Amtsblatt 1905/22 der k.k. Bezirkshauptmannschaft Steyr

127 Z. 11.675. Steyr, 23. Mai 1906. An alle Gemeinde-Vorstehungen. Kurrendierung des Kindes Kolbinger. Im Oktober 1905 hat die Fabrikantensgattin Kolbinger in Wien mit ihrem vierjährigen Sohne das Haus ihres Gatten verlaffen und sich ins Ausland begeben. Ihr Mann, Hans Kolbinger, ließ sich im Februar 1906 scheiden und sein Kind durch das k. k. Bezirksgericht Neubau kurreudieren. Sein Vertreter, Dr. Friedrich Förster in Wien, I., Bräunerstraße 4, ersuchte das Bezirksgericht, das Bild des Kindes der Kurrendierung beidrucken zu dürfen. Diesem Begehren wurde nicht stattgegeben. Die Kurrendierung wurde demnach, ohne Bild in Druck gelegt, von dem Vorstande des Bezirksgerichtes Neubau unterfertigt und ämtlich expediert. Neben dieser ämtlichen Kurrendierung verschickte Dr. Friedrich Förster an eine Reihe von Gemeinden, GendarmeriePosten und Bahnämter ununterschriebene solche Druckexemplare, welchen die Bilder der Kolbinger und ihres Sohnes und des Abgeordneten Rudolf Berger beigegeben waren. Diese einen ganz privaten Charakter tragenden Zirkulare wurden von einzelnen Gemeinden, Gendarmerie-Posten und Bahnämtern irrtümlich ämtlich behandelt und sogar zur Plakatierung gebracht. Hierüber hat der Reichsrats- und Landtags-Abgeordnete Rudolf Berger in Wien, XVIII., Anastasius Grün-Gaffe 39, an das Ministerium für Landesverteidigung Beschwerde geführt. Zufolge Erlaffes der k. k. o.-ö. Statthalterei vom 16. Mai 1906, Z. 11.230/11, werden die Gemeinde-Vor- stehnngen angewiesen, auf Grund gegenständlicher Erhebungen bis 5. Juni l. I. anher zu berichten, ob Zirknlare der vorerwähnten Art in dortiger Gemeinde zur Verteilung, bezw. Asfichieruitg gelangt sind. Eventuell sind Fehlberichte vorzulegen. Z. 11.734. Steyr, 24. Mai 1906. An alle Gemeinde-Vorstehungen und die hochw. Pfarrämter. Am 29. Dezember 1905 wurde in Cervignano, politischer Bezirk Gradiska, im Küstenlande eine geisteskranke Frauensperson in das dortige städtische Spital gebracht, welche angab, Marie Pelz zu heißen, aber keinerlei Doku- Nlente bei sich hatte. Bei der vom k. k. Bezirksgerichte in Cervignano veranlaßten ärztlichen Untersuchung antwortete sie auf alle ; Fragen mit „ja", so daß von ihr selbst über ihre Person > u^ld Herkunft nichts in Erfahrung gebracht werden konnte. Sie wurde sohin" vom Gemeindeamte in Cervignano dem städtischen Fraueuspitale in Görz übergeben, wo sie der Arzt "ts mit „imdeoilitas" behaftet erklärte. Die sogenannte Pelz, welche im Alter von 45—50 Jahren tehen dürfte, ist von kleiner Statur, schwacher Konstitution, ^t ovales Gesicht dunkelbraune Augen und Haare, schwache Augenbrauen, proportionierte Nase und Mund und ziemlich ; stunde Zähne Dieselbe hat keine besonderen Kennzeichen । "^ scheint deutscher Nationalität zu sein. Ist »Zufolge Erlasses der k. k. o.-ö. Statthalterei vom ' - - 8/II, werden die Gememde-Vorrämter eingeladen, behufs SicherProvenienz dieser gänzlich unbe- aveckdienliche Nachforschungen zu allfälliges positives Ergebnis der- anher zu berichten. , i ftebu» 1 L I " Z- 10 81 stell, ?" und hochw. Psar fan??$ ^r Identität und toeÄn„ Frauensperson = fesho ,"en und über ein ^ bis 15. Juli l. I. Z. 11.914. Steyr, 28. Mai 1906. An alle Gemeinöe- Vorstehungen und k. k. Gendarmerie-Posten-Uommanden. Ansforschung. Zmolge Erlaffes der k. k. o.-ö. Statthalterei vom 20. Mai 1906, Z. 11.423/11, ist Linus Ofner, Photograph, geboren im Jahre 1853 in Tratten, Bezirk Murau in Steiermark, und dorthin zuständig, katholisch, verheiratet, klein, längliches Gesicht, dunkelbraunes bereits gelichtetes Kopfhaar, braune Augen, der kleineFinger der linkenHand hinter dem Nagel abgehauen, zuletzt mit gelblich-grünem abgetragenen Lodenrock, brauner Lodenhose und ebensolcher Weste, weichem, schwarzem Filzhute, mit „L. O." gemerkter Leinenwüsche und defekten Schuhen bekleidet, seit 23. April 1906, ^10 Uhr vormittags aus seiner Wohnung, Amstetten (Niederösterreich), Hauptplatz Nr. 11, abgängig. Ofner hat Gist mitgenommen und erscheint ein Selbstmord nicht ausgeschloffen. Auf Grund mündlicher Mitteilungen wurde anderseits in Erfahrung gebracht, daß der Flüchtige die Absicht hegt, sich in Hamburg nach Amerika einzuschiffen. Die letzten, von der Bezirkshauptmannschaft Amstetten verfolgbaren Spureis führen nach Rosenheim. Die Nachforschungen nach dem Genannten sind zu veranlassen und ist über ein allfälliges positives Resultat der Nachforschung bis 10. Juni l. I. anher zu berichten. ZZ. 11.673, 11.590, 11.674, 11.676, 11.733, 11.881. Steyr, 23. Mai 1906. An alle Gemeinde-Vorstehungen und k. k. Gendarmerie-Posten-Uommanden. Ausforschung. Auszuforschen sind, und zwar: Tic Laudsturmpslichtige»: Josef Baranowitsch, geboren am 11. Juni 1886 in Gemeinlebarn auf freiem Felde, Sohn des Johann Bara- nowitsch und der Maria, geb. Krans. Viktor Schmid, geb. am 7. Juni 1886 in Kasten, Sohn der Maria Schmid. Karl Doppler, geb. am 17. Juni 1886 in Kirchberg a. d. P., Sohn des Joses Doppler und der Anna, geb. Höser. Anton Unger, geb. am 18. Dezember 1886 in Rabenstein, Sohn des Alois Unger und der Elisabeth geb. Wakula. Karl Foltin, geb. am 1. September 1886 in Oberndorf, Sohn der Anna Foltin. Stellnngspslichtige: Josef Thomas Malik, geb. am 26. Juli 1885 in Brünn, Jnquisitenspital, Sohn der Maria Malik. Rudolf Krejöi, geb. am 8. Jänner 1884 in Alsergrund, Wien, Sohn der Maria Krejöi. Ferdinand Georg Linder, geb. am 21. Mai 1884 in Wien, Pfarre Lichtental, Sohn der Theresia Linder Anton Hrazdira, geb. am 26. März 1884 in Smichow, Sohn der Maria Hrazdira. August Jnuaeek, geb. am 20. September 1884 in Wien, Sohn der Aloisia Jnuaeek.

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