100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

NSDAP den Saal für sich und die Gemeinde verlor somit die Möglichkeit eines weiteren Ausbaus. 1938, nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich , wurde für den Austritt aus der Kir– che in die „Gottgläubigkeit" geworben und ge– drängt. Viele, die bis dahin mit ihrem Pfarrer, der ja aus Deutschland stammte, in der gleichen deutsch– nationalen Gesinnung verbunden gewesen waren, kehrten der Kirche jetzt den Rücken. Das war für Fleischmann eine schmerzliche Enttäuschung und bedrückte ihn in seiner weiteren Seelsorgetätigkeit. Die blühende evangelische Jugendarbeit an Kin– dern, Burschen und Mädchen fand ebenfalls ein jä– hes Ende, da die kirchliche Jugendarbeit verboten wurde. Der Religionsunterricht konnte nur noch unter erschwerten Bedingungen erteilt werden. Um die vielseitige Gemeindearbeit bewältigen zu FLEISCHMANN können, versuchte der Ortspfarrer immer wieder zu seiner Entlastung einen Vikar als Mitarbeiter zu be– kommen. Oft scheiterte dieses Vorhaben an der Fi– nanzierung. Die Vikare bewarben sich meist schon nach einem Jahr um eine eigene Pfarrstelle und die mühsame Suche nach Ersatz begann wieder. In den Jahren vor dem 2. Weltkrieg sind die Vikare Reinisch, Bruckner und Sakrausky, der spätere Bi– schof, in Steyr tätig . Fleischmann versuchte, auf die jeweiligen Zeit– strömungen und Bedürfnisse einzugehen: Er war zum Beispiel Gründungsmitglied des Vereins „Die Flamme" und setzte sich damit für die Gleichwer– tigkeit der Leichenverbrennung mit der Erdbestat– tung ein. Damals bekämpfte die römisch-ka– tholischen Kirche die Leichenverbrennung noch heftig. Durch die persönliche Gestaltung der Ver-

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