Zum 100. Geburtstag von Enrica Handel-Mazzetti
sehe Hauptquarti<er nach Heilbronn gebracht und lernte dort seine erste Gemahlin Julia Friederike Freiin von Prehn kennen, die aber bereits 1806 starb. Als Württemberg die Besitzungen des Deutschen Ordens an sich riß, hatte Paul Anton das Vertrauen der österreichischen Staatskanzlei und ihres damaligen Leiters, des Grafen Philipp Stadion, erworben und er übersiedelte nach seiner zweiten Vermählung mit Komtesse Philippine Berchem 1811 nach Wien. Nach dem Wiener Kongreß wurde er zum Direk- tor der Bundeskanzlei in Frankfurt am Main bestellt und 1819 in den österreichischen Freiherrnstand erhoben. 1824 heiratete er nach dem Tod seiner zweiten Gattin Therese Gräfin Armannsperg und kaufte 1827 die Henschaft Hagenau im Innkreis . 1828 wurde er in die ,ständische Versammlung in Linz eingeführt und wandte sich bald in Frankfurt gegen die immer stärker werdenden Aspirationen Preußens auf die Vormachtstellung im Deutschen Bund. Er trat erst 1840 in den Ruhestand, den er in Hagenau verb:vachte, wo er 1847 starb. Dieser Paul Anton wurde der Urgroß- vater der Dichterin. Die Urgroßmutter Julia Friedrike v. Prehn, Tochter der Katharina Freifrau v. Prehn, geb. in Kirsten, war holländischer Abkunft 5 • Ihr Vater, Hendrik v. Prehn, war Oberst und Stadtkommandant in K,apstadt. Die Familie, die sich später Pren schrieb, gehörte zum Uradel Mecklenburgs und Pommerns. Hendrik quittierte aber 1782 den Dienst und starb 1785 unerwartet rasch in Heilbronn, wo er seine Frau mit vier Kindern zurück- ließ. Paul Anton heiratete Julie Fri<ederike 1802, die aber bereits 1806 starb, nachdem sie mehreren Söhnen, darunter auch Heinrich, dem Großvater Enricas, das Leben geschenkt hatte. Ob sie an dieser Geburt 1806 starb, ist nicht bekannt. Der Vater war während der Zeit dienstlich abwesend. Heinrich (Harry) Handel (1806-1887), später Feldzeugmeister und Geheimer Rat, heiratete 1835 als Hauptmann Karoline Freiin Mazzetti v. Roccanuova (1814-1876), Tochter des Appellationsgerichtspräsidenten in Mailand. Dieser, Antonio Mazzetti, Freiherr v. Roccanuova (1784-1841), war der Sohn eines Gerichtsschreibers in Trient und galt als einer der berühmtesten Juristen der Lombardei. Er wurde 1813 Prokurator beim Obersten Gerichtshof in Trient, 1816 Hofrat beim Senat der Obersten Justizstelle in Verona, 1824 Präsident des Ziviltribunals erster Instanz in Mailand, 1832 Präsident des Lombardischen Appellationsgerichtes in Mai- land und wurde 1838 in den ösberr. Freiherrnstand mit dem Prädikat „von Roccanuova" erhoben. Seine Frau war Lucia de Sardegna zu Hohenstein und Neuburg (1788-1858). Da Antonio Mazzetti als letzter seines Stammes starb, ohne männliche Erben zu hinterlassen, kamen die Gatten seiner Töchter um das Recht ein, ihrem Namen den des Schwiegervaters nach Art eines Prädikates anzugliedern, was vom Kaiser bewilligt wurde. Daher nannte sich bereits der Großvater der Dichterin Handel-Mazzett-i. Heinrich Freiherr v. Handel-Mazzetti hatte sieben Kinder, vier Söhne und drei Töchter. Der dritte Sohn, Heinrich Hippolyt, wurde ,der Vater der Dichterin (1839-1870). Er war noch rin Mailand geboren 6 , mußte aber dann mit ,der Garnison des Vaters oft den Wohnsitz wechseln, 1841 Königgrätz, 1842 Josephstadt, 1845 Prag, im März 1848 Wien. Hier wurde Oberst Baron Heinrich v. Handel-Mazzetti dem Hof- staat des Erzherzogs Franz Karl zur Erziehung seines Sohnes Ferdinand Maximilian, des ,späteren unglücklichen Kaisers Max von Mexiko, zugeteilt. Er wohnte von da an in der Hofburg, wo die drei Buben, als sie eines Tages von der Schule nach Hause kamen, den Weg durch Barrikaden versperrt fanden. Da Vater Heinrich auch noch mit dem Hof verschiedenste Reisen unternehmen mußte, wie die Flucht über Linz nach Inns- bruck, so gab man den Ältesten in die Militärakademie nach Wiener Neustadt, die zwei Jüngeren aber in das Studentenkonvikt nach Kremsmünster, bis Heinrich dann 1850 ebenfalls als Kadett nach Wiener Neustadt kam. 1857 zum Unterleutnant befördert, ging er gleich zu den Truppen in die Lombardei ab und diente im Feldzug 1859 seinem Vater als Adjutant, dessen Division bei Montebello und Solferino die schwersten Kämpfe bestand. Nach dem Feldzug wurde er zum k. k. Generalstab einberufen, machte den Krieg 1866 mit den Jägern an der Front mit und vermählte sich 1868 mit Irene, der dritten Tochter des pensionierten Hofrats der ungarischen Hofkanzlei, Laurenz Csergheö von Nemes-Tacskand. Diese Heirat wu1.1de erst nach Überwindung großer Schwierigkeiten, die dem Generalstabsoffizier erwuchsen, bewilligt. Irene von Handel-Mazzetti, Tochter der Wilhelmine v. Ebeling, kam aus einer konfessionellen Mischehe. Ihre Mutter stammte aus Dünkirchen, war holländischer Abkunft und 12
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