100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

thers lasen und lebhaften Anteil an der Reformation nahmen. Abt Pankraz 1. (1524 - 1537) versuchte vergeb– lich, das Aufkommen der neuen Lehre zu verbie– ten . Er konnte aber nicht verhindern, daß einige seiner Stiftsherren das Evangelium annahmen. Sein Nachfolger, Wolfgang 1., eine tolerante Persönlich– keit, wagte nicht mehr, dem Neuen Widerstand zu bieten. Im ganzen Land war der Siegeszug der lu– therischen Lehre nicht mehr aufzuhalten. Auf den Burgen und Schlössern hielten sich die Ritter und Herren lutherische Prädikanten. Sie hielten die Amtshandlungen und Gottesdienste für alle Inter– essierten. Die Steyrer Kaufleute pflegten viele Kontakte zum Mutterland der Reformation. Steyrer Bürgersöhne studierten in Wittenberg, Luthers Schriften wurden gerne gelesen. 1548 heiratete der Stadtpfarrer Wolfgang Waldner, ein Mönch des Garstner Stiftes. Daraufhin verbannte ihn der Bischof von Passau aus seiner Diözese. Waldner wanderte nach Nürnberg aus, ver– gaß aber seine alte Heimat nicht und hatte noch großen Einfluß auf die Reformation in Österreich. Der Übergang zur neuen Lehre geschah fließend. Es gab Priester in der herkömmlichen Form und solche, die in ihren Predigten die Bibel auslegten und die Messe in deutscher Sprache hielten. Im– mer mehr breitete sich der Brauch aus, das heilige Abendmahl in beiden Gestalten (Brot und Wein) zu reichen. Abt Anton 1. Prundorfer (1559 -1568) betätigte sich als eifriger Protestant und war, wie die meisten seiner Kollegen, verheiratet. Daneben unterstanden ihm auch einige katholisch gebliebene Mönche, die REFORMATION ungestört nach den alten Ordensregeln in Garsten lebten. Der evangelisch gesinnte Rat der Stadt Steyr beschloß 1559, angeregt durch reformatorische Schriften, eine Lateinschule zu errichten. Das alte Dominikanerkloster wurde dazu umgebaut und die ehemalige Dominikanerkirche zur Schulkirche ge– widmet. Thomas Brunner, ein Schüler Melan– chthons, des Begründers des deutschen Gymna– siums, war der erste Rektor. Er nannte sich Pegäus. Seine Nachfolge trat Georg Mauritius, ein gebürti– ger Nürnberger, an. Vorher war er außerordentlicher Professor an der Universität in Wittenberg. Den Steyrer Bürgern lag sehr viel daran, die besten evan– gelischen Lehrkräfte zu gewinnen. 1572 brach in den Julitagen eine furchtbare Über– schwemmung über die Stadt herein. Die Grund– festen der Lateinschule wurden unterwaschen, das Gebäude stürzte ein. Die Schüler konnten das Ob- Ehemalige Lateinschule

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2