Amtsblatt 1896/41 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 8. Oktober 1896

3 Z. 13.642. An alle Gemeinde-Vorstehungen. Wiederaufnahme in den ungarischen Staats=Berband. Das königlich ungarische Ministerium des Innern hat im Zuge einer Verhandlung, betreffend die Behandlung solcher Individuen, welche die ungarische Staatsbürgerschaft im Grunde des § 31 des ungarischen Gesetzartikels I vom Jahre 1879 durch mehr als 10jährige ununterbrochene Abwesenheit von Ungarn verloren, eine andere Staats¬ bürgerschaft aber nicht erworben haben, dem hohen k. k. Ministerium des Innern mit Note vom 6. Jänner 1894, Z. 95.263 ex 1892, eröffnet, dass derartige Individuen, wenn sie als unterstandslos aufgegriffen werden, oder über¬ haupt die Frage ihrer Versorgung sich aufwirft, über Er¬ uchen der k. k. Regierung von Fall zu Fall wieder in den ungarischen Staatsverband werden zurückgenommen werden. Infolge Erlasses der hohen k. k. oberösterreichischen Statthalterei in Linz vom 27. September l. J., Z. 16.350/II, setze ich hievon die Gemeinde=Vorstehungen zum Wissen in die Kenntnis. Steyr, am 5. October 1896. Z. 13.730. An sämmtliche Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie - Posten - Commanden. Mädchenhändler. Nach einer in Nummer 259 der in Wien erscheinen¬ den „Arbeiter=Zeitung“ vom 20. v. Mts. enthaltenen Notiz hat der argentinische Verein zum Schutze der von Mädchen¬ händlern nach Argentinien gebrachten Mädchen (Société de protection et de secours aux femmes amenés par émissaires) an diese Zeitschrift ein namens des Comités von A. V. Armando gezeichnetes Schreiben gerichtet, in welchem, um den Behörden die Verfolgung und Verhaftung der Mädchenhändler zu erleichtern, auf einige der gefähr¬ lichsten Mädchenhändler aufmerksam gemacht wird. Es werden hiebei genannt: 1. Jankel Labledofsky aus Polen, hochgewachsen, blondes Haar, im Besitze eines russischen Passes; 2. Herz Labledofski, klein gewachsen, Kahlkopf; 3. Henoch Cohen, 26 Jahre alt, dick, hochg wachsen, aus Russisch=Polen; 4. Moses Geist, 28 Jahre alt, von kleiner Statur, mit dunklem Gesichte, polnischer Jude, Bäcker von Profession; 5. Leon Mund aus Jassy in Rumänien, 38 Jahre alt, von kleiner Statur, dunkler Hautfarbe, einäugig; 6. Salomon Blum=Cheimowicz aus Odessa, 40 Jahre alt, hoch und dickleibig, von der türkischen Behörde verfolgt, im Besitze eines russischen Reisepasses; 7. Menachem Schuldreich, 40 Jahre alt, groß, mit blondem Haare, solchem Bart, im Besitze von russischen, österreichischen und argentinischen Papieren; 8. Frau Chara Stragofsky aus Odessa, groß, mit schwarzem Haare, einem schwarzen Fleck am Halse, war chon in Wien und Lodz verhaftet. Alle sprechen ein schlechtes Deutsch. Kürzlich hätten diese Individuen wieder eine Reise angetreten, um Mädchen aus Oesterreich nach Argentinien einzuführen. Weiters wird in diesem Schreiben die bedau¬ ernswerte Lage der dahin gebrachten Mädchen geschildert und darauf hingewiesen, dass dieselben zumeist von den Agenten via Genua, Marseille, Cherbourg, Havre, La Pa¬ lice oder Southampton befördert werden. In den Hotels „Aquila“ und „Liguria“ in Genua soll stets ein Vorrath an solchen Mädchen zur Weiterbeförderung vorhanden sein. Infolge hohen Erlasses des k. k. Ministeriums des Innern vom 23. September l. J., Z. 32.136, und des k. k. Statthalterei=Präsidial=Erlasses vom 29. Septem¬ ber l. J., Z. 2781, werden die Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden hievon behufs schärfster Invigilierung nach den genannten Individuen und War¬ nung der Bevölkerung in die Kenntnis gesetzt. Steyr, am 5. October 1896. Z. 1327/B.=Sch.=R. An alle Schulleitungen. Amtserinnerung. Die Schulleitungen Aschach, Kleinraming, Maria=Laah, Ternberg, Trattenbach, Wolfern, Brunnbach, Losenstein, Reichraming, Unterlaussa und Weyer erhalten den Auftrag, unverzüglich den mit dem h. ä. Erlasse vom 15. September 1896, Z. 1327, Amtsblatt Nr. 39, abverlangten Bericht zu erstatten. K. k. Bezirksschulrath Steyr, am 5. October 1896. Z. 13.697. An alle Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Warnung vor dem Unterstützungsschwindler Johann Sachl (Schachl.) Laut der an die hohe k. k. Statthalterei in Linz gerichteten Note der hohen k. k. Statthalterei in Brünn vom 10. September l. J., Z. 14.960, treibt sich der am 15. Juni 1840 geborene und in der Gemeinde Mramotitz in Mähren zuständige Schlossergehilfe Johann Sachl (Schachl) eit längerer Zeit beschäftigungslos herum und hat insbe¬ sondere in mehreren Gemeinden Niederösterreichs unter Hin¬ weisung auf seine angebliche Nothlage Unterstützungsbeträge auf Kosten der Heimatsgemeinde für sich herausgelockt. Derselbe erscheint wegen Bettelns und Betrug mehr¬ mals vorbestraft und kümmert sich gar nicht um seine Familie. Johann Schachl ist von mittlerer Statur, hat ein längliches Gesicht, schwarzen Schnurrbart und schwarze Haare, dunkle Augen, proportionierten Mund und spitzige Nase. Zufolge des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei in Linz vom 26. September 1896, Z. 16.061/II, werden die Gemeinde=Vorstehungen auf das Vorkommen dieses Indivi¬ duums mit dem Auftrage aufmerksam gemacht, demselben keinerlei Vorschüsse oder Geldunterstützungen auszufolgen, die Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten¬ Commanden vielmehr angewiesen, zu veranlassen, dass dieser Vagant im Betretungsfalle schubpolizeilich behandelt werde. Steyr, am 5. October 1896. Z. 13.731. An sämmtliche Gemeindevorstehungen. Nach einer Mittheilung versendet ein gewisser Gustav Lustig in Wien IX., Thurngasse Nr. 3 unter der an¬

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