Z. 6220. An sämmtliche Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie- Posten - Commanden. Constatierung der Identität einer in Langacker an¬ geschwemmten Leiche. Am 23. April 1896 zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags wurde in der Gemeinde Langacker die Leiche eines 50 bis 60jährigen, unbekannten Mannes aus der Donau gezogen, welche wegen des Abganges jeder Fäulniserscheinung und jedes Leichengeruches noch nicht lange im Wasser gelegen sein dürfte. Diese Leiche war 180 cm lang, von kräftigem Körperbau mit gut entwickelter Muskulatur und mittelstarkem Fettpolster. Bei der Auffindung der Leiche war die allge¬ meine Decke geröthet, Stirngegend und Nasenrücken blutig suffundiert; eine äußere Verletzung an derselben war nicht zu finden. Der Kopfumfang 60 cm, Haare stark grau, ebenso der Schnurrbart, der kurz gehalten und nicht sehr dicht war, graue Bartstoppeln an den Backen, etwas dichter zu beiden Seiten des Kinnes. Iris beider Augen braun, Bindehaut um die Hornhaut herum wallartig geschwellt und blutig durchtränkt, Nase breit und stumpf, Mund proportioniert, Zähne vollzählig, wenig gepflegt. Hals dick und kurz, Kehlkopfgerüste sehr starr, um den Hals stellenweise eine blasse Linie in circulärem Ver¬ laufe, wahrscheinlich von der fest zugezogenen Cravatte herrührend. Brustkorb breit, stark gewölbt, unbehaart. Bauch nicht aufgetrieben, nicht verfärbt. Arme kräftig, Hände mäßig schwielig, Nägel kurz mit schmalen, schwarzen Rändern. Am Gelenke zwischen dem vor¬ letzten und letzten Gliede des kleinen Fingers der linken Hand eine knöcherne Hervorragung nach dem Handrücken zu. An beiden Handrücken entlang den Sehnen der Fingerstrecker die Epidermis abgescheuert, das blasse, feuchte Corium bloßliegend. An den unteren Extremitäten nichts Besonderes, einen kleinen reactionslosen Kratzer in der Gegend der linken Kniescheibe ausgenommen. Die Kleidung bestand aus einem blauen Rocke; dunkel¬ grauer Hose mit braunen Streifen, am linken Beine Hose und Gatie zerrissen, Weste aus demselben Stoffe, aber besser erhalten, Gatien aus blauem Barchent, Hemd roth und weißgestreift, schwarze Halsmasche, auf deren Band „Cravatte diplomate“ zu lesen ist. Schuhe in Sohlen, Absätzen, Gummi¬ zügen und Strupfen ganz neu, Oberleder an den Fußspitzen stark gewetzt und an diesen Stellen an beiden Schuhen geplatzt. Strümpfe keine vorhanden. An Effecten wurden vorgefunden: ein ledernes Geld¬ täschchen mit einem Fach, ein Zehnhellerstück enthaltend: ein Schlüsselring mit einem größeren (etwa Kasten=) Schlüssel und zwei kleineren Hohlschlüsseln (etwa zu Koffern); eine silberne Uhr mit Springdeckel, die bei der Auffindung der Leiche in Gang gewesen sein soll; auf dem inneren Deckel die Gravierung: „Cylindre 4 Rubins Nr. 27766“ — soge¬ nannte Panzerkette aus Silber mit rundem Carabiner, an dem¬ selben ein silberner Uhrschlüssel mit grünem Steine und ein Pferdekopf mit schwarzem Steine, der mitten von einer weißen Linie durchzogen ist. Zufolge der Note der k. k. Bezirkshauptmannschaft Perg vom 25. April 1896, Z. 5739, wird der Auftrag ertheilt, behufs Feststellung der Identität dieser Leiche die nöthigen Erhebungen zu pflegen und ein positives Resultat anher zu berichten. Steyr, den 11. Mai 1896. Z. 6371. An sämmtliche Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie-Posten-Commanden. Ermittlung der Identität eines in Böcklabruck plötzlich verstorbenen Mannes. Laut des an die hohe k. k. Statthalterei in Linz gerichteten Berichtes der k. k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck vom 3. April 1896, Z. 2784, ist am 6. Februar . J. in Redlham ein Mann plötzlich gestorben, über dessen Identität und Herkunft jegliche Anhaltspunkte fehlen. Derselbe war ungefähr 65 bis 68 Jahre alt, 1•63 Meter groß, hatte blonde Haare, graue Augen, schmales Gesicht und einen rothen Schnurrbart. Bekleidet war er mit einem braunen, gut erhaltenen Tuchrocke, braun gestreifter Hose, Stifletten und einem Wollhemde. Er trug einen schwarzen, abgetragenen Hut und ein blaugestreiftes Halstuch. An Barschaft wurde bei ihm der Betrag von 30 kr. vorgesunden. Von seinem Unterstandsgeber über seine Herkunft und Heimat befragt, gab er die Antwort: Der Webersepp in Heuweg (Gemeinde Timelkam) sei ohnehin eine sehr bekannte Person. Auch gab er an, dem Pferdefleischhauer Stundtner in Stadl bei Lambach zwei Pferde zugeführt zu haben. Diese beiden Angaben erwiesen sich jedoch zufolge der gepflogenen Erhebungen als unwahr. Dieser unbekannte Mann wurde schon öfters in der Gemeinde Redlham gesehen und war bei dieser Gelegenheit mit dem Führen von Pferden, welche für Pferdefleischhauer bestimmt waren, beschäftigt. Zufolge des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei in Linz vom 17. April 1896, Z. 6296, wird der Auftrag ertheilt, über die Identität und Provenienz dieses Individuums Erhebungen zu pflegen und ein positives Resultat derselben anher zu berichten. Steyr, den 6. Mai 1896. Z. 6452. An sämmtliche Gemeinde=Vorstekungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Ausforschung der Identität einer in Säusenstein angeschwemmten Leiche. Am 27. April 1896 wurde in der Gemeinde Säusen¬ tein eine Leiche aus der Donau gezogen. Dieselbe war hochgradig faul, das Gesicht vollständig zerstört, so dass wegen hochgradiger Fäulnis der Weichtheile ein Schlufs auf das Alter sowie die Farbe der Pupillen nicht mehr möglich war. Die männliche Leiche war bekleidet mit einer weiß und schwarz carrierten Baumwolljacke, schwarzem Tuchgilet, olcher Hose und einem groben Leinenhemd, blauer Barchent¬ unterhose, der linke Fuß ist mit einem Halbstiefel versehen, der rechte nackt. Spuren einer erlittenen Gewaltthat waren an der Leiche nicht wahrnehmbar. Zufolge der Note der k. k. Bezirkshauptmannschaft Amstetten vom 1. Mai 1896, Z. 10.065, wird der Auftrag ertheilt, nach der Provenienz der in Rede stehenden Leiche zu forschen und ein positives Ergebnis anher zu berichten. Steyr, am 7. Mai 1896. Der k. k. Statthaltereirath und Bezirkshauptmann: Hugo R. v. Hebenstreit.
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