Amtsblatt 1884/30 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 30. Oktober 1884
Amts-KKkatt der k. k. Zezirkshauptmannschafl 81, M. Ur. 3". Steyr^ am 30. Ortober 1884. Z. 6960. Na sämmiMk Gkirimmle - Vockebungea Mit k. !i. Gkiularnlerie-^ostl'lt-Eomliialtlleit. Laut des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei vom 12. d. M. Z. 12.261/VllI kam am 26. August d. I. eine Frauensperson, unbekannt woher, nach Johannesthal, Bezirk Horn, und verblieb daselbst bis zu ihrer am folgen den Tage wegen Ausweis- und Subsistenzlosigkeit erfolgten Arretirung. Dieselbe scheint blödsinnig zu sein und antwortet auf an sie gerichtete Ansprachen in böhmischer und deutscher Sprache nur unverständliche, ungarisch klingende Laute. Diese Frauensperson dürste circa 30 Jahre alt sein, ist mittelgroß, ziemlich schlank, hat längliches Gesicht, graue Augen, blonde Haare und Augenbrauen, spitze Nase, proportionirten Mund und trägt keine besonderen Kenn zeichen an sich. Bekleidet ist sie mit einem gelbgeblümten Kopftuch, schwarzweiß gestreifter kurzer Jacke, einem blauen, mit weißen kleinen Ringen gemusterten Leibchen, einem sehr groben Hemde ohne Merkzeichen, einem braun und gelb carrirten Unterrocke und Czismen. Ferner hat dieselbe an Kleidungsstücken bei sich einen blauen Oberrock mit weißen breiten Streifen, eine roth-schwarz getupfte Schürze und ein großes schwarzes Umhängtuch, außerdem ein ganz neues Gebetbuch mit ungarischem Texte. Die Aufgegriffene befindet sich derzeit im Schubarreste in Geras. Es werden sämmtliche Gemeinde - Vorstehungen und Gendarmerie - Posten - Commanden aufgefordert, zum Zwecke der Constatirung der Provenienz und Zuständigkeit dieser Frauensperson die eingehendsten Erhebungen zu pflegen und ein positives Resultat bis 13. November d. I. anher zu berichten. Steyr, am 19. Oktober 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 6856. Nil sämmMie GememlLe-WrstckMgm mul k. k. Oellllarmme-Nostm-Gottimamtkil. Laut des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei in Linz vom II. October d. I. Z. 12.118/VIII befindet sich beim Stadtgemeindeamte Leoben seit 10. März d. I. ein vollkommen ausweis- und subsistenzloses Individuum in Haft, welches sich des Namens Johann Zalak bedient, dessen Provenienz aber bisher nicht festgestellt werden konnte. Der Betreffende gibt an, er sei 1855 zu Eisenstadt in Ungarn geboren, sein natürlicher Vater heiße Josef Zalak und sei wandernder Hadernsammler, der Familien name seiner Mutter Maria sei ihm nicht bekannt geworden. Johann Zalak gibt ferners an, er sei bis zu seinem 5. Lebensjahre bei den Eltern in Eisenstadt gewesen, dann zu dem Bauer Meßinger in Bonyhnd im Tolnaer-Comitate in Pflege gekommen und hier mit Ausnahme eines in sein 14. Lebensjahr fallenden halbjährigen Aufenthaltes bei dem Bäcker Carl Maghai in Tapolcza im Vesprimer-Comitate, bis zu seinem 22. Lebensjahre verblieben. Stach einer anderen Einvernehmung will derselbe erst 1874 zu Carl Maghai in Tapolcza bei Vesprim am Plattensee gekommen sein, worauf er mit dem Vater Josef Zalak als Hadernsammler Komorn, Raab, Stuhlweißenburg, Ofen, Debreczin, Szegedin, Gran, Peterwardein, Groß- wardein, Dombova, Klein-Czell, Schirmenthurn, Hegyes, Kanicsa, Belovär, Csakathurn, Warasdin, Lepoglava, Agram, Karlstadt, Fiume, Pola, Trieft, Görz, Laibach, Gurkseld, Lichtenwald, Pettau, dann wieder Csakathurn, Sollobathy, Zala - Egerszeg besuchte, in welchem Orte er sich von dem Vater getrennt habe. Hierauf sei er nach Bosnien gezogen und sei 1879 nach Mohucs gekommen, wo er durch 7 Wochen beim Partieführer Schifflinger Schiffsarbeiter war. Hier sei er wieder mit dem Vater zusammengetroffen und dieser habe ihm eine Legitimationskarte übergeben, mit welcher er dann allein in Bruck a. d. L., Wien, Tulln, St. Pölten, Am- stetten, Steyr, Salzburg als Hadernsammler hausirte und zuletzt nach Steiermark kam. Im Jahre 1878 habe er auch Fünfkirchen berührt und sei dort wegen eines Rausches festgenommen, jedoch nach 24 stündiger Haft wieder entlassen worden. Sonst sei er nirgends beanständet worden. Die angeblich von der Stadthauptmannschaft in Eisenstadt aus gestellt gewesene Legitimationskarte will Johann Zalak in der Nähe des Ortes St. Michael verloren haben.
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