Amtsblatt 1892/46 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 17. November 1892

seiner Stellungspflicht genüge geleistet hat, oder ge ­ storben ist. Ueber das Ergebnis dieser Nachforschungen ist bis Mitte Jänner 1893 anher zu berichten. Steyr, den 11. November 1892. Z. 12.803. An sämmtliche Gemeinde - Workehungen n. k. k. Gendarmerie-Ioffen-Gommanden. Aufgefundene Leiche. Laut der Gendarmerierelation ddo. Losenstein ü. No ­ vember 1892, Nr. 527, und des Berichtes der Gemeinde- Vorstehung Losenstein vom 4. November 1892, Z. 1402, wurde von Candidus Geuber, Gemeinveausschuss und Be ­ sitzer des Mairgutes in Hol, Ortschaft und Gemeinde Losenstein, bei der dortigen Gemeinde-Vorstebung die Anzeige erstattet, dass er auf einer im Ennsfluffe sich befindlichen Insel einen menschlichen Leichnam aufgefunden habe. Postenführer Franz Saxenhofer begab sich mit dem dortigen Gemeinde- Secretär Peter Waldmann, dem Gemeindearzte Josef Zöggeler und dem vberwähnlen Gemeinde - Ausschuffe an Ort und Stelle, wo nur mehr das Gerippe eines Menschen, an welchem noch einige Fleischtheile hafteten, zu sehen war. Nach Constaüerung des Arztes dürfte diese Leiche schon zwei bis drei Monate an der Fundstelle gelegen sein. Das Gerippe stammt von einem gut mittelgroßen, 40 bis 50 Jahre alten Manne. Die Kopfschwarte war von der Hälfte des Stirnbeines über die Schädeldecke noch vorhanden. Der zweite obere rechte Stockzahn dürfte schon länger gefehlt haben, während dem der erste Schneidezahn oben rechts und der rechte Stockzahn erst unlängst herausgefallen zu sein scheinen. Am Unterkiefer fehlt der erste Stockzahn rechts und der zweite Stockzahn links, von welch' letzterem noch die Wurzeln stecken. Die linke Ohrmuschel, der linke Unterschenkel und die linke Hand sammt Vorderarm sind im Verhältnisse zu den übrigen Leichenresten gut erhalten. Im Gesichte ist an der linken Seite zu erkennen, dass derselbe einen schwarzen Schnurrbart hatte. Am Kopfe waren keinerlei Spuren einer erlittenen Verletzung ersichtlich. Weder an der Leiche, noch an der Fundstelle war die die geringste Spur von einem Kleidungsstücke vorhanden. Die Leichenreste wurden in einen Sarg gelegt, in den hiesigen Ortsfriedhof übersührt und begraben. Die Identität dieser Leiche konnte nicht sichergestellt werden, doch scheint es nicht ausgeschlossen, dass dieselbe mit dem 30 Jahre alten, verehelichten Taglöhner Bidese Marco aus St. Sacomo, Bezirk Vicenza in Italien, welcher am 23. Juni l. I. in der Gemeinde Hieflau in Steiermark im Erzbache ertrunken und bisher nicht aufgefunden worden ist, identisch sei. Hievon werden die Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie-Posten-Commanden mit dem Auftrage in die Kenntnis gesetzt, über die Identität dieser Leiche Nach ­ forschungen zu pflegen und ein positives Resultat dieser Nachforschungen anher bekannt zu geben. Steyr, am 9. November 1892. Z. 12992. Äa sämmtültie Gemeincke-AorsteliMgek Mil k. k. Gmckarmme - Postek-Eommaacke». Aufgefuudene Leiche. Laut des mit dem Berichte der k. k. Bezirkshauptmann ­ schaft in Linz vom 26. August 1892, Z. 17.332, an die hohe k. k. Statthalterei in Linz vorgelegten, am 24. Oc ­ tober l. I beim Stadtgemeindeamte in Enns aufgenommenen Protokolles wurde Samstag den 22. October l. I. nach ­ mittags 1 Uhr beim Hause Nr. 60, Vorstadt Schmidberg, die Leiche eines unbekannten, älteren, anscheinend dem Arbeiterstande angehörigen Mannes an einer starken Reb- schnur erhängt aufgefunden. Der sogleich berufene Herr Stadlarzt Doctor Josef Appenauer constatierte, dass außer der Strangulierungsfurche keine anderweitige Verletzung oder Spuren erlittener Gewalt ­ that sich zeigen und dass zweifellos ein Selbstmord vorliege. Der Befund über die vorgenommeue polizeiliche Leichen- beschau lautet: Die Leiche ist 161 Centimeter lang und vollständig bekleidet. Die Kleidung besteht: 1. Aus einem weichen, schwarzen, runden Filzhute mit blaugrünem Futter, braunem Schweißleder mit der Fabriks ­ marke „Franz Strnadt Bad Hall." 2. Aus einem braunen Sacco von Schafwollstoff, welcher zu jeder Seite vorne eine Reihe von 3 braunen Beinknöpfen hat; außerdem findet sich rechts außen am Sacco und innen je eine ziemlich tiefe Rocktasche. Das Futter des Sacco ist blauweißroth carriert. 3. Aus einem Leib aus weißbraun carriertem Baum ­ wollstoff erzeugt und an seinem unteren beiderseitigen Ende mit einem dunkelbraunen Stoffe ausgebessert ; derselbe trägt beiderseits vorne je 3 Beinknöpfe und hat innen dunkles Tamissutter. 4. Aus einem braunen, kalbledernen Leibriemen mit Schnalle. 5. Aus einem weißen Leinenhemd mit Umlegkragen und 3 Perlmutter-Brustknöpfen ohne jede Marke. 6. Aus einem schwarzen, halbseidenen, an den Enden stark zerrissenen Halstuche. 7. Aus einer weißen gewirkten Unterhose, welche mit einem Beinknopse geschloffen ist und welche rechts vorne oben eine nicht mehr erkennbare Marke trägt. 8. Aus einer braunen, sehr gut erhaltenen Lodenhose mit 2 Hosentaschen aus weiß-, blau-, gelb-, braun- und roth-längsgestreiften radel mit einem Haken verschließbar. S. An den Füßen trägt die Leiche ein Paar rindlederne Halbstiefel mit Doppelsohlen, zweireihig genagelt und sehr gut erhalten, die weißen reinen grobleinenen Fußlappen sind ungemerkt. In den Kleidertasche« finden sich: Ein altes deutsches Gebetbuch ohne Schriftzeichen, ein Rosenkranz mit braunen Holzperlen und Messingkreuz; eine weißblechene Zündhölzelbüchse mit Reibfläche an der Unter ­ seite; eine braune hölzerne Tabakspfeife mit Meffingbeschlag; eine Tabaksblase; ein Taschenmesser mit Brotklinge (Firma

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