Amtsblatt 1886/20 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 20. Juli 1886

2 angeblich Carl und Anna Seidl. Anfangs der 1860er Jahre habe er von der Gemeinde Brünnl ein Wanderbuch erhalten, in welches von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Kaplitz die Reisebewilligung zuerst auf l Jahr, und im Jahre 1868 von Wien aus auf 3 Jahre eingetragen worden sein soll. Im Jahre 1868, 1869 oder 1870 habe er sich in Wien abgestellt, sei aber wegen Krampfadern für immer untauglich erklärt worden. Er habe auch beim Baumeister Pflam zu Hernals, Dornbacher- oder Thurnbäcker - Hauptstraße, gearbeitet und sei bei dem k. k. Polizei-Commifsariate Hernals, als in der Krongasse Nr. 5 bei Lucas Eder oder Lorenz Lukaseder wohnhaft, bis 1884 gemeldet gewesen. In den 1880er Jahren sei er von Weyer aus mittelst Zwangspasses in seine Heimatsgemeinde Brünnl geschickt worden Alle über die Provenienz und Identität dieses Mannes im Wege der sämmtlichen Strafanstalten Cis- leithanien's, dann der k. k. Bezirkshauptmannschaft Kaplitz, der Gemeinde - Vorstehung Weyer, des k. k. Polizei- Commissariates Hernals und der k. k. Polizei-Direction Wien unter Anschluß einer Photographie gepflogenen Er ­ hebungen blieben bisher resultatlos und bezeugen nur die Unwahrheit der Angaben dieses Individuums, das unge ­ achtet des Vorhaltes des Ergebnisses der Nachforschungen nicht zu bewegen ist, andere Aussagen zu machen. Personsbeschreibung: Profession Maurer, Größe 168 Cm., Körperhaltung nachlässig, Körperbau mittlerer, ge­ drungen, Haare blond, Nase gerade, breit, Bart: blonder Vollbart, Gesicht rund, gut genährt, Gesichtsfarbe gesund, Stirne nieder, Augen blau, Augenbrauen blond. Mund gewöhnlich, Kinn rund, Zähne gut, der Körper rein und gut gepflegt, besonderes Kennzeichen: eine große gebogene Narbe an der Außenfläche der rechten Hand vorn Hand ­ gelenke bis zum kleinen Finger, angeblich durch das Um ­ fallen einer Sense bei dem Mähen zugefügt, dürfte aber von einem schweren Hiebe herrühren; dann an den Waden beider Füße stark hervortretende Krampfadern, Sprache : deutsch in gewöhnlichem oberösterreichischen Dialecte. Bekleidet war derselbe mit einer grauen Tuchhose, einem leichteren grauen und einem dicken grauen, stark ab ­ geflickten Sacco und gleichem Gilet, schwarzem weichen nie ­ dern Filzhut, Schnürschuhen, grobem Hemde, blauer abge ­ flickter Gatte uud mit einem Leinen-Brodsacke. Dessen graue Tuchhose und eines seiner Hemden dürften aus einer Strafanstalt herrühren, auch macht derselbe mit Rücksicht auf seinen reinen Körper und sein gutes Aussehen den Eindruck eines länger inhaftirten Sträflings. Da demnach der Genannte, der sich höchst wahrschein ­ lich einen falschen Namen gibt, entweder aus einer Straf- Anstalt entwichen, oder aber in einer solchen länger inhaftirt gewesen sein könnte, wurden bereits in sämmtlichen k. k. Strafanstalten der diesseitigen Reichshälte Erhebungen ge­ pflogen, die jedoch zu keinem Resultate führten. Zufolge hohen Erlasses der k. k. oberösterreichischeu Statthalterei vom 1. d. M. Z. 8246/11 sind über die Identität und Provenienz dieses Individuums, dessen Photographie bei der k. k. Statthalterei in Linz erliegt, sowie die allfälligen früheren Aufgreifungen und Abstrafungen desselben die eindringlichsten Nachforschungen zu Pflegen, und werden mit Rücksicht auf den Umstand, daß der Ge ­ nannte entweder ein entwichener, oder früher detenirter Sträfling sein könnte, insbesondere die Gemeinde - Vor- stehungen Markt Kremsmünster, Neuhofen und Weyer an ­ gewiesen, sich diesbezüglich mit den dortigen k. k. Bezirks ­ gerichten in das zweckdienliche Einvernehmen zu setzen. Ein etwaiges positives Resultat dieser Nachforschungen ist bis längstens 25. d. M. anher zu berichten. Steyr, am 8. Juli 1886. Z- 5751. Än slimmtMe GMküule-WrffckMM Mit k. k. OMarmme-Postm-ConmM^ Laut einer an das h. k. k. Ministerium des Innern in Wien gelangten Mittheilung des königl. ung. Ministeriums des Innern sind in Fiume mehrere Todesfälle vorgekommen, bei welchen durch den Leichenbefund das Vorhandensein der asiatischen Cholera zweifellos nachgewiesen wurde. Zu Folge Erlasses der h. k. k. Statthalterei in Linz vom 10. d. M. Z. 9014 V sind demnach gegenüber Pro ­ venienzen aus Fiume, dem ungarischen und croatischen Litorale und im Falle als eine Verschleppung der Cholera in andere Orte und Gegenden von Croatien oder Ungarn stattsinden sollte, dieselben Schutzmaßregeln in Durchführung zu bringen, welche mit dein hierämtlichen Erlasse vom 17. Juni l. I. Z. 5006 (A.-Bl. Nr. 17) gegenüber Trieft angeordnet worden sind. Steyr, am 17. Juli 1886. Z. 5811. Rn sämmUliie OMeimle-VorstesumM mul k. k. Gmilarmme-Postm-CommM Die Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie- Posten-Commanden werden angewiesen, den Aufenthalt nach ­ stehender Militärtaxrückständler auszuforscheu und im Falle eines positiven Resultates bis 10. August anher Bericht zu erstatten : Karl Edlmayr, Simon Raab, aus Garsten; Rupert Schlager aus Sierning; Franz Aichinger aus Eberstallzell; Mathias Schützenhofer, Carl Weinbichler aus Losenstein- leiten; Wilhelm Obernberger aus Lausa; Josef Horschläger aus Engerwitzdorf Bezirk Linz. Steyr, am 16. Juli 1886. Z. 5605. AnsämmMAGememde-Vo^ k. k. Gendarmcric-Posten-CommaM Michael Eneckl, 44 Jahre alt, katholisch, lediger Nagel ­ schmied, zur Gemeinde Losenstein zuständig, wurde mit dem hierämtlichen nunmehr rechtskräftig gewordenen Erkenntnisse vom 16. Februar l. I. Z. 1133 auf die Dauer eines Jahres d. i. vom 7. Juli 1886 bis zum selben Tage 1887 unter Anweisung der Gemeinden Losenstein, Ternberg, Großraming und Reichraming als Aufenthalsrayon unter Polizeiaufsicht gestellt. Hievon werden insbesondere die Vorstehungen der eben genannten Gemeinden, dann die k. k. Gendarmerie - Posten- Commanden Losenstein und Weyer behufs sorgfältiger Ueber- wachung in die Kenntniß gesetzt. Steyr, am 10. Juli 1886.

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