Amtsblatt der Stadt Steyr 2002/11

Gesundbleiben weraen Verantwortun für die Gesundheit übernehmen Rätselhafte kleine Kügelchen Diese Art der Behandlung, die ein genaues und ausführliches Erstgespräch und dann die The- rapie nach der Ähnlichkeitsregel mit einer po- tenzierten Arznei umfasst, bezeichnet man Rätselhafte kleine Kügelchen, nur vier Stück für einen Monat, rätselhafte Dosierungen: je weniger drin ist, desto stärker wirken sie; D, C, Q... geheimnisvolle Buchstaben, die ihre Be- deutung nicht gleich hergeben ... und doch: die Homöopathie ist keine Geheimlehre, ihre Wir- kung ist aus der Erfahrung entwickelt. Ich möchte Sie einladen, mit mir einen kleinen Ausflug in die Geschichte zu machen, und vie- les wird nachvollziehbar. Vor 200 Jahren steckte die heutige Schulmedi- zin noch in den Kinderschuhen. Außer der Pflanzenheilkunde, über die es sehr viel Wis- sen gab, standen so gut wie nur noch der Ader- lass und die St:hrüpfküpfe zur Verfügung. Weit grassierende Krankheiten, wie Syphilis, Ty- phus oder Cholera, verbreiteten Angst und Schrecken. Aber nicht nur die Krankheit selbst, auch die Behandlung. Bei der Syphilis z. B. wurde Q!iecksilber in großen Mengen direkt auf die Geschwüre aufgebracht - hochgiftig, wie wir heute wissen. Potenzieren durch Verreiben Samuel Hahnemann, der Begründer der Ho- möopathie, überlegte, wie man wohl die Ne- benwirkungen reduzieren könne und begann, die Q!iecksilbermenge in den Salben zu verrin- gern. Solange er nur „verdünnte", verringerte sich die Wirkung, bis sie schließlich ausblieb. Als er aber begann, in einem Mörser mit Milchzucker zu verreiben, stellte sich heraus: die Wirkung blieb, wurde sogar teilweise noch stärker, die Nebenwirkungen gingen deutlich zurück! Da durch die Verreibung Kräfte frei werden (Kraft = Potenz), sprach Hahnemann vom Potenzieren. (Bei D wird die Substanz mit l O Teilen Milchzucker, bei C mit 100 Teilen verarbeitet.) Dieses Potenzieren ist einer der Grundpfeiler der homöopathischen Therapie. Gleiches mit Gleichem heilen Der zweite Grundpfeiler ist die Ähnlichkeits- regel: Similia similibus curantur. Hahnemann hatte gelesen, dass Chinarinde zur Behandlung der Malaria eingesetzt wird. Kurzerhand aß er ein Stück davon, um die Wirkung auszuprobie- ren. Daraufhin entwickelte er ein Fieber, das er von einer selbst durchgemachten Malaria- Krankheit kannte. In seinem Versuch bewirkte die Substanz am Gesunden eine Krankheit; zur Behandlung eingesetzt, machte sie den Kranken gesund. 28/ 368 Die Ähnlichkeitsregel ist im Grunde auch im Alltag anwendbar. Wenn ein kleines Kind stürzt und zu weinen beginnt, können wir z. B. auf ein Flugzeug zeigen und mit einem „Schau!" das Kind ablenken. Was dabei aber fehlt ist, dass die Gefühle des Kindes ausgelebt werden. Ähnlich würde ein Schulmedikament eine Krankhei t beenden (und nicht danach fra- gen, ob diese Erkrankung vielleicht jetzt gerade Sinn macht). Wenn wir andererseits aber auf das Kind eingehen mit Worten wie: ,,Das hat aber jetzt weh getan!", wird das Kind zwar möglicherweise zu Beginn sein Weinen verstär- ken, aber zu der ihm entsprechenden Zeit auf- hören zu weinen, und die ganze Episode hat ein harmonisches Ende genommen. So wie im zweiten Beispiel gehen wir in der Homöopathie mit den Symptomen einer Krankheit mit und schreiten nicht gegen sie ein. Diese Symptome sind so etwas wie Wegweiser, die auf einen darunter liegenden, sich nicht im