Vorerst ist es die Natur selbst, welche dem Menschen bilfreich und unterstützend an die Hand geht. Es sind in erster Linie die Frühjahrsfröste, welche wohl oft auch die Baum= und Obstblüten arg mitnehmen und schädigen, jeden¬ falls dagegen aber eine Unzahl von schwärmenden Maikäfern vertilgen und hiedurch die neue Brut verringern, weiters haben Gewitterregen einen nachteiligen Einfluß auf das Leben der Käfer, wie auch nasse Jahrgänge, hauptsächlich nasser und kalter Mai und Juni die Entwicklung der Eier und selbst der Engerlinge hinderlich sind. Dasselbe gilt auch von trockenen und heißen Jahrgängen. Die tatkräftigste Unterstützung wird übrigens dem Menschen zuteil von einer Menge tierischer Feinde der Mai¬ käfer und Engerlinge. Hieher gehören vorerst: Die insektenfressenden Sing¬ vögel, die kleineren Raubvögel, die Laufkäfer u. s. w. Es kann daher mit Rücksicht auf die Verdienste, welche sich diese Tiere durch die Vertilgung dieser Insekten er werben, nicht dringend genug ans Herz gelegt werden, vor allem den Vögeln Schonung und Schutz zu gewähren, aller¬ orts Nistkästchen zu errichten, den unbefugten Vogelfang strenge zu ahnden und endlich von der törichten und unver¬ ständigen Verfolgung mancher, durch den Volksglauben der¬ selben preisgegebenen Geschöpfe abzustehen. Hier an dieser Stelle muß die mit größtem Unrecht allgemein übliche Verfolgung und Vertilgung der Fleder¬ mäuse und des Maulwurfes getadelt werden, weil sie nur in Aberglauben, Vorurteil und Unwissenheit ihre Begrün¬ dung finden kann. Die Fledermäuse sollen alle möglichen chädlichen Eigenschaften besitzen und werden in manchen Gegenden als die Verbündeten von Heren und Zauberern betrachtet, während dem Maulwurfe allerlei von dem Enger¬ linge verübter Schaden zugeschrieben und er beschuldiat wird, die Pflanzenwurzeln anzugreifen, während er in Wirklichkeit einzig und allein nur von tierischer Nahrung lebt und durch seine bedeutende Gefräßigkeit zur erheblichen Verminderung der Engerlinge als Feind derselben beiträgt; z. B. frißt der Maulwurf täglich zirka 40 Engerlinge, somit den Sommer über die nicht unbedeutende Zahl von 7000 derselben, welche unvermehrt nach 3 bis 4 Jahren wenigstens die Hälfte, also 3500 zierlegende Maikäferweibchen geben, deren jedes wieder 40 Eier leat, und mithin die ganz respektable Anzahl von 140.000 Engerlinge zur Entwicklung gelangen würden. Aus diesem Beispiele dürfte wohl leicht ersichtlich sein, ob der Maulwurf durch das Aufstoßen von Erde und das möglicherweise da¬ durch herbeigeführte Lockern von Pflanzen oder die obige Anzahl Engerlinge den größeren Schaden auf Wiesen und Felder verüben, sowie ob die geringe Arbeit und Mühe, welche das Ebnen der Maulwurfshaufen mit einem Rechen verursacht, nicht reichlich aufgewogen wird durch den Nutzen, den eine so massenhafte Vertilgung der Engerlinge bringt. Doch so sehr auch diese unsere kleinen natürlichen Freunde tätig sind, genügt es dennoch nicht und dürfen wir die Hände ja nicht in den Schoß legen, sondern müssen den Vertilgungskrieg gegen Maikäfer und Engerlinge in unserem eigenen Interesse energisch und mit Ausdauer weiter¬ führen. Zu diesem Zwecke erweist es sich als unumgänglich nötig, gemeinschaftlich und allerorts vorerst die Maikäfer zur Zeit des Schwärmens, ehe sie die Eier absetzen, und später die Engerlinge einzusammeln und zu vertilgen. Das Einsammeln der Käfer muß unter Beobachtung gewisser Umstände planmäßig und — da vereinzeltes Sam¬ meln gar nichts nützt vor allem einheitlich und allge¬ mein vorgenommen werden, was am Besten dadurch zu er¬ reichen ist, daß die Ausführung oder wenigstens die Ueber¬ wachung nach Analogie der in anderen Kronländern bereits bestehenden gegenständlichen Landesgesetze durch die Lokal¬ behörden, die Gemeindevorstehungen, in die Hand genom¬ men wird, wozu in den §§ 25, Abs. 3 u. 32, der Gemeinde¬ ordnung vom 28. April 1864, G.