Amtsblatt 1898/27 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 7. Juli 1898

Z. 10.396. Kundmachung. Post= und Telegraphenamt Losenstein. Das k. k. Postamt Losenstein wurde zu einem k. k. Post¬ und Telegraphenamte ausgestaltet. Die neue Telegraphen¬ Station Losenstein wurde am 1. Juli l. J. eröffnet. Diese Station hält beschränkten Tagdienst. Steyr, am 7. Juli 1898. Z. 9726. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Warnung vor aus Spanien stammenden Briefen über Hebung von Schätzen. In letzter Zeit hat in Oberösterreich eine größere Anzahl von Personen aus Spanien Briefe erhalten, worin sie zur Mithilfe zur Behebung eines vergrabenen Kriegs¬ schatzes aufgefordert werden. Infolge des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei vom 17. Juni l. J., Z. 1572 Präs., wird der hierämtliche Erlass vom 15. April 1896, Z. 5482, Amtsblatt Nr. 17, in Er¬ innerung gebracht und die thunlichste Verbreitung desselben angeordnet. Steyr, am 5. Juli 1898. Z. 1184 B.=Sch.=R. An die Ortsschulräthe Garsten, Großraming, Pechgraben, Reichraming, Ternberg, St. Ulrich, Unterlaussa und Weyer. Damit dem hohen Erlasse des hohen k. k. Landes¬ schulrathes vom 6. August 1897, Z. 2300 (Verordnungs¬ blatt des k. k. Landesschulrathes vom 28. August v. J., Stück III, Nr. 6), entsprochen werden könne, werden die genannten Ortsschulräthe angewiesen, in Hinkunft die Anspruchschreiben sammt den Quittungen über die 50% Vergütung der als Wegentschädigung an die Religionslehrer der Schulen Dambach, Mühlbach, Brunnbach, Pechgraben, Reichraming, Trattenbach, Kleinraming, Unterlaussa und Kleinreifling geleisteten Beträge für das Halbjahr vom Mai bis 1. November am 1. November und für das Halbjahr vom 1. November bis 1. Mai am 1. Mai eines jeden Jahres ohne weitere specielle Auf¬ forderung pünklich hieramts einzubringen. K. k. Bezirksschulrath Steyr, am 1. Juli 1898. Z. 1112 B.=Sch.=R. An sämmtliche Schulleitungen. Die Schulleitungen werden auf das im Verlage der Suppenanstalt Innerstoder erschienene Jubiläums=Festspiel „Wir möchten sogern unsern Kaiser sehen“ verfasst von Josef Angerhofer, Schulleiter in Innerstoder, und mit Liederweisen von Adalbert Proschko aufmerksam gemacht. Dieses hübsche, echt patriotische Festspiel kann sowohl zur Einstellung in die Schülerbibliotheken, wie auch zur Auf¬ führung, besonders für Gebirgskinder, warm empfohlen werden. K. k. Bezirksschulrath Steyr, am 21. Juni 1898. Z. 10.281. An alle Gemeinde=Vorstellungen und K. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Laut Note des k. k. Landesgerichtes in Strafsachen in Wien vom 25. d. M., Z. Vr. XXII 2343/98, befindet sich dort seit 28. Mai l. J. ein Individuum in Haft, welches behauptet, vor Jahresfrist aus Belgrad über Budapest nach Wien gekommen zu sein, um als Elektrotechniker zu arbeiten, welches sich bis Ende 1897 des falschen Namens Karl Voith, Techniker als Salzburg, bediente, sodann verschwand und im Frühjahre 1898 in Wien neuerdings unter dem Namen Karl Otto Born auftauchte und anlässlich seiner Anhaltung seither beharrlich behauptete, richtig Karl Otto Born zu heißen und in Feldkirch in Vorarlberg als der Sohn eines später nach Felak in Ungarn über¬ siedelten und dort auch gestorbenen Schlossers geboren, in Belgrad ausgebildet worden und sodann in Europa herum¬ gereist zu sein. Documente besitzt der Häftling nicht, in Feldkirch ist sein Name gänzlich unbekannt. In Wien hat der Häftling innerhalb eines halben Jahres im Zeitungswege mit zwei Frauenzimmern angeblich behufs Verehelichung Verbindungen angeknüpft, und zwar das erstemal als „Karl Voith“ und das zweitemal als „Karl Otto Born“, und deren Geld in die Hände erhalten, ist der ersten Braut durchgegangen, und während sich die Beziehung mit der zweiten noch fortspann, von der Ver¬ lassenen gesehen und zur Haft gebracht worden. Sein ebenso sicheres als gleichmäßiges Vorgehen in beiden Fällen berechtigt zu der Annahme, dass der Inquisit den Heiratsschwindel seit längerer Zeit an ver¬ schiedenen Orten, unter verschiedenen Namen und auch bei geänderter Aeußerlichkeit betreibe, somit ein Professionsschwindler sei. In beiden Fällen wusste er die Opfer zu bewegen, mit ihm zusammenzuziehen, aus ihren Mitteln Zins und Einrichtung anzuschaffen, ihm einen Theil ihres Barvermögens in die Hände zu geben und sie durch ein ganz besonders ruhiges, besonnenes, anscheinend gänzlich uneigennütziges Wesen und bei fortwährender Betonung seines guten und sicheren Einkommens und seines Wunsches nach behaglicher Häuslichkeit nach einem unruhigen und bewegten Vorleben ganz unbesorgt und vertraulich zu machen. Inquisit ist circa 45 Jahre alt, mittelgroß, untersetzt, hat volles breites Gesicht, sehr hohe Stirn, graue scharf¬ blickende Augen, dunkles Haar, solchen Schnurr= und kurzen Vollbart, schadhafte Zähne, dürfte mehrere Sprachen und mehrere deutsche Dialecte beherrschen, zeit¬ weise die Bartform verändert und zeitweise Zwicker oder Augengläser getragen haben. Infolge des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei vom 28. Juni l. J., Z. 1732/Präs., ergeht der Auftrag, den vorstehenden Sachverhalt thunlichst zu verbreiten und auf einen möglichst langen Zeitraum zurück nachzuforschen, ob vielleicht im hiesigen Amtsbezirke der genannte Häftling sein Unwesen trieb und wer die diesfalls Beschädigten sind. Steyr, am 5. Juli 1898.

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