100 Jahre Höhere Technische Bundeslehranstalt

den, z. B. der Ersatz des Erdöls durch elektrischen Strom, wäre volkswirtschaftlich außerordentlich bedeutsam, muß doch heute mehr als 50 0/o der in Österreich verbrauchten Energie aus dem Ausland eingeführt werden, bei Erdöl sind es fast 80 0/o. (Im Vergleich dazu ist Österreich bezüglich der Nahrungsmittelversorgung fast völlig autark). Daß das elektrische Heizen die umweltfreundlichste Heizmethode darstellt, braucht nicht betont zu werden. Wie kann man nun elektrisch heizen und wie hoch sind die Stromkosten? Um es gleich vorwegzunehmen: billig ist das elektrische Heizen nicht, es ist derzeit die teuerste Methode und wird es vermutlich auch bleiben. Doch hat sich der Abstand zwischen dem Preis der elektrischen Energie und den Preisen anderer Heizmaterialien deutlich verringert, weil die Stromkosten nicht so stark gesti_egen sind wie die Preise der fossilen Brennstoffe. Konkret: 1 1 Ofenöl kostet derzeit (März 1974) S 3.-, man kann daraus etwa 7000 Wärmeeinheiten netto gewinnen. Ein kWh ergibt 860 WE, das heißt, für die Erzeugung von 7000 WE braucht man 8,15 kWh. In Oberösterreich kostet derzeit 1 kWh in der Nacht (22 bis 6 Uhr) ca. 0,5 S, bei Tag ca. 0,84 S. Die Wärme, die man für S 3.- aus Ofenöl gewinnen kann, kostet demnach mit Nachtstrom ca. S 4.-, mit Tagstrom sogar fast S 7.-. Die Frage, warum trotz der offensichtlich höheren Kosten mit Strom geheizt wird, kann jede Hausfrau beantworten: es ist das einfachste, bequemste und sauberste Heizen. Für dauernde Heizung ganzer Wohnungen werden heute fast ausschließlich 102 Nachtstromspeicherheizgeräte verwendet; für die Übergangszeit, als Zusatzheizung sowie für die kurzzeitige Beheizung einzelner Räume (z. B. Badezimmer) auch Tagstromheizgeräte. Die Tagstromheizgeräte sind überall dort zu empfehlen, wo nur relativ kurze Zeit geheizt, also nur verhältnismäßig wenige kWh verbraucht werden. Sie kosten in der Anschaffung nur rund 1/,o der Nachtstromspeicherheizgeräte und erfordern, da man sie an jeder Steckdose anschließen kann, meist keine Änderung der elektrischen Installation. Die wichtigsten derzeit auf dem Markt befindlichen TAGSTROMRAUMHEIZGERÄTE sind: 1. Konventionelle Geräte mit Oberfläcl1enlemperaturen bis ca. 100°: RADIATOR-HEIZKÖRPER, RIPPENROHRHEIZKÖRPER Sie sind teurer als die Geräte mit höheren Oberflächentemperaturen, dürfen aber eben wegen der niedrigen Oberflächentemperatur auch für die Beheizung feuergefährdeter Räume (z. B. Garagen) verwendet werden. Wegen ihres größeren Gewichtes und ihrer größeren Abmessung sind sie weniger leicht transportierbar und brauchen mehr Platz in der Wohnung. Ein weiterer Nachteil ist ihre relativ lange Anheizzeit. Sie sind trotz ihrer Nachteile aus hygienischen Gründen zu empfehlen. ~- Konventionelle Geräte mit Oberflächentemperaturen über 100°: HEIZSTRAHLER (BADSTRAHLER) KONVEKTORHEIZGERÄTE • VENTILATORHEIZER • ') werden auch mit Thermostat geliefert Heizstrahler sind empfehlenswert für das Badezimmer, sie können auch für die Beheizung im Freien (Terrassen, Balkone) verwendet werden. Kurzzeitig empfindet man die Heizstrahler mit hoher Oberflächentemperatur als angenehm, als Dauerheizung sind sie für Räume, in denen sich Menschen längere Zeit aufhalten, nicht zu empfehlen. Konvektorheizgeräte (Flachkonvektor, Konvektorleiste) Diese Geräte geben die Wärme nicht durch Strahlung, sondern durch Konvektion an die Raumluft ab. Die Luft strömt dabei infolge der natürlichen Kaminwirkung durch die meist flach und relativ hoch gebauten Geräte. Die Konvektorheizgeräte gibt es sowohl transportabel als auch fest montiert. Ventilatorheizer: Sie sind wegen ihres geringen Gewichtes und Volumens leicht zu transportieren. Als nachteilig ist das - allerdings geringe - Ventilatorgeräusch zu erwähnen. Der wesentliche Vorteil des Ventilatorheizers gegenüber den anderen Geräten liegt darin, daß die vom Heizer abgegebene Wärme gleichmäßig im Raum verteilt wird, während die aus den Konvektionsgeräten austretende Warmluft nach oben steigt und zunächst den Raum an der Zimmerdecke erwärmt. Die Vcntilatorhcizcr, auch Heizlüfter genannt, stellen - vor allem mit Thermostat - ein höchst praktisches und daher seh1 empfehlenswertes Gerät dar. Allerdings empfinden manche Menschen die Luftverschlechterung infolge der Staubverbrennung als unangenehm. Alle Heizgeräte mit einer Oberflächentemperatur über 60 - 70° C haben den Nachteil, daß der Staub,der mit den Heizflächen in Berührung kommt, verbrennt