100 Jahre Höhere Technische Bundeslehranstalt

BERECHNUNGSGRUNDLAGEN FOR EINEN SELBSTFAHRENDEN LÄNGSMÄHDRESCHER MIT T-FORMIGEM EINZUG UND DRUCKWINDREINIGUNG Die Entwicklung irgendeines Zweiges des Maschinenbaues geht im allgemeinen zwei getrennte Wege. Der eine ist der Weg der Empirie, der andere der Weg der Theorie, zwei Wege, die zeitlich gegeneinander stark verschoben sind. Am Anfange einer Entwicklung steht im Maschinenbau fast immer die Empirie. Erst nach oft geraumer Zeit wird begonnen aus den meist bereits beachtlichen empirischen Erkenntnissen theoretische Unterlagen herzuleiten. Die theoretische Grundlagenentwicklung wird danr. rascher vor sich gehen als die vorangegangene Erarbeitung der grundlegenden praktischen Erkenntnisse. Bald werde11 diese beiden, oft nicht koordinierten Entwicklungskurve;i zum Schnitt kommen, und von diesem Zeitpunkt an wird - im allgemeinen - die Theorie in der Lage sein, ihrerseits der Praxis Unterlagen zur Verfügung zu stellen, um die Entwicklung fortzuführen. Dieser erstrebenswerte Endzustand ist bei allen maschinenbaulichen Spezialgebieten erreicht. Im Landmaschinenbau hingegen ist dieses Ziel noch nicht erreicht worden. Beispielsweise in dem umfangreichen Teilgebiet der Dreschmaschinen, im besonderen in dem Teilgebiet der M ä h d r es c h e r, stehen dem Konstrukteur und Berechner nur geringe theoretische Hinweise zur Verfügung. Aber auch der Konstrukteur und Berechner einer Landmaschine soll - wie es in allen anderen maschinenbaulichen und elektrotechnischen Fachgebieten der Fall ist - in der Lage sein, seine Maschine „durchrechnen" zu können. Es soll die Aufgabe dieses Aufsatzes sein, auf dem Teilgebiete „M ä h d resch e r" solche vom Verfasser abgeleitete Berechnungsunterlagen anzugeben und damit eine funktionsgerechte Durchrechnung eines Mähdreschers zu ermöglichen. 1. Mit Hilfe einer graphischP.n Methode 711r Restimm1mg der Betriebs- und Konstruktionswerte eines M ä h b a 1k e n s ergibt sich bei einem Hochschnfttbalken mit einfachem Durchgang, daß die e ff e kt i v e mittlere Schnittgeschwindigkeit bis zu über 50 Prozent der üblicherweise verwendeten fiktiven mittleren Schnittgeschwindigkeit liegt. Anstelle der fiktiven r.,ittlere:i Schnittgeschwindigkeit ist somit der Wert für die effeklive mittlere Schnittgeschwindigkeit anzugeben, da nur dieser Wert die Schnittverhältnisse richtig charakterisiert. Der Kleinstwert der effektiven mittleren Schnittgeschwindigkeit läßt sich für (ibliche Mähwerke v0n Mähdreschern iHochschnittbalken mit einfachem Durchgang) nach der Formel v ~111 0,033 1,1M berechnen. Es ist: v~ltt. . effektive mittlere Schnittgeschwindigkeit in m/s . Winkelgeschwindigkeit des Kurbeitriebes für den Mähbalken in s- 1 . 2. Ferner ergibt sich, daß bei einem Hochschnittbalken mit einfachem Durchgang die reine Schnittzeit nur etwa 14 Prozent der gesamten Einzugszeit einer Messerklinge beträgt. (Die Belastung eines Mähbalkens üblicher Bauart ist somit stoßartig und der Schnittverlauf ungünstig). 3. Die maximale Fahrgeschwindigkeit eines Mähdreschers hängt von der Winkelgeschwindigkeit des Kurbeitriebes ab. Sie läßt sich nach der Formel v1 max - 0,0317 . ,,,M berechnen, wobei sich v1 max in m/s ergibt. 4. Ausgeprägte R e c h e n - Te i I q u a n t e n, mit einem Zeitabstand von etwa 0,15 bis 0,20 Sekunden und mehr, treten besonders bei Zubringertrommeln mit einer asymmetrischen Rechenanordnung auf. Hingegen ergeben sich nur schwach ,iusgebildete Rechen - Ges a m t q u a n t e n. Der Zeitabstand zwischen den einzelnen Rechen-Teilquanten hängt im wesentlichen von der Fahrgeschwindigkeit, der Anzahl der Zinkenträger der Haspel, der Haspeldrehzahl, der Rechenanordnung der Zubringertrommel, der Arbeitsbreite der Zubringertrommel und der Drehzahl der Zubringertrommel ab. 131

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