100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998
REFORMATION Abt Georg III. Lachmayr (1568 -1574) wollte zwi– schen Evangelischen und Katholiken vermitteln und wurde dafür von den einen als Protestant, von an– deren als Feind der evangelischen Wahrheit be– zeichnet. Mit Johann 1. Spindler (1574 -1589) erhielt das Stift Garsten wieder einen streng katholischen Abt. Er pochte auf sein Recht, die Anstellung der Geistlichen an der Stadtpfarrkirche der nahezu völ– lig evangelischen Stadt Steyr nach seinem Belie– ben vorzunehmen. Kaiser Maximilian 11., der den Evangelischen Glaubensfreiheit eingeräumt und zugesichert hat– te, starb 1578. Sein Sohn Rudolf II. war streng ka– tholisch und unternahm alles, den alten Glauben wieder einzuführen. 1586 erklärte Abt Johann 1. Spindler dem Rat von Steyr, er sei der oberste Pfarrer über die Prediger von Steyr und wolle seine Benediktiner als katholi– sche Priester in der Stadt einsetzen, der damalige evangelische Pfarrer Wolfgang Lämpel sei abzuset– zen. War das nicht eine grobe Zumutung, wenn man bedenkt, daß die Stadt nun schon in der zweiten Generation evangelisch war? Am 10. Jänner 1598 wurde den nach Linz vorge– ladenen Ratsherren von Steyr höchste Ungnade und eine Strafe y,on 4.000 Dukaten angedroht, wenn sie die Kirchen in Steyr nicht zusperrten und die lutherischen Prediger nicht aus dem Land schick– ten. So mußte nach 34-jährigem treuen Dienst an der Stadtgemeinde Pfarrer Lämpel im Dezember 1598 dem Landsrichter den Befehl unterschreiben, samt den übrigen evangelischen Predigern bei Ver– lust von Leib und Leben innerhalb von 8 Tagen Ober- und Unterösterreich zu verlassen. Die Stadt aber wollte ihre Prediger nicht hergeben. Die Stey– rer erklärten, keine Furcht zu kennen . Nun drohten 18 der Stadt schwere Strafen. Um diese abzuwenden, blieb den Geistlichen nichts anderes übrig, als aus– zuwandern. Es war ein trauriges Abschiednehmen, als die evangelischen Pfarrer bei grimmiger Kälte im Jänner 1599 mit ihren Familien die Stadt verließen. Auch das evangelische Gymnasium wurde ge– schlossen, weil auch die evangelischen Professoren und Lehrer das Land auf höchsten Befehl verlas– sen Mußten. Rektor Mauritius, der 28 Jahre segens– reich an der Lateinschule gewirkt hatte, wandte sich nach Nürnberg. Das Auswandern ist ihm nicht leicht gefallen. Davon zeugt sein rührender Abschieds– gesang: Du edles Steyr, Gott behüte dich, du hast ehrlich gehalten mich, in deinem Schoß gepflogen mein, die ganze Zeit, weil's hat könn sein. Dein Jugend hab gelehrt ich zwar nun in die achtundzwanzig Jahr. Jetzt aber alt und fast verdrossen, werd ich ins Elend ausgestoßen. Doch sei Gott dank, der durch sein Gnad mich auch dazu gewürdigt hat, daß ich, was seinem Namn zur Ehr'n, soll leiden, tu es auch willig gern. Für dich, o Steyr, ich mein Gebet zu Gott will richten früh und spät, sowohl für alle, die Gott mir zu Freunden geben, wie ich spür. Ihr lieben Freunde, Gott euch behüt, von euch ich Urlaub nimm hiermit. Und du mein Steyr, behüt dich Gott, G'seg'n dich Gott, rett dich aus Not!
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