Amtsblatt 1884/24 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 31. August 1884

2 sich aufhaltenden Stellungspflichtigen zum Erscheinen vor der heimatlichen Stellungs-Commission von den zuständigen Stellungsbehörden im Wege der Gemeinde, beziehungsweise der k. k. Bezirksbehörde des Aufenthaltortes, mittelst voll ­ ständig ausgefüllter Vorladung zu erfolgen haben. Mes wird infolge hohen Statthalterei - Erlasses vom 13. August 1884, Z. 9696/1 V, zur Darnachachtung ver- lautbart. St ehr, am 21. August 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 5251. Nn MkMcke Gemeine-Vorstellungen, unck k. k. GmckarmeriePosteu-Eomman^ Im Monate April d. I. wurde im politischen Be ­ zirke Vöcklabruck in Oberösterreich ein Individuum anfge» griffen, das, ohne im Besitze anderer Urkunden als eines für einen Stefan Josef Corte aus Semlin in Ungarn lautenden Vorweises des königl. bayrischen Amtsgerichtes Windsheim vom. 16. Februar l. I. sich zu befinden, angibt, Stefan Josef Sorte zu heißen, 1845 oder 1846 in Semlin geboren und dahin zuständig, uneheliches Kind einer herum ­ reisenden Schauspielerin, Näherin und Prostituirten Anna Sorte, und Metzger von Profession zu sein. Mit seiner Mutter sei er in Ungarn, Nieder- und Oberösterreich, Deutschland, und Frankreich herumgezogen, mit 10 Jahren nach Amerika und zwar Newyork, später nach Pittsburg gekommen, wo er das Fleischergewerbe erlernt, und sich 5 bis 6 Jahre aufgehalten habe; dann sei er in Nord ­ amerika herumgereist und indessen habe sich seine Mutter im Fluß Reber ertränkt. Er habe sich dann circa 1863/4 nach Cincinatti und Baltimore begeben, und sei auf einem englischen Dampfer nach Antwerpen, und später nach Hamburg, Frankfurt am Main, Mannheim, Mainz gekom ­ men, wo er sich als Schiffsträger habe verwenden lassen. Dann sei er wieder Anfangs der 70er Jahre von Bremer ­ hafen nach Amerika (Baltimore), wo er in verschiedenen Städten bis Mai 1883 als Metzger in Arbeit gewesen sei. Von Amerika sei er wieder über Bremerhafen nach Europa, Deutschland zurückgekehrt, habe sich damals im Besitze von 60 Dollars befunden, mit denen er in Deutschland herumgereist sei. Er sei nach Würtemberg, Baiern gekommen, habe August 1883 in Wernfels, Bezirksamt Rott bei Nürnberg, später in der Umgebung von München bei den Hopfen- Ernten und Erdäpfel-Ausgraben Arbeit gesunden, — und sei dann nach Ehingen in Würtemberg gekommen, wo er im December 1883 zweimal wegen Landstreicherei und Bettel mit 10 und 8 Tagen abgestraft worcen sei. Dann sei er auch in Windsheim in Baiern mit 4 Tagen Arrest bestraft worden und über Lindau, Bregenz, Innsbruck, Salzburg nach Frankenmarkt gekonimen. Er habe nie ordentliche Reise-Documente besessen, und sei in letzterer Zeit mit dem Amts-Verweis des königl. baier. Amtsgerichtes Windsheim herumgewandert. Personsbeschreibung: Geburt und Land (angeblich) Semlin in Ungarn. Alter: 39 Jahre, Religion: katholisch, Stand: ledig, Beschäftigung: Metzger, zuständig nach Semlin (angeblich), Größe: groß, Körperbau: schlank, Gesicht: volles, Gesichts ­ farbe brünett, Haare: blond (kahlköpfig), Stirne: hohe, Augenbrauen: blond, Augen: grau, Nase: spitzig. Mund: gewöhnlich, ' Zähne : gute, Bart: blonder Vollba'rt, Kinn: rund. Besondere Kennzeichen : ziemlich kahlköpfig, kann lesen, schreiben etwas, mehr englisch, spricht Sprachen: deutsch und englisch. Kleidung: Halstuch von Baumwolle mit rothen Blumen, stark abgenützt, das Hemd von Baumwolle, sehr zerrissen und schmutzig, leichter grüner Sommerrock von Tuch, abgenützt, Weste schwarz, Wollstoff, Hose braun, sehr zerrissen, mit Streifen von Wollstoff, Schuhe. Sorte spricht nach einer Gendarmerie-Relation deutsch mit baierischem Dialect. Da sich die Angabe dieses Vaganten über seine Her ­ kunft aus Semlin nicht bewährte und die Aussagen des ­ selben offenbar auf Irreführung der Behörden berechnet sind, werden die Gemeinde-Vorstehungen und Posten-Com- manden zufolge Statthalterei-Erlasses vom 24. Juli l. I. Z. 8750 und 9040, beauftragt, über die Identität und Provenienz dieses Vaganten und allfällige frühere Auf- greifungen und Abstrafungen desselben eine dringliche Nachforschung zu veranlassen, wobei die Gendarmerie-Posten- Commanden auch bei dem an ihrem Standorte amtirenden k. k. Bezirksgerichte geeignete Nachfrage zu pflegen haben, und ist ein positives Resultat binnen 3 Wochen anher anzuzeigen. Steyr, am 22. August 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 490/1,. Nn sämiMöie Gemeint - Vorstelmtlgm. Infolge Zuschrift der k. k. Landwehr-Evidenzhaltung Nr. 7 in Wels vom 20. August l. I. Z. 1573 werden die Gemeinde - Vorstehungen angewiesen. Nachstehendes durch öffentlichen Anschlag und in sonst geeigneter Weise sogleich zur allgemeinen Kenntniß der Landwehrmänner sowol des eigenen als auch fremder Landwehr-Bataillone zu bringen. Für die Landwehrmänner des eigenen und der fremden Landwehr-Bataillone werden Heuer die Con ­ trols - Versammlungen mit Ausnahme jener, welche in diesem Jahre der Waffenübung beigewohnt, respective eingerückt waren, stattfinden wie folgt: Zu Weyer in Carl Gramer's Gasthaus am 6. Oktober 1884 um 9 Uhr Vormittags für die Land ­ wehrmänner des Gerichtsbezirkes Weyer. Zu Steyr in der Eiselmeyr'schen Restau ­ ration am 8. October 1884 um 8 Uhr Vormittags für die Landwehrmänner des Gerichtsbezirkes Steyr. Zu Kremsmünster in dem Reslischen Gast ­ hause am 9. October um 9 Uhr Vormittags für die Landwehrmänner der Gerichtsbezirke Kremsmün ­ ster, Neuhofen. Die Mannschaft, welche nicht zur bestimmten Stunde am Controlsplatz erscheint, sowie jene, welche ohne genügende Entschuldigung wegbleibt, hat bei der Nachcontrole in der Evidenzhaltungs-Station Steyr zu erscheinen.

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