die Einführung der vierten Dimension „Zeit" auch vierdimensional geworden. Beim biblischen Denken gibt es auch eine vierte Dimension. Ihr Vorhandensein kann nur bezeugt und verkündet werden. Das Erkenntnisorgan, welches die dreidimensionale Wirklichkeit erfaßt. ist unsere Vernunft. Das Erkenntnisorgan, das die vierte Dimension der unsichtbaren, geistlichen Wirklichkeit erfaßt, ist der Glaube. Die Vernunfterkenntnis kann mit dem Scheinwerferlicht verglichen werden, das auf eine Wand fällt und alles Sichtbare klar beleuchtet. Die Glaubenserkenntnis ist mit den Röntgenstrahlen vergleichbar, welche durch die Materie hindurchleuchten und das Unsichtbare sichtbar machen. Die Maschinen und Apparate, die von Menschen konstruiert werden, zeigen offensichtlich, daß sie als Gestaltung der menschlichen Vernunft dem Menschen untertan sind. Wer einen Gott fordert, der sich logisch beweisen läßt, will einen Gott haben, der ihm untertan ist. Der Mensch gründet seine Ehre auf die Vernunft und damit auf sich selbst. In diesem Zustand ist es ihm unmöglich, Gottes Realität glaubend zu erfassen. Jesus sagt darüber: "Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehme! und die Ehre, die von Gott ist, nicht sucht?" (Johannes 5, 44). Wo dem Geschöpf mehr Ehre gebracht wird als dem Schöpfer, wo der Kreatur mehr nachgefragt wird als ihrem Urheber. da verhärtet sich das Herz, da wird der Staat. die Kunst, die Wissenschaft, die Vernunft, die Gesellschaft oder irgendeine Ideologie zur höchsten Autorität gemacht, da ist die Absage an Gott, da lebt der Mensch ohne Gott, da will er die Realität Gottes ignorieren. Hier stellt aber Christus die Frage: „Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?" (Johannes 8, 45). Wenn Gott Gott ist, dann ist Er mindestens so vertrauenswürdig wie irgendeine wissenschaftliche Autorität. Hier ist vorerst der übliche Mißbrauch des Ausdruckes „Wissenschaft" zu korrigieren! Man hört oft Redewendungen wie die nachfolgende: Die gesicherten Ergebnisse der Wissenschaft erlauben nicht mehr, an die Bibel zu glauben. Wissenschaftliche Tatsachen zeigen deutlich, daß die Bibel überholt ist, sie sprechen 43

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2