sichtbaren Bereich befindlichen Prozess hinweisen. Den ganzen Menschen behandeln Den Homöopathen interessieren nicht nur kör- perliche Symptome, sondern auch Geist- und Gemütssymptome sowie alles, was für einen Mensch „eigenartig" = seiner eigenen Art ent- sprechend ist. Seine Vorlieben, Abneigungen, die Schlafposition, was er gerne isst oder nicht mag oder gar nicht verträgt, das Menstrua- tionsverhalten, die Wettertemperatur, die unan- genehm ist oder Beschwerden hervorruft. Selbstheilungskräfte aktivieren Die Homöopathie wirkt grundsätzlich ganz anders als ein „schulmedizinisches" Medika- ment. Dieses trifft uns auf der biochemischen Ebene und wirkt im Großen und Ganzen bei allen gleich. Die Homöopathie regt dagegen die Selbstheilungskräfte an. Aus Versuchen kann man schließen, dass es sich um eine Infor- mationsweitergabe über elektromagnetische Wellen handelt. Für mich ist folgendes Bild an- schaulich: Wird in der Nähe eines Instrumen- tes (z.B. einer Geige) Musik gemacht, kann dieses ohne berührt zu werden mitklingen, wenn sein Resonanzbereich angeregt wird. Bei der homöopathischen Behandlung kann man den Ton mit der Information des „Kugerls" ver- gleichen, die auf eine Resonanzfähigkeit des Menschen trifft. Ist diese Arznei gut gewählt, so kann ein hei lsamer Prozess in die Wege ge- leitet werden. auch als konstitutionelle Behandlung. Sie ist bei chronischen Erkrankungen angezeigt: rheu- matischen Erkrankungen, Stoffwechsel-Erkran- kungen, Allergien, klimakterischen Beschwer- den, depressiven Verstimmungen, chronischen Schmerzzuständen nach abgelaufenen Krank- heiten wie z. B. Gürtelrose. In der Homöopa- thie gelten auch wiederkehrende Erkrankungen als chronisch: häufige Mittelohr-Entzündun- gen, Blasen-Entzündungen, Kopfschmerzen, Fieberblasen, Aphten, Augenentzündungen, Ausfluss oder Regelschmerzen etc. Wenn zehn Patienten mit der gleichen schulmedizinischen Diagnose homöopathisch behandelt werden, so ist zu erwarten, dass alle ein unterschiedliches Arzneimittel erhalten. Akutbehandlung mit der homöo- pathischen Hausapotheke Je akuter eine Krankheit, desto weniger steht das Individuum im Vordergrund - desto mehr ähneln wir uns (denken Sie an einen grippalen Infekt). Jetzt spielt das Organ und die Befind- lichkeitsveränderung eine Rolle: z. B. Nase rinnt, wird besser im Freien, verschlechtert sich in der Wärme, macht die Nase wund, allgemei- nes Frösteln. Eine solche unkomplizierte Akut- krankheit eignet sich auch zur Selbstbehand- lung, während konstitutionelle Therapien in die !-land einer homöopathisch ausgebildeten Ärztin/eines Arztes gehören - einerseits wegen des Wissens um die Grunderkrankung und der Abschätzungsmöglichkeit einer homöopathi- schen Therapie, andererseits weil ein neutraler Beobachter nötig ist (selbst kann man seine blinden Flecken ja nicht sehen - auch ich hole mir Hilfe bei konstitutionellen Fragen!). So wie jede andere Therapieform hat auch die Homöopathie ihre Grenzen. Bei Organzer- störungen durch Unfälle, Herzinfarkt, st:hwe- ren Diabetes mellitus, Leberzirrhose usw. - also dort, wo eine Aktivierung der Funktion nicht mehr möglich ist - ist die Schulmedizin Metho- de der Wahl. Eine gute Zusammenarbeit mit allen therapeutischen Richtungen gibt den Patienten die Möglich- keit, die richtige Be- handlung zur richtigen Zeit zu finden. Dr. Heide Traninger <Homöopathin) sterr

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