Amtsblatt 1885/16 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 10. Juni 1885
4 Z. 900/B.-Sch.-R. Rn sämmitilke KMlleiümgm. Die Schulleitungen werden aufgesordert, bis Ende dieses Monates die Beantwortung der nachstehenden Fragen hieher vorzulegen : 1. Bestand im Schuljahr 1884/85 an der dortigen Volksschule ein landwirthschaftlicher Fortbildungs - Curs? 2. Wer hat den Unterricht im Fortbildungs - Curse ertheilt ? 3. Haben die den Fortbildungs-Unterricht ertheilenden Lehrer an einem landwirthschastlichen Lehrcurse theilge- nommen ? 4. Wie viele Schüler nahmen Ende Februar 1885 am Fortbildungs-Unterrichte theil? 5. Welches ist das durchschnittliche Alter derselben? 6. Wie viele derselben haben im vorhergehenden Schuljahre die dortige Volksschule absolvirt? 7. Wie viele ältere, der Schule entwachsene Personen haben am landwirthschastlichen Fortbildungs - Curse theil- genommen ? 8. Hat der Fortbildungs-Curs a) das ganze Jahr, b) nur im Winter gedauert? 9. Wie viele Unterrichtsstunden wurden ertheilt a) wöchentlich, b) per Curs? 10. Auf welche Gegenstände erstreckte sich der Unterricht? 11. Besitzt die dortige Schule einen Schul garten, eine Obstbaumschule, eine Bienenzucht? Wie groß ist die Fläche des Schulgartens? 12. Wie viele a) landwirthschaftliche Werke, d) land- wirthschaftliche Tabellen besitzt die dortige Volksschule? 13. Sind mineralische, botanische, zoologische rc. Sammlungen, Apparate und Modelle an der dortigen Volksschule vorhanden? 14. Wurden Excursionen mit den Schülern des Fort bildungskurses veranstaltet und wie viele? 15. Wie hoch belaufen sich die Kosten für n) den eigentlichen Fortbildungs-Unterricht, b) den Schulgarten? 16. Wer ist der Träger derselben? K. k. Bezirksschulrat!) Steyr am 7. Juni 1885. Z. 4152. Rn sämmllilke OememiLe-AorstckMgm Mit k. k. Genckarmme-Postm-CommMckiR. Zufolge Statthalterei-Erlasses vom 26. v. M. Z. 6383/11. ist Josef Felix Zini, Privatschreiber und Fleckenreiniger, geboren 1845 in Willen, zuständig nach Innsbruck aus- zuforschen. Derselbe wurde mit dem Erkenntnisse der k. k. Statt halterei für Tirol und Vorarlberg vom 24. Februar 1885 Z. 3890 zur Abgabe ins Laibacher Zwangs - Arbeitshaus notionirt, obwohl er sich durch das Vorschützen, er leide an Epilepsie, welche Krankheit jedoch in keiner Weise an ihm nachgewiesen werden konnte, vor dieser Maßregel zu be wahren gesucht hatte. Auf dem Transporte in die gedachte Anstalt ist es nun diesem Individuum gelungen auf Grund von, wie die k. k. Statthaltern für Tirol und Vorarlberg alle Ursache hat anzunehmen, simulirten epileptischen An fällen sich die Aufnahme in das Krankenhaus in Leoben zu erwirken, wo gleichfalls solche Anfälle an ihm beobachtet worden sein sollen. Bevor noch über das Ansuchen der Krankenhausver waltung um Uebernahme des Zini die Antwort des Jnns- brucker Stadtmagistrates an erstere gelangt war, womit um die Weiterablieferung des als gefährlicher Simulant geschil derten, in Rede stehenden Individuums ersucht wurde, war es demselben gelungen, sich überhaupt jeder weiteren Zwangs maßregel gegen seine Person durch die Flucht aus dem ge dachten Spirale zu entziehen. Seitdem (16. April l. I) dürste sich Zini, der ein Landstreicher schlimmster Sorte ist, der wegen dieser Ueber- tretung außerdem wegen Gewohnheitsbetteln, Trunkenheit rc., aber auch wegen Diebstahl und anderer Eigenthums - delicte wiederholt abgestrasl worden ist, der auch bereits 3 Mal schon im Zwangs - Arbeitshause in Laibach unter- gebracbt war, in den österreichischen Alpenländern land- streichend herumtreiben. Die Gemeinde-Vorstehungen und Gendarmerie-Posten- Commanden werden angewiesen, im Falle der Aufgreifung desselben sofort auf Grund dieser Currendirung seine Abgabe in die Zwangsarbeits - Anstalt zu veranlassen und über ein positives Resultat um Jnvigilirung anher zu berichten. Zini ist von mittlerer Statur, hat ovales Gesicht, braune Haare, graue Augen, reguläre Nase und trägt keine besonderen Kennzeichen an sich. Steyr, 7. Juni 1885. Z. 3522. Un sämmiMe Oememlle-VorstckMgm. Die vielen Klagen gegen Maurer- und Zimmerpoliere und Gesellen wegen unbefugter Uebernahme und Ausführung von Arbeiten, zu deren Ausführung nur concessionirte Meister befugt sind, und die nachtheiligen Folgen, welche die Baupfuscherei für einzelne und in Folge von dadurch herbeigeführten Bränden für ganze Ortschaften hat, be stimmte die k. k. Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf zur Er- möglichung einer verläßlichen Controle der Maurer und Zimmerleute mit dem Erlasie vom 22. April 1884 Z. 2173 die Ausgabe von Arbeitszetteln für alle im Bezirke beschäf tigten Maurer und Zimmerleute anzuordnen. Da im hiesigen politischen Bezirke bei dem Maurer- unv Zimmermeister-Gewerbe die gleichen ungeordneten und einer Besserung bedürftigen Zustände bestehen, und da die Meister, Poliere und Gesellen aus den Gemeinden des Amtsgebietes der k. k. Bezirkshauptmannschaft Steyr in den angrenzenden Bezirkshauptmannschasts - Gebieten Arbeiten übernehmen, so werden die Gemeinde-Vorstehungen ange wiesen, bis Ende d. M. gutächtlich sich zu äußern, ob gegen die Einführung dieser Bestimmung hierbezirks ein Bedenken obwalte. Gleichzeitig wird anzuzeigen sein, unter welchem Meister die dortigen Gehilfen stehen. Steyr, am 7. Juni 1885. Der k. k. Statth.-Rath und Bezirkshauptmann. Verlag und Redaction der k. k. Bezirkshauptmannschaft Steyr. — Haas'sche Buchdruckerei.
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