100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

FLEISCHMANN Durch seine guten Verbindungen konnte Fleisch– mann vielen Kindern Erholungsaufenthalte in Deutschland und der Schweiz vermitteln, die den Betroffenen nicht nur regelmäßige Mahlzeiten brachten, sondern auch lang anhaltende, bleiben– de Bindungen zur Folge hatten. Auch in Steyr führ– te er regelmäßige Ausspeisungen, vor allem für Schulkinder, Lehrlinge und alte Menschen ein. Nicht nur Gelder, sondern auch gebrauchte Kleidung und Nahrungsmittel kamen aus dem Ausland, um den Armen das Nötigste zu geben. Als Pfarrer war Fleischmann stets bemüht, den Kindern im Religionsunterricht den evangelischen Glauben nahezubringen. Zuerst war er per Fahrrad oder Zug unterwegs. Später stellte ihm der– schweizerische Hilfsverein ein Auto, einen Steyr Zwölfer, zur Verfügung, so daß es möglich war, ge– meinsam mit seiner Frau tatsächlich allen evangeli– schen Kindern in der weit ausgedehnten Gemeinde (1300km 2 } Religionsunterricht zu erteilen. Ein Ar– beitsloser fand 'eine neue berufliche Tätigkeit als Chauffeur. Frau Fleischmann unterrichtete bis in die Gegend von Göstling in acht verschiedenen Sta- tionen und Pfarrer Fleischmann auch in Waidhofen an der Ybbs. An Sonntagen hielt der mobile Pfarrer an mehreren Orten bis zu sechs evangelische Got– tesdienste. Die Turmspitze der Kirche, ursprünglich als Ge– genüber zum Stadtpfarrturm gedacht, war auch mit einer Kreuzblume gekrönt und mit Krabben aus gla– sierten Ziegelsteinen verziert. Da immer wieder Tei– le von den Krabben abbrachen, herunterfielen und Menschen gefährdeten, mußte Abhilfe geschaffen werden. 1933 entschloß sich das Presbyterium, die Kreuzblume und die Krabben zu entfernen und die Turmspitze mit Kupferblech einzudecken. Es hielt aber keine zehn Jahre, weil es im 2. Weltkrieg für Kriegszwecke abgenommen und durch ein Zinkblechdach ersetzt wurde. 1936 zählte die evangelische Gemeinde schon 2800 Seelen. Um den neu eingetretenen Gemeinde– gliedern im Westen der Stadt entgegenzukommen, mietete Pfarrer Fleischmann im Wehrgraben, in der Ludwiggasse, einen Raum des dortigen Wirtshau– ses und richtete darin einen Betsaal ein. Leider be– anspruchte wenige Jahre später die Ortsgruppe der

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