Amtsblatt 1890/17 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 1. Mai 1890
2 strengen veterinär-polizeilichen Verfügungen, wenn selbe von zu langer Dauer sind, in ihrem Verkehre und Handel stark beeinträchtiget werden müßen. Es haben daher in Hinkunst die Gemeinde-Vorstehungen sich über den Verlauf der Seuche mehrmals Ueberzeugung zu verschaffen, und wenn dieselbe bei den befallenen Thieren abgeheiil ist und kein neuer Ausbruch derselben stattgefunden hat, alsogleich die mit jedem separaten hierämtlichen Erlasse ungeordneten Desinsectionsmaßregeln in Durchführung bringen zu lassen und umgehend sodann hierüber Bericht zu erstatten. Steyr, am 9. April 1890. Z. 4460. Rn alle Oenmncke - AorMaagea uml k. k. Oeackarmerie - Mosten, - Commaackea. Am 12. d. M. wurde im Gebiete ver Gemeinde Ruprechtshosen im politischen Bezirke Perg in Oberöster reich die Leiche eines etwa 30 Jahre alten, unbekannten Mannes aus einer Schotterbank der Donau, wo derselbe bereits seit einigen Tagen angeschwemmt worden sein dürste, aufgefunden. Da die Leiche keine Spuren einer Gewalt that zeigte, so dürste der Ertrunkene verunglückt sein. Die Besichtigung der Leiche ergab Folgendes : Größe 1'60 M.; blonden, kurzen, schütteren Schnur bart; die Kopfhaare braun, ziemlich kurz; die Vorderzähne gut, die Backenzähne rückwärts fehlen; die Brust breit und kräftig gebaut; die Verwesung ist außer an den Kopf theilen, welche durch Abschürfung verletzt erscheinen, wenig vorgeschritten; bekleidet war die Leiche mit einem kurze», dunkelblauen Rocke von dickem Wollstoffe, einer blauen, mit dunklen Streifen versehenen Hose, ebenfalls von dickem Wollstoffe; Gilet von dunkler Farbe; ein seidenes Halstuch von rother Farbe, mit kleinen blauen Streifen versehen ; die Stiefel scheinen neu gedoppelt zu sein, und sind die Sohlen an den Rändern mit Nägeln beschlagen; das Hemd von weißem Kattun, mit Faltenbrust ohne Märke, die Gatie von blauem Barchent; um die Mitte trug der Er trunkene einen Leibriemen. Von den Kleidungsstücken wurden Ausschnitte, sowie das seidene Halstuch bei der Gemeinde Ruprechtshosen aufbewahrt. In der linken Westen tasche befand sich eine silberne Cilinderuhr mit einem messingenen Uebergehäuse und einer Kette von weißem, unedlem Metalle; in der rechten Tasche des Rockes war ein Tabaksbeutel aus rothem Zeuge, mit blauen, weißen und schwarzen Perlen gestickt. Auf einer Seite desselben befinden sich mit schwarzen Perlen eingestickr die Buchstaben F. M., auf der anderen Seite die beiden Worte: „Denke mein", ebenfalls in Perlen gestickt; an der Uhr befindet sich ein silberner Karabiner. Zufolge des Ersuchens der k. k. Bezirkshauptmann schaft Perg vom 16. d. M., Z. 3826, ergeht der Auftrag, nach der Identität und Herkunft dieser Leiche die geeigneten Nachforschungen zu pflegen und über ein etwaiges positives Resultat unverzüglich anher zu berichten. Steyr, am 25. April 1890. Z 4536. An alle Gemeinde - Aorliehungen und k. k. Hendarmerieposten-Gommanden. Die geisteskranke ledige Gütlerstochter Maria Huber von Gurlarn, Gemeinde Fürstenzell, kgl. Bezirksamt Passau in Bayern, hat sich am 5. April 1890 heimlich von Gurlarn, wo sie bei der Gütlerswitwe Karoline Huber sich befand, entfernt. Maria Huber verweigert hartnäckig jede Antwort. Dieselbe ist 51 Jahre alt, ziemlich groß, hat gesunde Ge sichtsfarbe, schwärzliche Haare, ist schlank gewachsen mit etwas nach vorne sich neigendem Oberkörper und trug bei ihrer Entfernung ein altes schwarzbraunwollenes Kopstuch, braungrau gestreifte, schon stark abgeschoffene kurze Barchent jacke, blauleinenen Herrenschurz mit Brustlappen, grau- barchentenen Rock, veilchenblaue Strümpfe und Holzschuhe. Zufolge des Erlasses der hohen k. k. o.-ö. Statthalterei vom 22. d. M., Z. 5418/II, sind nach dem Verbleiben der Maria Huber Nachforschungen zu Pflegen und wäre über ein etwaiges positives Resultat bis 31. Mai l. I. anher zu berichten. Steyr, am 37. April 1890. Z. 4537. An alle Gemeinde - Worsteyungeu und k. k. Gendarmerieposten - Gommanden. Am 18. März l. I. wurde der k. k. Bezirkshaupt- mannschast in Görz ein fremder Taubstummer übergeben, welcher sich in den Gaffen jener Stadt ohne Subsistenz- mittel herumgetrieben hatte. Dieser Taubstumme dürfte ungefähr 10 bis 12 Jahre alt sein. Seine Höhe beträgt ungefähr 1 Meter 30 Cm. Er hat lichtbraunes Haar, rundes Antlitz, blaffe Gesichts farbe, blaue, etwas trübe Augen. Besondere Kennzeichen eine ungefähr 5 Cm. lange Narbe auf der rechten Seite des Kopses, eine andere Narbe am Halse und Narben in der Magengegend, welche nach den Andeutungen des Taubstummen von einem Falle von einem Baume hercühren dürsten. Er trägt eine lange Jacke und Hosen von Tuch und Stiefel. Diese Kleidungsstücke sind zerrissen und schmutzig. Der erwähnte Knabe wurve dem Taubstummen- Jnstitute in Görz übergeben, welches angab, dass er laute Töne hört und das Kceuzzeichen nach lateinischer Art macht. Zufolge des Erlasses der hohen k. k. o.-ö. StttthaUerei vom 18. d. M, Z. 4737/11, sind über die Jvenlität und Provenienz dieses Individuums die geeigneten Nachforschungen zu pflegen und wäre über ein etwaiges, positives Re sultat bis längstens 31. Mai l. I. anher zu berichten. Steyr, am 27. April 1890. Redaction und Verlag der k. k. Bezirkshauptmannschaft Steyr. — Haas'sche Buchdruckerei in Steyr.
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