Amtsblatt 1891/23 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 11. Juni 1891
2 Z. 6472. Än sämmtliche Gemeinde-VoHckMgm »nä k. k. Oenckarmme-Dostell-Eommallltm. Laut einer Zuschrift der Gemeinde-Vorstehung Eisenerz an die Gemeinde-Vorstehung Weher, ist der nach Eisenerz zuständige Straßenarbeiter Josef Haid, 1870 geboren, am 12. Mai l. I. in den Erzbach gestürzt und ertrunken, konnte aber bisher nicht aufgefunden werden. Genannter ist mittelgroßer Statur, untersetzt gebaut, hat graue Augen, blonde Haare, volles Gesicht, Mund und Nase proportioniert, gute Zähne, ist plattsüßig, hat am Rücken ein linsengroßes Muttermal und an der rechten Wange eine Narbe. Bekleidet war der Verunglückte mit grünem alten Hut, alter blauer Barchentjacke, farbloser geflickter Hose, genagelten Schnürschuben, roth- und blau- gestreistem Oxsordhemd und Leinenfußlappen. Im Auffindungssalle der Leiche ist sofort an die Gemeinde-Vorstehung Eisenerz die Mittheilung zu machen. Steyr, am 5. Juni 1891. Z. 6373. Rn sämmtliche Gemeinde-Vorstcklmgen, unä 5. k. GmäarmerieHostm-CommMäm. Seit dem 20. Mai d. I. wird in Wien, III., Thon gasse 2, eine gewisse Clara Riebl, welche sich, wie es scheint, auch Emilie oder Leopoldine zu nennen beliebt, vermisst. Dieselbe, welche von Kindheit an mit einem liabitus soropkulvsus behaslet, an Ohrenleiden und auch an einem Augenübe! labcriert, wobei der Gedanke, sie müsse etwas verdienen und sie könne es nicht, zu fixer Idee geworden zu sein scheint, dürfte nach den bisher verfolgten Spuren mit Selbstmordgedanken am Mittwoch den 20. Mai d. I. von Wien abgereist sein und ungefähr folgende Route ein gehalten haben: Mittwoch den 20. Mai circa V-10 Uhr früh Wien ab, V-12 Uhr St. Pölten, 1 Uhr Pöchlarn an, 5^4 Uhr Pöchlarn ab, 6 Uhr Krummnußbaum an, 9 Uhr Krummnußbaum ab, 10 Uhr Amstetten an, logierte Hotel Bahnhof; Donnerstag den 21. Mai circa 2 Uhr früh Amstetten ab, 6 Uhr früh Selzthal, dann über Bischosshofen nach Innsbruck, 7 Uhr 3 Minuten abends an, 8 Uhr 40 Minuten abends Innsbruck ab; Freitag den 22. Mai 3 Uhr 44 Minuten früh Feldkirch an, dann nach Bregenz. Es erscheint aber nicht ausgeschlossen, dass sie in einer früheren Station als Innsbruck den Zug verlassen, oder in Innsbruck geblieben sei, oder auch über Salzburg nach Ober- und Niederösterreich, Donaugegend oder auch nach dem Salzkammergut sich gewendet, oder die schweizerische Grenze überschritten habe. Die Personsbeschreibung der Vermissten ist: 20 Jahre alt, mittelgroß, auffallend volles, gut gefärbtes Gesicht, dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, ebensolche Augen, schwer hörig, eine 1'/- — 2 Zoll lange Narbe hinter dem rechten Ohre. Die Kleidung bestand aus einem dunklen Regen mantel, breiten schwarzen Strohhut mit steingrünen Bändern und Blumen, erdbeerrothem Kleide mit schwarzen Sammt- ärmeln, Sonnenschirm, eventuell kleines Paquet. Es ist nicht ausgeschloffen, dass sie ein zweites, dunkles Kleid mit sich führt. Zufolge Erlasses der hoben k. k. Stattbalterei in Linz vom 29. Mai 1891, Z. 7769/11 werden die Gemeinde- Vorstehungen und k. k. Gendarmerie-Posten-Commandsn aufgefordert, zur Eruierung der Obgenannten allsogleich eingehende Nachforschungen zu pflegen, und im Falle eines günstigen Resultates das Erforderliche behufs Festnehmung und Ueberstellung derselben unter Begleitung einer ver- lässigen Civilperson an ihre Familie in Wien zu verfügen. Die erlaufenden Kosten werden vom Bruder der Ver missten, Richard Riedl, ersetzt werden. Ueber ein positives Resultat ist bis Ende Juni l. I. anher zu berichten. Steyr, am 5. Juni 1891. Z. 6522. Nil sämmtliche Gememäe-VoMeäungen unä k. k. Gmckarmme-Hostm-CommM^ Laut der Note der k. k. Bezirkshauptmannschaft Perg vom 3. Juni 1891, Z. 6755, wurde am 16. Mai l. I. am sogenannten Schwalleck bei Grein die Leiche eines, nach der Kleidung zu schließen, dem Arbeiterstande angehörigen Ertrunkenen angeschwemmt. Dieselbe war von kräftigem muskulösem Bau, 1 78 M. Größe, hatte braune mittellange Haare, dichte Augenbrauen, röthlichen Schnurrbart, theil- weise» Backenbart (Cotellettes) und dürfte nach dem Ver wesungsgrade 8 bis 14 Tage im Waffer gelegen sein. Bekleidet war dieselbe mit graublauer Tuchwcste (Rock fehlte), graucarrierter geflickter Tuchhose, Leibriemen, halbvorgeschuhten Stiefletten, weißen Socken, grauem Oxford hemde ohne Märke und weißblaugetupftem Halstuch?. An Effecten fanden sich bei denselben ein Geldtäschchen, fünf Fischangeln, etwas Scheidemünze, ein ordinäres Taschen- messer, ein Taschenspiegel, eine Uhrkette aus unedlem Metall mit einem Herz als Anhängsel, ein Ring mit dem ein gravierten Namen Josef und ein Zettel mit der Notitz: „Grabengasse Linz — Spengler Paffau." Allsällige zur Feststellung der Provenienz dieser Leiche dienlichen Momente sind anher bekannt zu geben. Steyr, am 8. Juni 1891. Z. 6540. An sämmtliche Gemeinde Worstehungen und k. k. Hendarmerieposten-Hommanden. Dieselben werden hiemit infolge Statchalterei-Erlasses vom 31. Ma l. I., Z. 7795/11, mit Beziehung auf den h. ä. Erlass vom 30. März l. I., Z. 3697, Amtsblatt Nr. 13, verständigt, dass Franz Sperl aus Vöslau der zeit in Wien bedienstet ist. Steyr, am 8. Juni 1891. Der k. k. Bezirkshauptmann: Hugo R. 0. Hebcnstreit. Redaction und Verlag der k. k. Bezirkshauptmauuschaft Steyr. — Haas'sche Buchdruckerei in Steyr.
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