Amtsblatt 1892/37 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 15. September 1892

5 UIS von der Lungenseuche vollkommen freie Länder m>< zugleich sehr wertvollen Zucht* und Natzviehraeen hin- stchiltch aller Gebrauchszwecke, können mit voller Berlässlichkeit nur Salzburg, Steiermark, Körnten und Tirol-Vorarlberg bezeichnet und zum Bezüge von Rindvieh empfohlen werden. Die von der Seuche nur anscheinend vollkommen g.ttfsemn Rinder verursachen am häufigsten die weitere Verbreitung der Seuche. D,r Antiickungsstoff kann durch die Lust, durch Kleider, lallger.Uhe, Futterstoffe, Streumateriale, Dünger rc. ver ­ schleppt werben. Kommt die Lungenseuche in einem Viehstande zum .'ln luuche. so erkranken vorerst eines oder eimge Rmder und spät, » in immer kürzeren Zwischenräumen mehrere andere, lns endlich der größte Theil der eingestallren Tbiere davon griffen wird. Unter § K eideherden beobachtet die Ausbreitung der Seuche einen schleppenderen Verlaus. Die erste Krankheitserschemung bildet ein kurzer schmerz« haster trockener Husten, der anfangs selten ist, sich nur morgens beim Aufstehen oder Oeffnen der Stallthüren, beim Trinken, während der Fütterung und der Bewegung, be ­ sonders im Freien und beim Beklopfen der Brust ernstellt, später aber häufiger, dumpf, heiser und schmerzhafter wird und die Thiere sichtlich anstrengt. Dazu gesellt sich eine ungleich verteilte Hauttemperatur, die Ohren, Hörner und Fußenden sind bald kalt, bald heiß; das Flotzmaul wird trocken; -der Herzschlag beschleunigt, zuweilen »«fühlbar, häufiger pochend; das Athmen erfolgt in kurzen Zügen mit sichtlicher Anstrengung und oberflächlicher Bewegung der Flanken, dabei wird der Kopf gesenkt und vorgestreckt ge ­ halten,' die Nasenflügel werden auffallend weit geöffnet ; der Durst ist vermehrt, die Fresslust vermindert; bei melkenden Kühen versiegt die Milch. Jm^weitirirn Verlaufe der Krankheit nimmt die Mattigkeit der Thiere zu, sie liegen jedoch selten und stets kurze Zeit mit unterschlagenen oder nach vorwärts gestreckten Füßen; während des Stehens werden die Vorderfüße weit auseinander gestellt und die Ellenbogen stark nach außen gedreht. Beim Drucke mit den Fingern an der erkrankten Brustseite, besonders in der unteren Hälste längs des Ver ­ laufes der hinter der Schulter liegenden Rippen und am Rücken hinter dem Widerriste, äußern die Thiere großen Schmerz. Sobald der vorbeschriebene Husten und ein beschleunigtes, angestrengtes Athmen unter Aeußerung von Mattigkeit, ver ­ minderter Fresslust, und Milchabsonderung bei Kühen, an Rindern wahrgenommen wird, ist der Verdacht auf den Bestand der Lungenseuche begründet, und obliegt dem be ­ treffenden Viehbesitzer oder dessen Stellvertreter oder Be ­ stellten nach tz 1b des allgemeinen Thisrseuchengesetzes vom 29. Februar 1880, R.-G.-B. Nr. 35, die unverzügliche Er ­ stattung der Anzeige an den Gemeindevorsteher oder die zuständige politische Bezirks behörde. Hievon werden die Gemeinde-Vorstehungen zufolge Erlasses der hohen k. k. Statthalterei vom 1. September 1892, Z. 11.370/l, mit dem Austrage in die Kenntnis gesetzt, die mitfolgende Belehrung betreffend die Abwehr und Tilgung der Lungenseuche in der ausgedehntesten Weise zu verlautbaren und überhaupt bei jeder Gelegenheit, be ­ sonders bei Versammlungen der landwirtschaftlichen Vereine oder Genossenschaften belehrend auf die Bevölkerung ein- zuwirken und dieselbe aufmerkiam zu machen, dass ihre ver ­ ständnisvolle Mitwirkung bei Tilgung der Lungenseuche in ihrem eigenen Interesse gelegen ist. Die mitsolgenden Exemplare der Kundmachung sind aus den Amtstafeln zu affigieren und an Besitzer größerer Güter oder in den besuchteren Gasthöfen zur allgemeinen Veröffentlichung auszutheilen. Steyr, am 7. September 1892. Der k. k. BezirkShauptmanu: Hugo R. v. Hebenstrett. Gemeinverständliche Belehrung über Cholera und Cholera-Maßnahmen. DersasSt im Austrage des k. k. Ministeriums des Innern. Preis 15 kr. Au haben in allen Buchhandlungen. Redaction and Verlag der k. L. BezirkShaaptmanvschaft Steyr. — HaaS'sche Buchdruckerei in Steyr.

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