oder zumindest verschwelt, wodurch die Rachenschleimhäute der Bewohner gereizt werden können. Ähnliche Beschwerden verursacht eine zu große Trockenheit der Raumluft. (Siehe Roedler, F., Die hygienischen Grundlagen der Raumheizung, Zeitschrift „Elektrizität", Heft 1 1958, Seiten 384 - 387). Die Tatsache der Staubverschwelung ist ziemlich unbekannt, somit werden die gelegentlich auftretenden hustenreizähnlichen Beschwerden allgemein auf die zu trockene Raumluft zurückgeführt, und sehr häufig hört man, die trockene Luft werde durch die Warmwasserzentralheizung verursacht. Tatsächlich wird aber, wie man leicht überlegen kann, die Luft in zentralgeheizten Räumen unter sonst gleichen Bedingungen nicht trockener sondern feuchter sein als in mit Einzelöfen geheizten Räumen. Durch den Ofen wird ja über den Kaminanschluß laufend Luft aus dem Raum abgesaugt, und kalte Frischluft strömt, hauptsächlich durch die Undichtheiten der Fenster, in den Raum. Diese Frischluft ist aber im Winter fast immer sehr trocken, sodaß die relative Feuchtigkeit der Raumluft im ofengeheizten Raum geringer sein wird als im zentralgeheizten Raum, der einen geringeren natürlichen Luftwechsel aufweist. Wegen der größeren Frischluftzufuhr kann ein ofengeheizter Raum trotz geringeren Luftfeuchtigkeitsgehaltes eine relativ behagliche Atmosphäre besitzen. Im übrigen werden in der ofengeheizten Wohnung häufig nur diejenigen Räume geheizt, die tatsächlich bewohnt werden, d. h. in denen sich Personen mehr oder minder ständig aufhalten. Diese Bewohner geben laufend Feuchtigkeit an die Raumluft ab, sodaß die ofengeheizten Räume auf diese Weise dauernd etwas befeuchtet werden. Es ist fraglich, ob die vielfach durchgeführte künstliche Befeuchtung von zentralgeheizten Wohnungen ohne laufende Kontrolle des Luftfeuchtigkeitsgehaltes sinnvoll ist. Ein Raum, in dem sich an den Fenstern Schwitzwasser bildet, ist mit großer Wahrscheinlichkeit feucht genug; einen solchen Raum noch künstlich zu befeuchten, heißt sinnlose Energie verschwenden. Vernünftiger ist es, ein Hygrometer zu kaufen und dann, wenn trotz hinreichender relativer Luftfeuchtigkeit (50 - 60 D/o) noch kein behagliches Raumklima erzielbar ist, sein Augenmerk dem Problem der Staubverschwelung zuzuwenden. Wenn die Heizkörpertemperatur 55° nicht überschreitet, tritt keine Luftverschlechterung durch Staubröstprodukte auf und die Heizung ergibt die größtmögliche Behaglichkeit. Überdimensionierung der Radiatoren ist also eine Grundvoraussetzung für optimalen Heizkomfort der Warmwasserzentralheizung. Wenn die Radiatoren auch am kältesten Tag auf nicht mehr als 55° erwärmt werden müssen, stellt die Warmwasserzentralheizung eine nach wie vor fast ideale Heizanlage dar. übertroffen wird sie nur noch von den Niedertemperatur-Flächenheizungen : 3. ,Elektrische Niedertemperatur-Flächenheizungen a) DECKENSTRAHLUNGSHEIZUNG Die fabrikfertigen Flächenheizleiter (Versorgungsspannung 220 V) werden auf einen an der Decke betestigten Holzlattenrost geklammert. Dieser Holzlattenrost dient gleichzeitig als Träger der Deckenverkleidung, z. B. Gipskartonplatten. Mit einer für normale Wohnungen ausreichenden Flächenheizleistung von ca. 130 W/m2 ergibt sich eine Dekkentemperatur von ca. 35°. Die Anheizzeit beträgt ca. 1 bis 2 Stunden. Wegen der geringen Speicherfähigkeit kann die Deckenstrahlungsheizung nur als Tagstromheizung betrieben werden. Als Dauerheizeinrichtung dürfte sie daher in naher Zukunft kaum in Frage kommen. Als Zusatz- bzw. Übergangsheizung ist sie aber von der Anschaffungskosten-Seite gesehen gegenüber dem Elektroradiator nicht konkurrenzfähig, sodaß sich die Deckenstrahlungsheizung trotz der unbestreitbaren Vorteile, die jede Niedertemperaturheizung bietet (ideale gleichmäßige Temperaturverteilung im Raum, dadurch keine Zugerscheinungen), bis jetzt nicht entscheidend durchsetzen konnte. b) FUSSBODENHEIZUNG Auch die Fußbodenheizung ist in Österreich so gut wie unbekannt, obwohl sie z. B. in England schon weit verbreitet ist. Sie hat neben allen Vorteilen der Deckenstrahlungsheizung noch einen weiteren: sie kann ohne großen Mehraufwand als Halbspeicherheizung ausgeführt werden (Verlegung der Heizleiter im Fußbodenestrich, der gleichzeitig als Speicherkern verwendet wird). Sie kann daher zumindest zum Teil mit Nachtstrom betrieben werden. Auch bei Tag könnten die E-Werke den Strom für diese Heizung billiger abgeben, weil die Halbspeicherheizung in dBr 103

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