Amtsblatt 1895/26 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 27. Juni 1895

4 Z. 8220. 1 An alle Gemeinde=Vorstehungen. Ueber Ersuchen des k. u. k. Militär=Verpflegs=Magazins in Linz werden die Gemeinde=Vorstehungen angewiesen, läng¬ stens bis 10. Juli d. J. zuverlässig anher zu berichten, wie sich das Ergebnis der heurigen Heuernte in qualitativer und quantitativer Beziehung gestaltet, und welche Ernteaussichten beim Stroh bestehen, da diese Daten zum Zwecke der bevor¬ stehenden Sicherstellungs=Verhandlungen benöthigt werden Steyr, am 25. Juni 1895. Z. 6917 An sämmtliche Gemeinde-Vorstehungen, k. k. Gendarmerie-Posten-Commanden und an die hochw. Pfarrämter betreffend die Ausforschung des gänzlich unbekannten stellungspflichtigen Josef Miscoria. Der Aufenthalt und die Zuständigkeit des am 11. Jän¬ ner 1874 in Lausa, Gemeinde Weyer, geborenen und in Altenmarkt a. d. Enns getauften Josef Miscoria, Sohnes des Matthias Miscoria, Subunternehmers der Kronprinz¬ Rudolfsbahn, und der Maria, geb. Schwarz, sowie der Auf¬ enthalt und die Zuständigkeit seiner Eltern konnten bis nun nicht ermittelt werden. Es ergeht daher an die Gemeindevorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden der Auftrag und an die hochw. Pfarrämter das Ersuchen, über den Aufenthalt, beziehungsweise das Ableben des Genannten und seiner Eltern Nachforschungen zu pflegen und ein etwaiges posi¬ tives Resultat anher bis 15. September bekannt zu geben. Steyr, am 17. Juni 1895. Z. 7991. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Identitätsfeststellung einer in der Donau aufge¬ fangenen Leiche. Am 31. Mai l. J. um circa 8 Uhr abends wurde in der Gemeinde Neustadt, Bezirk Amstetten, ein unbekannter, männlicher Leichnam, welcher auf der Donau herabschwamm, aufgefangen. Die Leiche dürfte zumindest 14 Tage im Wasser gelegen sein und befand sich im ersten Grade der Ver¬ wesung. Der Mann war mittelgroß, mittelstark, gut genährt, 45—55 Jahre alt, das Gesicht war länglich, nicht zu breit und scheint volle Backen besessen zu haben. Die Farbe der Augen war bereits unkenntlich; die Nase spitzig und gleich dem Munde proportioniert; die Zähne vollzählig und kräftig; der rundliche Kopf besaß eine weit zurückreichende Glatze röthlichblonde, geschnittene Haare; der Schnurrbart war roth, schütter und kurz; der Hals dick und kurz; die Brust war röthlichblond, die Arme blond behaart; die inneren Hand¬ flächen wiesen stärkere, etwas schwielige Haut auf. Am Leibe trug die Leiche ein weißes Hemd mit J. L. roth gemärkt, mit angeknöpftem Umlegkragen und angenähten, nicht zu langen und zu weiten Manchetten, dann eine blaue Barchentunterhofe, darüber eine weiße, geschnürlte Tricot¬ hose mit einem weißen großen Beinknopfe oben, eine enge schwarze Stoffhose mit dunkleren, schmalen Längslinien bei weiten Feldern, und weißblechernen Knöpfen, sowie einen Leibriemen. An den ziemlich kleinen Füßen befanden sich feine, weiße Fußlappen und gespitzte Pariserschuhe zum Schnüren mit englischen Absätzen, die Schuhzungen waren vorstehend und fein gezähnt. An Schmuck oder Barschaft 2c. wurde nichts vorgefunden, Rock und Weste fehlten. Der Mann scheint ein besserer Arbeiter oder Geschäftsmann ge¬ wesen zu sein und durch Selbstmord geendet zu haben. Behufs Feststellung der Identität dieser Leiche sind die entsprechenden Nachforschungen zu pflegen und ist ein eventuelles positives Resultat anher zu berichten. Steyr, am 20. Juni 1895. Z. 7992. RI An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen u. k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Identitätsfeststellung einer in der Donau in der Gemeinde Lehen aufgefangenen männlichen Leiche. Am 7. Juni 1895 wurde in der Gemeinde Lehen, Bezirk Amstetten, eine in der Donau treibende Leiche entdeckt und ans Land gezogen. Es war dies ein männlicher Leichnam im beiläufigen Alter von einigen 50 Jahren, Körper¬ länge 1·7 m, schwarzes Haar, ziemlich erhalten, Augen grau, untere Schneidezähne gut, von den oberen fehlte der mittlere Schneidezahn. Der Schnurrbart war dünn und dunkel. Die Leibeskleidung bestand aus einem Oxfordhemd, ziemlich gut erhalten, mit der Märke F. u. G., eine Weste vom dunklem Wollstoff, eine Jacke aus blauem Barchent, theil¬ weise zerrissen, die Hose auch von dunklem Wollstoff, an beiden Beinen geflickt und neuerdings durchgerieben: Unter¬ hose keine. Die Füße mit sogenannten Wadenstiefeln be¬ kleidet; letztere geflickt. Die Person schien nach den Schwielen an den Händen und dem allgemeinen Aussehen dem Arbeiter¬ stande angehörend, wahrscheinlich den Schiffsleuten. Die Taschen enthielten u. zw. die linke Hosentasche einen Stoff¬ beutel mit einem Metallknopf zu schließen, dessen Inhalt eine Krone und drei Zwanzighellerstücke, weiters nebstbei acht Kupferkreuzer und ein Taschenmesser, dessen Heft Packfong mit folgenden Klingen: Brotmesser, Gartenmesser, ein sogenanntes Federmesser, Tabakstörer und rückwärts Feuerstahl. In der rechten Hosentasche Sand und kleine Steine. In der linken Westentasche befand sich ein zerweichtes, nahezu volles Paket schwedischer Zündhölzchen; sonst wurde nichts vorgesunden. Der Leichnam dürfte beiläusig 6 Tage im Wasser gelegen sein und nicht sehr weit getrieben haben. Da die genau vorgenommene Leibesuntersuchung keinerlei Gewaltact annehmen ließ, so wurde die Leiche noch am selben Tage zu Ebersdorf beerdigt. Die der Leiche abgenommenen Gegenstände wurden bei der Gemeinde=Vorstehung in Lehen deponiert. In Feststellung der Identität dieser Leiche sind die entsprechenden Nachforschungen zu pflegen und ist ein even¬ tuell positives Resultat anher zu berichten. Steyr, am 21. Juni 1895.

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