=V.=Bl. Nr. 6, die aus¬ reichenden Anhaltspunkte gegeben sind. Der Operationsplan ist sehr einfach und leicht durch¬ führbar. Sobald in der Gegend (Bezirk, Gemeinde) die Käfer¬ chwärme aufgetreten sind, wird von der Gemeindevorstehung die Jagd angeordnet, die Bevölkerung zum Sammeln auf¬ geboten und zur Aufmunterung in der Arbeit für ein be¬ stimmtes Maß abgelieferter toter Maikäfer ein entsprechender Geldbetrag für einen gestrichenen Hektoliter, der an die Ge¬ meinden eingelieferten Maikäfer und für einen gestrichenen Hektoliter Engerlinge als Prämie ausgesetzt. Die Maikäfer und Engerlinge sind jedoch unter Auf¬ sicht der Gemeinde zu töten und dann den Sammlern zur reien Verfügung zurückzustellen. Die Sammlungsmannschaft wird, mit Säcken versehen, entsprechend in der Ortsgemarkung verteilt, wobei vorzugs¬ weise Waldränder und Lichtungen nicht zu übersehen sind, und die Sammlung begonnen, indem alle Bäume und Sträuche geschüttelt und sorgfältig abgesucht werden. Die beste Zeit hiezu ist von Sonnenaufgang bis gegen 3 Uhr nachmittags, während welcher die Käfer, rubig im Laube sitzend, dasselbe benagen und bei der geringsten Bewegung abfallen. Um die eingesammelten Käfer zu vertilgen, wird das Zerstampfen derselben empfohlen, allein besser ist es, die Käfer in siedendem Wasser zu brühen, weil hiedurch einzig die Sicherbeit geboten ist, daß wirklich alle getötet und haupt¬ sächlich die Eier vernichtet sind. Zu diesem Zwecke lassen sich leicht und ohne große Umstände eine genügend verteilte Anzahl Waschkesseln (auf Mauern, Feldsteinen) aufstellen. Hat der Sammler seinen Sack mit Maikäfern gefüllt, so bringt er ihn zu dem nächsten Kessel, in welchem derselbe nur einige Minuten unterge¬ taucht erhalten wird, um die Käfer zu töten. Der Sack wird durch Umkehren ausgeleert und dem Sammler hiefür eine Marke eingehändigt, gegen welche er später die festge¬ setzte Prämie bebeben kann. Dieses Einsammeln in er¬ wähnter Weise muß selbstverständlich unter Kontrolle und während der ganzen Dauer der Schwärmzeit fortgesetzt werden, wenn es von Erfolg begleitet sein soll. In ganz ähnlicher Weise muß auch gegen die Enger¬ linge vorgegangen werden, da man bei vermehrtem Auf¬ treten derselben auf Feldern, Wiesen und Gärten u. s. w. doch nicht deren Vertilgung den Krähen, Staren und Maul¬ würfen u. s. w. allein überlassen darf. Es muß deshalb hinter dem Pfluge, der Eage und dem Grabscheit das Auf¬ lesen und Sammeln der Engerlinge durch Menschenhände besorgt und deren Vertilgung durch Abbrühen und Zer¬ stampfen vollzogen werden. Tritt der Engerling auf Wiesen in größeren Mengen auf, so ist rasche und anhaltende Wässerung das beste Mittel zu seiner Vertilgung; wo dies jedoch nicht durchführbar, kann man mit Erfolg das Aufführen von stark riechenden und ätzenden Materialien als: Jauche, Salzsoole, Flüssig¬ keiten aus Seifensiedereien, Torfasche, Dungsalz und Guano u. a. mehr anwenden, wobei jedoch zu beachten ist, daß einzelne Stellen freigelassen werden, wohin sich dann, durch die aufgefahrenen Stoffe verdrängt, die Enger¬
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