2 Der Transport dieser Auswanderer bildet neuerdings einen traurigen Beweis für die trostlose Lage derselben während ihrer Reise und bei ihrer Ankunft in Brasilien. Nach den hierüber eingelangten, verlässlichen Informa¬ tionen kamen die Auswanderer schon in Genua in einem schrecklich herabgekommenen Zustande an. Schon während der Landreise hatten sie mehrere Kinder durch den Tod verloren; einige Kinder starben ferner noch in Genua und auch an Bord des Schiffes vor der Ausfahrt aus dem Hafen. Der dritte Theil der Auswanderer bestand aus Kindern im Alter bis zu 10 Jahren. Während der Seefahrt starben eine Frau und 32 Kinder, meistens Säuglinge. Die Strapazen der Reise, die schlechte Nahrung, der Mangel an Raum, an gesunder Luft in den Schiffsräumen, die Unreinlichkeit, die Hitze, die Seekrankheit machten die Muttermilch versiegen und die Kinder erlagen größtentheils dem Hungertode. Während der letzten Tage der Fahrt brachen an Bord zudem die Masern aus, von welchen fast sämmtliche Kinder befallen wurden. In Rio de Janeiro wurden 10 Kinder in sterbendem Zustande und weitere 50 Kinder in schwerkrankem Zustande ausgeschifft, von welch' letzteren im Hinblicke auf die schlechte Nahrung der Einwanderer im dortigen Asyle, auf den Mangel jeglicher Pflege, die schlechte Unterkunft und die herrschende Hitze mindestens 40 der Krankheit erliegen dürften. Während der Seefahrt hatten die Auswanderer furcht¬ bar zu leiden. Gewöhnt an die in Galizien im Winter herrschende große Kälte, waren sie einer Hitze von 40 bis 45° und auch noch mehr ausgesetzt, in einem unverhältnismäßig kleinen Raume zusammen gepfercht, auf schlechte Nahrung und chlechtes Wasser angewiesen, mit Schmutz behaftet, wobei sie noch täglich den Anblick der Leichen ihrer Angehörigen zu ertragen hatten. Seelisch und körperlich herabgekommen, willenlos, ohne jedwede geistige Energie, sind diese Auswanderer in Rio de Janeiro eingetroffen. Dieser höchst bedauerliche Zustand machte sie für Krank¬ heiten aller Art, namentlich jene der Tropen ganz besonders empfänglich. Das gelbe Fieber, welches dort gegenwärtig 30 bis 40 Opfer täglich fordert, wird voraussichtlich die Reihen dieser Auswanderer in furchtbarer Weise lichten, zumal diese ge¬ fährliche Krankheit vorzüglich die neu angekommenen Fremden befällt. Unter diesen Umständen ist zu gewärtigen, dass wohl kaum die Hälfte dieser Auswanderer ihren eigentlichen Be¬ stimmungsort in Brasilien erreichen werde. Insbesondere ist die Sommerszeit in Brasilien, das ist die Zeit vom November bis Mai für die Auswanderer wegen der herrschenden großen Hitze ungünstig, daher alles aufgeboten werden muss, um die Auswanderungslustigen mindestens bis zum Eintreffen der besseren Jahreszeit d. i. Juni bis October zurückzuhalten. Infolge Erlasses des h. k. k. Ministeriums des Innern vom 22. Februar l. J., Z. 3571, und hohen k. k. Statt¬ halterei=Erlasses vom 29. Februar l. J., Zl 3571, werden hievon die Gemeinde=Vorstehungen zur eventuellen Verständi¬ gung von allfälligen Auswanderungslustigen in die Kenntnis gesetzt. Steyr, am 8. März 1896. Z. 3952. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen. Auswanderung. Das hohe k. k. Ministerium des Innern hat mit dem Erlasse vom 29. Februar l. J., Z. 6622, eröffnet, dass nach einer dem k. u. k. Generalconsulate in Genua zuge¬ kommenen Mittheilung des dortigen brasilianischen General¬ consulates die kostenfreie Beförderung von österreichischen und ungarischen Auswanderern nach allen Theilen Brasiliens vollkommen eingestellt worden ist. Zufolge Erlasses der h. k. k. Statthalterei in Linz vom 6. März l. J., Z. 4065/II, werden hievon die Ge¬ meindevorstehungen mit dem Auftrage in die Kenntnis ge¬ etzt, diese Nachricht den allfälligen Auswanderungslustigen bekannt zu geben. Steyr, am 10. März 1896. Z. 3763. An alle Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Die im Hause Nr. 50 in Feyregg, Gemeinde Pfarr¬ kirchen, wohnhaft gewesene, geisteskranke Katharina Zwickl¬ über hat sich am 14. Februar l. J. aus ihrer Wohnung entfernt, ohne bisher wieder zurückzukehren. Dieselbe leidet an Verfolgungswahn und glaubt, es wird ihr fortwährend nach dem Leben gestrebt. Sie ist verehelicht, lebt aber von ihrem Ehegatten getrennt. Im Jahre 1895 wurde über die Obgenannte vom löbl. k. k. Bezirksgerichte in Kremsmünster wegen gerichtlich constatiertem Wahnsinn die Curatel verhängt. Katharina Zwicklhuber ist 1859 geboren, von mittlerer Größe, schmächtigem Körperbau und blasser Gesichtsfarbe, bei ihrer Entweichung war dieselbe mit grauem Rock, chwarzem Pelz, welcher an Händen und Hals mit schwarzem Astrachan ausgeschlagen ist, gelbem Tuch über dem Kopfe und schwarzen Lederschuhen bekleidet. Zufolge des mit dem Berichte vom 4. März 1896, Z. 309, gestellten Ersuchens der Gemeinde=Vorstebung Pfarrkirchen werden die Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden aufgefordet, die geeigneten Nachforschungen nach der Genannten einzuleiten und über ein positives Ergebnis anher zu berichten. Steyr, am 9. März 1896. Z. 3712. An alle Gemeindevorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Warnung vor dem Unterstützungs=Schwindler Johann Zeiler. Laut eines von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Waid¬ hofen a. d. Thaya an die k. k. Statthalterei in Wien er¬ statteten Berichtes steht der zur Gemeinde Langegg, Bezirk Waidhofen a. d. Thoya, zuständige Johann Zeiler im Verdachte einer ungebürlichen Inanspruchnahme der öffent¬ lichen Krankenhauspflege. Derselbe ist geboren im Jahre 1848, röm. katholisch, verheiratet, von Profession Zimmermann und Tischler und
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