100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

GEGENWART UND ZUKUNFT standen. So hat unser Glaube nicht in einem Ge– fühl, nicht in wechselnden Tagesmeinungen, son– dern in der zuverlässig überlieferten Botschaft Got– tes seine sichere Grundlage. Der Kirchturm weist mit seinem weithin sichtba– ren Kreuz die Bürger und Besucher unserer Stadt auf unser Gotteshaus hin. Die Glocken laden weithin hörbar zu den Gottes– diensten ein. Die kleinste Glocke, Waldenserglocke genannt, erinnert an die Glaubensbewegung, die vor der Reformation im 14. Jahrhundert in unserer Stadt ihre Anhänger im evangelischen Sinn geprägt hat. Welch einen wagemutigen und weisen Entschluß haben die Verantwortlichen unserer Gemeinde vor 100 Jahren gefaßt, als sie ein Grundstück in der Größe von 2. 700 m 2 erworben haben und damit nicht nur eine Kirche sondern auch ein Pfarrhaus errich– ten konnten und Platz genug für die Entwicklung eines regen Gemeindelebens hatten! Zukunftsperspektiven 1. So lange unsere Kirche steht, wird sich die Ge– meinde in ihr zum Gottesdienst versammeln. Seit den Zeiten der Apostel bis zur Wiederkunft Jesu wird Gottesdienst gefeiert. Die Formen werden sich än– dern, der Inhalt bleibt. 2. An den Lebensübergängen wird man sich wei– terhin in der Kirche einfinden, um die großen Lebens– ereignisse im Licht des ewigen Gottes zu sehen und Gott um seinen Segen zu bitten. 3. Der Traditionsabbruch wird auch in Steyr wei– tergehen. An Stelle einer von außen her tragenden Tradition wird die persönliche Überzeugung des ein– zelnen noch mehr an Bedeutung gewinnen. Es kom- 56 men nur die, die kommen wollen; keiner kommt auf Grund einer Konvention oder aus Zwang. 4. In einer derzeit noch auf den Pfarrer zentrier– ten Kirche sind viele Qualitäten des Pfarrers gefragt: Verkündigung und Unterricht, Seelsorge und Kon– taktfreudigkeit, Gabe der Leitung und Verwaltung. 5. In zunehmendem Maße werden jedoch die per– sönlichen Beziehungen der Mitarbeiter und Gemeindeglieder zählen. Hier ist die persönliche Verantwortung gefragt. Die Sprachfähigkeit des Glaubens, die Offenheit und das Vertrauen, den Willen zur Gemeinschaft zu entwickeln, wird notwen– dig sein. In einer Zeit zunehmender Isolierung, Käl– te und Vereinsamung ist die Gemeinde als geistli– che Heimat, als Ort der Geborgenheit und der menschlichen Wärme gefragt. Das Rückgrat einer Gemeinde sind die Mitar– beiter. Jeder ist zur Mitarbeit berufen. Jeder hat eine Gabe, die er zum Segen für andere einzusetzen aufgerufen ist. Kein Pfarrer kann in unserer Zeit der persönlichen Inanspruchnahme für die ganze Ge– meinde da sein - so, daß er zu jedem eine persönli– che Beziehung aufbaut und pflegt (in unserer Ge– meinde: 1.800 Personen). 6. Durch die Fortführung bestehender und Ein– richtung neuer Besuchsdienste soll jedes Mitglied unserer Gemeinde wissen und erfahren, daß nie– mand bei uns vergessen oder übersehen wird. Un– sere Gemeindemitglieder im Krankenhaus, im Al– tenheim oder zu Hause zu besuchen, wenn sie alt, krank oder einsam sind - damit erfüllen wir nicht nur ein Gebot Jesu, sondern wir setzen auch ein Zei– chen der Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft und der liebenden Zuwendung. Darüber hinaus sollten wir meines Erachtens auch diejenigen besuchen , die von sich aus nicht den Weg in die Kirche finden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2