100 Jahre Höhere Technische Bundeslehranstalt

142 WAS IST ORTHOGONALE AXONOMETRIE? In technischen Zeichnungen sind die Objekte zwecks Maßeintragung fast ausschließlich in besonderer Stellung zu Grund- und Aufrißebene dargestellt. Bei komplizierten Formen ist diese Darstellungsart oft wenig anschaulich und beansprucht das Raumvorstellungsvermögen während des Erfassens der Form aus den zugeordneten Normalrissen in hohem Maße. In f2chlichen Abhandlungen und besonders in der Werbegrafik will man aber Gegenstände in einem einzigen Bild anschaulich zeigen. Hier stehen an Parallelprojektionen das Schrägrißverfahren und das Normalrißverfahren der orthogonalen Axonometrie zur Verfügung. Beim Schrägrißverfahren wählt man das Objekt in einer Stellung, bei der seine Parallelebenen mit nicht ganz einfachen Figuren zur Bildebene parallel sind, um diese Einzelheiten unverzerrt zeichnen zu können. Dafür nimmt man in Kauf, daß das Bild bei „normaler" Betrachtung verzerrt wirkt. •i Für die Anwendung der orthogonalen Axonometrie aber wird der abzubildende Gegenstand in allgemeine Stellung zur Bildebene gebracht. Der klare Vorteil besteht darin, daß ein auf diese Art konstruiertes Bild frontal betrachtet werden kann und angenehm wirkt. Das Problem beim Abbildungsverfahren der orthogonalen Axonometrie besteht nun darin, das Objekt in allgemeiner Stellung zur Bildebene anzunehmen. Eine Lösungsmöglichkeit ist folgende: Man nimmt eine rechtwinkelige, räumliche Ecke mit den Kanten x, y bzw. z in beliebiger Stellung zur lotrechten Bildebene _,., an (zumeist jedoch so, daß die lotrechte Ebene durch z zu JT normal steht). Wie man das macht, entwickle ich mit meinem zerlegbaren Modell, indem ich mit der z-Achse beginne und Element für Element aufbaue, während danach gleichzeitig an der Tafel und bei der DG-Heft-Zeichnung der Schüler die Konstruktion Strich um Strich entwickelt wird. Die ganze Menge der auftretenden Begriffe u. a. m. wird dabei einprägsam erarbeitet. Als einziges Beispiel. sei hier nur das „Bildspurdreieck" erwähnt (im Bild violett). Ist der „Aufriß" der rechtwinkeligen, räumlichen Ecke ermittelt bzw. auf Grund seiner kennzeichnenden Eigenschaften allein neu aufgezeichnet worden, so denkt man sich den abzubildenden Gegenstand achsenparallel in die räumliche Ecke hineingestellt und beginnt mit der Konstruktion seines axonometrischen Bildes. Sowohl die „maßstäbliche orthogonale Axonometrie" als auch das sogenannte „Bildeinschneideverfahren" läßt sich mit diesem Modell anschaulich erfassen. Franz Wieringer ") Vgl. den Beitrag „Das verzerrte Bild", Seite 13D. 143

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