100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

Mark für den Kirchbauverein. Am 16. November 1894 stimmte der Gemeinde– rat der Stadt Steyr dem Verkauf von drei Baupar– zellen auf dem Seidlfelde beim Bahnhof zu. Das Flächenausmaß betrug 2771 m 2 , der Preis war 4228 Gulden . Die Stadt Steyr wahrte sich das Recht des Rückkaufs, wenn es nicht innerhalb von zehn Jah– ren zum Bau von Kirche und Pfarrhaus käme. Die– se Verpflichtung zum Baubeginn innerhalb von zehn Jahren erfüllte viele Gemeindeglieder mit Sorge. Wie sollen die erforderlichen 25.000 Gulden zum Bau der Kirche aufgebracht werden? 1894 wurde Robert Johne zum Pfarrer der evangelischen Gemeinde Klagenfurt gewählt. Der geliebte Seelsorger hat in nimmermüder Liebe, rast– losem Eifer, unentwegter Treue, selbstloser Arbeit, mit von Gott gegebenem sichtlichen Segen in Steyr gewirkt. Sein Weggang war ein schwerer Schlag. Der Kirchenbau unter Pfarrer Stökl Am 6.Oktober 1894 wählte die Gemeinde aus drei Kandidaten den 23-jährigen Vikar Erich Stökl zum neuen Pfarrer. 1896 rief der k.k. evangelische Oberkirchenrat in Wien die evangelischen Ge– meinden zu einer Liebessteuer für den Kirchenbau in Steyr auf. Pfarrer Stökl fuhr zur deutschen Zentral– versammlung des Gustav-Adolf-Vereins nach Des– sau und erwirkte dort die Zuwendung von 19.000 Mark für den Kirchbau in Steyr. Daraufhin wurde, zwanzig Jahre nach Gründung der Pfarrgemeinde, der Baubeginn für den Frühsommer 1897 beschlos– sen. Der Wiener Architekt Ludwig Schöne wurde mit der Planung der Kirche beauftragt. Die Baumeister– arbeiten übergab man an Michele Treu aus Ischl. KIRCHBAU Das schwere Hochwasser des Jahres 1897 verzö– gerte den Baubeginn bis zum 5. August. Trotzdem gelang es, noch vor Eintritt der kalten Jahreszeit, ohne Unfall, das Dach über das Kirchenschiff zu bringen. Das Fest der Grundsteinlegung beging die Ge– meinde am 5. September 1897, bei strahlendem Wetter und unter großer Anteilnahme der Bevölke– rung. Superintendent J. E. Koch aus Wallern hielt die Predigt über Kolosser 3/7. Nach der Einfügung des Grundsteins führte Baumeister Treu die ersten drei Hammerschläge mit den Worten: ,,Gott zur Ehre, der Gemeinde zur Freude, der Kunst zum Ruhme", aus. Der Bürgermeister sprach sich für ein friedliches Zu– sammenleben der beiden Konfessionen aus. Nach ihm nahmen noch Kurator Seiler, die Presbyter, Frau Pfarrer Stökl , Baronin Buddenbrock und Frau Klotz den Hammer in die Hand. Die Vollendung des Kirchbaus ging 1898 gut voran. Die Waldenser-, Gustav-Adolf- und Lutherglocke goß die Steyrer Glockengießerei J. Peteler. Nur die Gustav-Adolf-Glocke läutete bis 1971, die beiden anderen mußten während des 1. Weltkrieges ab– geliefert werden . Die Orgel mit zehn Registern konn– te J. Lachmayr aus Urfahr rechtzeitig fertigstellen. 23.0ktober 1898: Kirchweihe Was für ein Freudentag für die Gemeinde in Steyr! Pfarrer Stökl begann seine Predigt über Jo– hannes 14/6: ,,Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" mit den Worten: ,,Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" Die Einweihung der Evangelischen Kirche am 23. Oktober 1898 war für die kleine Gemeinde ein ganz großes Ereignis. Über zwanzig Jahre hatten die 25

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