100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

KIRCHWEIHE Gemeindeglieder ihre jährlichen Beiträge für den Kirchbau eingezahlt. Nun waren ihre innigen Gebe– te und Hoffnungen endlich erfüllt worden. Die weit– hin sichtbare Kirche beim Bahnhof erinnerte die Stadtbevölkerung daran, daß die vor 270 Jahren durch die Gegenreformation zerstörte evangelische Gemeinde wieder zu neuem Leben erstanden war. Der Architekt L. Schoene hatte zum Stadtpfarrturm ein Gegenüber geschaffen: einen spitzen Turm mit Kreuzblume und Krappen, aber statt der Sandsteine verwendete er bunt glasierte Ziegel in geometrischer Anordnung. Nun fügten sich auch in das Glockengeläut der katholischen Kirchen evangelische Töne ein und erinnerten in ökumeni– scher Art alle Steyrer Christen an das Gebet. Wie viel schöner waren die Gottesdienste und Amts– handlungen im stimmungsvollen Kirchenraum, umrahmt von Glockenklang und Orgelspiel! Nun hatten die Evangelischen in der Stadt an Ansehen einiges zugelegt und ihr Selbstbewußtsein verstärk– te sich. Am 15. Mai 1898 wurde das alte Bet- und Pfarr– haus in der Gleinkergasse an den Waffenfabriks-Arbeiter-Konsumverein um 14.000 Gulden verkauft. Mit diesem Geld begann der Pfarrhausbau nach den Plänen Schoenes und un– ter der Bauführung von M. Treu. Ende April 1899 bezog Pfarrer Stökl mit seiner Familie das neue Pfarrhaus. Bei aller Freude über die Fertigstellung von Kir– che und Pfarrhaus bedrückte die Schuldenlast von über 10.000 Gulden die Pfarrgemeinde noch bis in die Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg . Von die– sen finanziellen Nöten berichteten die gedruckten Jahresberichte, aber auch von den opferwilligen, treuen Gemeindegliedern, deren Beiträge darin aufgezeichnet waren. Den evangelische Religionsunterricht erhielten nun 50 Kinder im neuen Gemeindesaal. Sieben Kin– der wurden wöchentlich in Waidhofen, in einer Pri– vatwohnung unterrichtet. 1899 führte man den

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