Amtsblatt 1884/21 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 31. Juli 1884
Amts-HKlutt der k. k. Nkzu-Ksssauptmnnnschnst 8l>M. Ur. 21. Steyr, am 31. Juli 1884. Z. 4823. Rn, sämmtlillie Oememrle-VoHefmngm unil llie k. k. Oemlarnmie-Mm-Cm^ Zu Mondsee im Bezirke Vöcklabruck, Oberösterreich befindet sich ein ausweisloser Vagant in Haft, welcher an- gibt Gregor Holler zu heißen und zu Pest in Ungarn geboren zu sein. Seine außereheliche Mutter Anna Dorothea Holler, eine Schauspielerin, soll, als er 6 Jahre alt war, in einem Orte an der baierischen Greine in Böhmen ge storben sein. Er sei bei einer Schauspieler-Gesellschaft bis zu seinem 12. Lebensjahre in Deutschland herumgewandert, will niemals eine Schule besucht, niemals einen Religions unterricht genossen haben. Er verblieb in Baiern, arbeitete theils bei Bauern, theils zog er herum, ging nach Pest und von dort nach München , dann in die Rheinpfalz, war Schiffer aus dem Rhein bei Flössern, und namentlich bei einem sicheren Andreas Ziel, der bis Mainz auf dem Rhein als Flösser fuhr und über 40 Flösse hatte. Dann zog er wieder längere Zeit beschäftigungslos in Baiern herum, arbeitete als Erdarbeiter in Stuttgart und diente später abermals in Baiern bei Bauern. Der Genannte gibt an, viermal in Baiern und Würtenberg, darunter einmal in Mergentheim, mit 4 Tagen Arrest wegen Landstreicherei abgestraft worden zu sein. Gregor Holler ist circa 26 Jahre alt, mittelgroß, stark, hat ein ovales Gesicht mit gesunder Gesichtsfarbe, braune Haare, gewölbte Stirn, braune Augenbrauen, graue Augen, gewöhnliche Nase und Mund, gute Zähne voll ständig, lichtbraunen Vvllbart, und als besondere Kenn zeichen, den rechten Fuß krumm. Spricht deutsch im baierischen Dialect, und leidet nach seinem Aussehen keineswegs an Gedächnißschwäche, die er simulirt. Kleidung: schwarzer Hut, graue Hose, grauer Rock, Weißes Hemd, ein Paar Schuhe, Alles abgetragen. Infolge des Erlasses der hohen k. k. Statthalterei in Linz vom 5. Juli d. I., Z. 8062/ VIII, werden sämmtliche Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie - Posten- Commanden beauftragt, die genauesten Nachforschungen nach der Identität und Provenienz dieses Individuums zu pflegen und ein eventuell positives Resultat bis 15. August d. I. anher zu berichten. Steyr, am 16. Juli 1884. Der k. k. Bezirkshanptmann. Z. 4969. Nn jammtlilke Gemimle-AoHckulMi unü k. k. OlmrlllMMk - - Commamtm. Am 12. Juni d. I. wurde in der Gemeinde Sierning von der k. k. Gendarmerie ein ausweisloses Individuum aufgegriffen, dessen Angaben über seine Identität und Pro venienz sich nach dem bisherigen Ergebnisse der auf Grund derselben gepflogenen Erhebungen nicht bestätigten. Derselbe gab an, Johann Holy zu heißen, im Jahre 1860 in Brünn geboren und dahin zuständig, katholisch, ledig, ohne bestimmte Beschäftigung und ohne bestimmten Aufenthalt zu sein. Derselbe sei nie in gerichtlicher Unter suchung gewesen. Da sich diese Angaben nicht bestätigten, wurde dessen neuerliche Einvernehmung veranlaßt, nach welcher der Ge nannte von einer gewissen Anna Haidin außerehelich geboren wurde. Sein natürlicher Vater heiße Holy und habe seine außereheliche Mutter geehelicht, weßhalb er sich immer Johann Holy nannte. Er habe in Brünn die Volks schule, jedoch nur in der ersten Classe, besucht und sei so dann im Alter von 9 Jahren mit Künstlern (Gymnastikern) von Brünn weg über Ungarn, Kroatien und Slavonien nach Trieft gereist. Er zog durch volle 5 Jahre mit den vorgedachten Künstlern hauptsächlich in Kroatien und Ungarn herum und ließ sich sodann im Alter von 15 — 16 Jahren in Trieft nieder. Dort verblieb er bis vor 5 Wochen als Tagelöhner, hatte niemals eine Wohnung inne, weil er in Parken schlief. Einen bestimmten Dienst- oder Arbeitgeber hatte er nicht; er kann einen solchen auch nicht mit Namen angeben, weil er nur hie und da Handlangerarbeiten verrichtete. Nur bei dem Schiffsleiter Napowatsch in Trieft habe er öfters Tagelöhnerarbeiten verrichtet; dieser kenne ihn persönlich und werde sich auch seines Tausnamens Johann erinnern können. Den Namen der Künstler, mit denen er von Brünn fortzog, vermag er nicht anzugeben, er habe diesen ver gessen; jedoch meine er, daß ihr Name Winkler oder Wischler war. Eine Prosession oder ein Gewerbe habe er niemals erlernt. Er wisse weder irgend welche Verwandte, noch seinen Tauspathen anzugeben; nur so viel sei ihm bekannt, daß sein Vater Weber gewesen sei und in der Neugasse zu Brünn gewohnt habe.
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