Amtsblatt 1896/10 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 5. März 1896

3 Nach Angaben der in Wien, XV. Bezirk, Karolinen¬ gasse Nr. 18 sich aufhaltenden Mutter Marie Klimesch soll ihr obbenannter Sohn Ottokar Jaroslav Klimesch bis zu seinem 7. Lebensjahre im Elternhause sich aufgehalten haben, worauf er zu einer Häuslerin namens Anna Denk nach Zwentendorf in die Kost gegeben wurde, wo derselbe nach ungefähr einem halben Jahr gestorben sein soll. Nachdem jedoch Ottokar Jaroslav Klimesch in der Todtenmatrik des Pfarramtes Zwentendorf nicht vorkommt, Anna Denk, zu welcher derselbe in die Kost gegeben worden sein soll, nicht mehr am Leben ist, und deren Gatte sowie Kinder sich auf dieses Kind nicht mehr erinnern können, so muss angenommen werden, dass Ottokar Jaroslav Klimesch in einer anderen Gemeinde gestorben ist, und dies umsomehr, als die Mutter bei ihrer Einvernahme am 9. Jänner 1894 Traisenmauer bei Tulln und bei ihrer Einvernahme am 23. Juni 1894 Zwentendorf, Bezirk Tulln, als den Sterbe¬ ort ihres mehrbenannten Sohnes angegeben, beides sich je¬ doch als unrichtig herausgestellt hat. Zufolge des mit dem Erlasse der h. k. k. Statthalterei in Linz vom 24. Februar 1896, Z. 3365/IV, intimierten Erlasses des hohen k. k. Ministeriums für Landesvertheidi¬ gung vom 18. Februar 1896, Z. 3726/780/II a, wird der Auftrag ertheilt, die bezügl'chen Nachsorschungen, u. z. ins¬ besondere in der Richtung einzuleiten, ob der Genannte nicht etwa in einem Verzeichnisse der Stellungspflichtigen aufgeführt erscheint, seiner Stellungspflicht genüge geleistet hat, oder gestorben ist. Ein allfälliges positives Ergebnis dieser Nachfor¬ schungen ist anher zu berichten. Steyr, am 29. Februar 1896. Z. 3394. An sämmtliche Gemeinde- Vorstehungen u. k. k. Gendarmerie-Posten-Commanden. Ausforschung des vermissten Tobias Ratz. Am 8. October 1895 hat sich der Bäckermeister Tobias Ratz, zu Wien geboren, 27 Jahre alt, katholisch, aus seiner in Wien, IV. Bezirk (Wieden), Favoritenstraße Nr. 38 ge¬ legenen Wohnung entfernt und ist derselbe seither verschollen. Da er nervenleidend ist und öfters Krampfanfälle hatte, wird vermuthet, dass er entweder einen Selbstmord begangen habe, oder dass ihm ein Unfall zugestoßen sei. Tobias Ratz ist ziemlich groß und mager, hat ein eingefallenes, krankhaft gelbliches Gesicht, schöne Zähne, dunkle Augen, schwarzes, schütteres Kopfhaar, kleines schwarzes Schnurrbärtchen, war sonst rasiert und bedient sich eines Zwickers. Als er sich entfernte, trug er Trauerkleidung, schwarzes Sacco, schwarze Cravatte (Seiden=Masche) und schwarzen, weichen, in der Mitte eingedrückten Hut mit dem Firmazeichen der Hutfabrik P. u. C. Habig in Wien, ferner ein weißes Hemd mit blauweiß gestreifter Hemdbrust weißem Kragen und weißen Manschetten. Seine Wäsche ist mit T. R. gemärkt. Er hatte eine goldene Uhr mit einfachem Deckel (darin das Monogramm T. R.) ohne Uhrkette, sowie eine Brieftasche aus grünlichem Leder mit silbernen Ecken, eine Barschaft von etwa 150 fl. enthaltend, bei sich. Der mit Decret des k. k. Landesgerichtes Wien vom 2. November 1895, Z. 88.365, bestellte Curator des Ge¬ nannten hat eine Gesammtbelohnung von 2000 fl. für diejenige Person ausgeschrieben, welche ihm solche That¬ sachen mittheilen würde, auf Grund welcher der Ver¬ schollene oder dessen Leiche aufgesunden würde. Die seitens der k. k. Polizei=Direction in Wien bisher gepflogenen Recherchen haben keinen Umstand ergeben, aus welchem ein Schlufs auf das Schicksal des Vermissten ge¬ zogen werden könnte. Ebensowenig führten die bezüglichen Verlautbarungen im Centralpolizeiblatte Nr. 82, Art. 6093 ex 1895, bez. Nr. 1, Art. 53 ex 1896, zur Auffindung seiner Spur. Zufolge des mit dem Erlasse der h. k k. Statthalterei in Linz vom 23. Februar 1896. Nr. 3280/II, intimierten Erlasses des h. k. k. Ministeriums des Innern vom 18. Fe¬ bruar 1896, Z. 5161, wird der Auftrag ertheilt, eingehende Nachforschungen nach dem Abgängigen zu pflegen u. z. in erster Linie in der Richtung, ob unter den seit den 8. Oc¬ tober 1895 aufgefundenen und bereits beerdigten Leichen unbekannter, insbesondere ertrunkener Personen sich etwa eine solche befunden habe, auf welche die obige Persons¬ beschreibung des Tobias Ratz passen würde. Ein positives Ergebnis dieser Nachforschungen ist an¬ her zu berichten. Steyr, den 29. Februar 1896. Z. 3502. An alle Gemeinde=Vorstehungen zur Kenntnisnahme. Thierseuchen =Ausweis in der Berichtsperiode vom 17. Februar bis 24. Februar 1896. 1. Maul= und Klauenseuche. Ausbruch und Bestand der Seuche. . Bezirk Braunau: Gemeinde Feldkirchen, Ort¬ chaft Emerding. 2. Bezirk Gmunden: Gemeinde Ohlsdorf, Ort¬ chaft Aichlham. 3. Bezirk Linz (Land): Gemeinde Pasching, Ort¬ chaften Pasching, Thunharting; Gemeinde und Ortschaft Puchenau. 4. Bezirk Ried: Gemeinde und Ortschaft Obern¬ berg. 5. Bezirk Vöcklabruck: Gemeinde Innerschwendt, Ortschaft Au; Gemeinde und Ortschaft Mondsee: Gemeinde St. Lorenz, Ortschaft Keuschen; Gemeinde und Ortschaft Tiesgraben; Gemeinde Vöcklabruck, Ortschaft Mösendorf. 6. Bezirk Wels: Gemeinde und Ortschaft Gries¬ kirchen. Erlöschen der Seuche. Bezirk Linz (Stadt): Gemeinde Linz, Ortschaft Lustenau. 2. Rothlauf der Schweine. Erlöschen der Seuche. 1. Bezirk Kirchdorf: Gemeinde und Ortschaft Waldneukirchen. 2. Bezirk Steyr (Land): Gemeinde St. Ulrich, Ortschaft Ramingsteg. 3. Bezirk Wels: Gemeinde und Ortschaft Pupping.

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