Amtsblatt 1884/26 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 20. September 1884

2 alle; Bart: Schnur- und Vollbart; Kinn: unrasirt; be ­ sondere Kennzeichen : am rechten Auge ist die Pupille lätirt; Sprache : deutsch, französisch und englisch ; Kleidung : dem Stande angemessen. Da die Vermuthung naheliegt, daß sich der Genannte beschäftigungslos herumtreibt und vielleicht neuerlich den Weg des Verbrechens betritt, werden die Gemeinde - Vor- stehungen und Gendarmerie-Posten-Commanden beauftragt, die genauesten Nachforschungen nach dem Genannten zu pflegen und denselben im Betretungssalle unter sogleicher Anzeige anher der schubpolizeilichen Behandlung zuzuführen. Steyr, am 5. September 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 0203. Nn sämmtMe Oememile-WrstckMljm mul k. k. Omäarmerie-PtMn-EommMitm. Am 19. August l. I. wurde in der Gemeinde Kiking (Ortschaft Vordorf) Bezirk Rohrbach in Oberösterreich ein circa 30 bis 40 Jahre altes männliches Individuum, wel ­ ches auf wiederholtes Fragen seitens des Sicherheitsorganes weder eine Antwort gab, noch sich durch Zeichen verständ ­ lich zu machen suchte, wegen Bettelns, Ausweis- und Arbeits ­ losigkeit aufgegriffen und dem k. k. Bezirksgerichte Rohrbach eingeliefert. Der Aufgegriffene zeigt sich als Individuum von ent ­ sprechendem Körperbau und gut entwickelter Muskulatur. Die Gesichtsfarbe ist eine krankhafte, blasse. Der Kopf, namentlich der Hinterhauptantheil im Vergleiche mit der vordem Hälfte, auffallend groß; der Gesichtsausdruck ist ein gleichgiltiger, die Stimmung eine traurige ; die Zunge zeigt beim Hervorstrecken fibrilläre Zuckungen. Am Halse befindet sich eine mäßige Kropfgeschwulst und eine Narbe beim Nagel des Zeigefingers an der linken Hand. Der Mann ist mittelgroßer Statur, hat dunkelblonde Haare, hohe Stirne, blonde Augenbrauen, braune Augen, schmalen Mund, proportionirte Nase. Vorne am Oberkiefer fehlen ihm die Zähne. Er trägt einen blonden'Schnurbart und röthlichen Vollbart. Seine Kleidung besteht in einem schwarzen, ganz ab­ getragenen Filzhut mit Börteln, in einem Rocke von ur ­ sprünglich grünem Tuche, welcher ganz abgeflickt, insbesondere auf den beiden Aermeln mit hechtgrauem Militärtuch und auf dem linken Vorderarm noch mit ungebleichten! Zwilch abgeflickt ist, und in einer Hose von bräunlicher Leinwand, welche an den Knien ganz zerrissen ist.. Ein sprachlicher Verkehr ist mit demselben unmöglich, er hört, gibt aber auf keine Frage eine Antwort. Er bleibt ruhig stehen, den Blick zu Boden gerichtet, fährt abwechselnd mit der rechten Hand gegen den Kopf oder gegen die Barthaare an der Oberlippe und zupft an demselben. Aufgefordert zu schreiben nimmt er die Feder in die rechte Hand, hält dieselbe gegen das Papier und verharrt den Blick gegen das Papier gerichtet in dieser Stellung. Sein Benehmen im Arreste ifl ein durchwegs ruhiges, er liegt meistens im Bette oder geht den Blick zu Boden ge ­ richtet in der Zelle auf und ab. Nur in der Nacht soll er wiederholt, wie ein Hund geheult haben. Nach dem Gutachten des k. k. Bezirksarztes ist derselbe unzurechnungsfähig und blödsinnig. Nach Aussage eines Mannes in Peilstein, Bezirk Rohrbach, soll das fragliche Individuum in einer ihm unver ­ ständlichen Sprache, vermuthlich der böhmischen, gesprochen haben. Er hatte einen Geldbetrag von 1 fl. 64'/- kr. bei sich. Infolge des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei vom 7. d. M. Z. 10.065/VllI ergeht nun die Aufforderung, über die Jndentität und Heimats - Verhältnisse dieses Indivi ­ duums, sowie über dessen allfällige frühere Ausgreifungen eindringliche Nachforschungen zu pflegen und ein eventuell positives Resultat binnen 14 Tagen anher zu berichten. Steyr, am 14. September 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 6212. Rn sämiMlke OeMMilk-AoHesmnM, ckie kwikiu. Pfarrämter mul an, ltie k. k. Om- ltarmerie - Poßm - Commmulm. Die k. k. Bezirkshauptmannschaft Datschitz hat um die Ausforschungs-Veranlassung des Geburtsjahres des nach Klein-Lhotta zuständigen und daselbst sich aufhaltenden Franz Misar angesucht. Derselbe dürfte 20 bis 23 Jahre alt sein, ist ein Sohn der Eheleute Johann und Agnes Misar. Der Vater des Genannten ist als Taglöhner in Ober- und Niederösterreich, Böhmen und Mähren herum ­ gezogen und soll auch bei Maria-Zell in Arbeit ge ­ standen sein. Franz Misar wurde bei seinen Eltern bis zum 6. Lebensjahre aufgezogen, seit welcher Zeit er in verschie ­ denen Gemeinden des Datschitzer - Bezirkes bedienstet ist. Derselbe hat zwei Schwestern Namens Agnes und Marie Misar. Der Vater des Genannten ist im Jahre 1875 in Klein-Lhotta, Bezirk Datschitz, und dessen Mutter vor ungefähr 17 Jahren irgendwo bei Maria-Zell gestorben. Franz Misar ist mittlerer Statur, hat ein ovales Gesicht, dunkelbraune Haare, proportionirte» Mund und keine besonderen Kennzeichen. Ueber Erlaß der hohen k. k. Statthalterei in Linz vom 9. d. M. Z. 10.393/lV sind die entsprechenden Nach­ forschungen zu pflegen und ein positives Resultat bis 25. d. M. anher zu berichten. Steyr, am 16. September 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann.

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