Amtsblatt 1884/15 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 30. Mai 1884

2 Z. 3473. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen. ufolge hohen Statthalterei =Erlasses vom 6. d. M., Z. 5301, wird eröffnet, daß auch im Laufe des gegenwärtigen Jahres Mappirungs= und Recognoscirungs=Uebungen des höheren Artillerie=Curses erfolgen werden. Den an diesen Uebungen theilnehmenden k. k. Officieren ist die thunlichste Unterstützung zu gewähren. Steyr, am 22. Mai 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 3734. An sämmtliche Gemeinde=Vorstekungen und k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Infolge h. Statthalterei=Erlasses vom 14. Mai 1884, Z. 5400/IV, ist über Ersuchen der k. k. Bezirkshauptmann¬ schaft Wels auszuforschen Alois Schneider, außerehelicher Sohn der Aloisia Schneider, einer unehelichen Tochter der Anna Maria Schneider, seinerzeit Dienstmagd von Amstetten, welcher am 2. Februar 1864 in Wels geboren und am 3. Februar des gedachten Jahres auf den Namen Alois getauft wurde. Ein positives Resultat ist bis 15. Juni l. J. anher anzuzeigen. Steyr, am 23. Mai 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 3735. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen. Laut einer von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Villach vorgelegten Anzeige der Gemeinde=Vorstehung Finkenstein hat der zu dieser Gemeinde zuständige Anleger Philipp Kaufmann seinen Aufenthaltsort mit der Dro¬ hung, daß er von Krankenhaus zu Krankenhaus gehen und dadurch der Gemeinde Kosten verursachen werde, aus dem Grunde verlassen, weil die Gemeinde seine Instradirung in's Siechenhaus verweigert hatte. Kaufmann ist 72 Jahre alt, hat graue Haare und solche Augenbrauen, gebogene Nase, gebückte Haltung und hinkt mit einem Beine. Da der Genannte laut des oben citirten Berichtes sich auch schon in verschiedenen Kranken¬ häusern, so in Klagenfurt und Wolfsberg, die Aufnahme zu erschleichen wußte, und auch durch erhaltene Geldunter¬ stützungen seiner Heimatsgemeinde bedeutende Auslagen verursacht hat, so werden die Gemeinde=Vorstehungen zu¬ folge Auftrages der hohen k. k. Statthalterei in Linz vom 8. d. M., Z. 5463/VIII, mit dem Auftrage hievon in Kenntniß gesetzt, demselben ohne ärztlich constatirte Spitals¬ bedürftigkeit die Aufnahme in die Krankenpflege zu verweigern und auch keine Geldvorschüsse zu verabreichen, denselben vielmehr im Betretungsfalle in seine Heimat abzuschieben. Steyr, am 24. Mai 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 3779. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen. Laut des Berichtes des k. k. Statthaltereirathes und Bezirkshauptmannes in Tabor vom 23. April 1884, Z. 4205, streift der in der Gemeinde Chousnik, Taborer Bezirkes, zuständige, 40 Jahre alte Taglöhner Johann Stark beschäftigungslos in der Ferne herum und läßt sich in den Krankenhäusern auffallend häufig verpflegen. Derselbe wurde laut gemeindeämtlichen Berichtes im Jahre 1883 in den Krankenhäusern in Tabor, Pilgram, Iglau, Oberhollabrunn, Prêic und Pisek und im Jahre 1884 in Oberhollabrunn und Korneuburg verpflegt. Nachdem der Gemeinde=Vorsteher von Chousnik den Genannten als einen gesunden Mann, der verschiedene Krankheiten simulirt und hiedurch die Verpflegung in den Krankenhäusern erschleicht, bezeichnet, so werden die Ge¬ meinde=Vorstehungen zufolge Erlasses der hohen k. k. Statt¬ halterei in Linz vom 9. d. M., Z. 5509/VIII, mit dem Auftrage in Kenntniß gesetzt, dieses Individuum ohne vor¬ herige ärztliche Sicherstellung seiner Spitalsbedürftigkeit in die Krankenpflege nicht aufzunehmen, denselben vielmehr im Falle der Erwerbs= und Ausweislosigkeit der Amts¬ handlung nach den Schubsvorschriften zu unterziehen. Steyr, am 28. Mai 1884. Der k. k. Bezirkshauptmann. Z. 3824. An sämmtliche Gemeinde=Vorstehungen un k. k. Gendarmerie=Posten=Commanden. Am 15. Februar 1884 wurde zu Grünburg, im politischen Bezirke Kirchdorf in Oberösterreich, ein ausweis¬ loser Vagant angehalten, der sich Conrad Weidele nennt, angeblich im Jahre 1850 zu Thurgau in der Schweiz geboren, ledig, Metzger und Selcher sein soll. Derselbe gab weiters an, daß ihn sein Vater Jose Weidele im Alter von fünf Jahren nach Hamburg gebracht habe, wo er von dessen Schwester Barbara Robald, welche dort eine Zimmerputzerin war, erzogen worden sei, er habe die Schule in der Josefsspitalgasse in Hamburg durch sechs Jahre besucht und sei sodann in die englische Schlächterei gekommen, wo sein Vater mit dem Handelsbetrieb be¬ chäftigt war. Im Alter von 13 bis 27 Jahren sei er ununterbrochen in der englischen Schlächterei beschäftigt gewesen, und sei sodann mit einem Menagerie=Besitzer Namens Hugo Herrald durch fünf Jahre herumgewandert; er habe sich im Jahre 1870 in Hamburg der Militärstellung unter¬ zogen, habe jedoch wegen Blähhals einen Untauglichkeits¬ befund erhalten. Ob sein Vater noch lebt oder wo er sich dermalen aufhält, sei ihm nicht bekannt; auch wisse er nicht, wie seine Mutter geheißen habe, oder ob sie noch lebt oder gestorben ist. Er habe vor 16 Jahren ein Arbeitsbuch erhalten, welches von einer schweizerischen Behörde in Thurgau, welche er nicht näher bezeichnen könne, ausgestellt worden sei. Alle diese Angaben haben sich jedoch laut der durch die Polizeibehörde in Hamburg und Frauenfeld gepflogenen Recherchen als durchaus unwahr erwiesen.

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