Amtsblatt der Stadt Steyr 2002/4

Frau Vizebürgermeister Friederike Mach (SP) ist im Stadtsenatfür soziale Angelegen- heiten, die Seniorenbetreuung,für Kinder- gärten, das Rettungswesen sowiefür Alten- und Pflegeheime verantwortlich. Imfolgen- den Beitrag berichtet sie aus ihren Ressorts: Erfolgreiche Kindergarten- Projekte V • b.. Frau . t 1ze urgerme1s er l riKe 1 c n allen städtischen Kindergärten und Horten wird auf hohem Niveau nach modernsten pädagogischen Standards gearbei- tet. Ich möchte diesmal Projekte vorstellen, die in den Kindergärten Plenklberg und Wehr- graben sowie im Hort Resthof erfolgreich durchgeführt worden sind oder noch laufen. Diese Projekte werden natürlich von mir als Sozial-Referentin zur Gänze mitgetragen. Im Kindergarten Plenklherg war das Spiel- zeug acht Wochen lang „auf Urlaub". Die Kin- der spielten nur mit Naturmaterialien oder selbst gesammelten Gegenständen, es wurde kein vorgefertigtes Spielzeug verwendet. Ein Großteil dieses Projektes mit dem Titel „Spiel- zeugfreier Kindergarten" spielte sich auch in der freien Natur ab. Der Hintergrund dieser Aktion: Unsere Kindergärtnerinnen haben be- obachtet, dass ihre kleinen Schützlinge oft lust- los und unzufrieden sind, dass sie sich lieber berieseln lassen als selbst aktiv zu werden. Deshalb beschloss das Plenklberg-Team nach vielen Diskussionen, Gesprächen und dem Be- such von Fachseminaren, es einmal ohne Spiel- zeug zu versuchen. Diese spielzeugfreie Zeit hat sich sehr positiv auf die Kinder ausgewirkt: Die Mädchen und Buben haben ihr Kreativi- täts- und Kommunikations-Potential aktiviert, wobei sich auch auf zwischenmenschlicher Ebe- ne sehr viel gebessert hat. Die Kinder haben sich seihst gemanagt, es hat keine Außenseiter gegeben, Streitereien haben die Kleinen sehr oft auf demokratischer Basis geschlichtet. Die Haupt-Erkenntnisse nach dem Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten": Spielzeug kann auch bremsen, Fertigprodukte engen Bedürfnis- se und Phantasien ein. Das Projekt hat auch mit Suchtprävention zu tun - denn Sucht ent- steht nicht von heute auf morgen. Die Wurzeln reichen oft bis in die frühe Kindheit zurück. Fä- higkeiten, wie Kreativität, Phantasie, Selbstver- trauen und der Mut nein zu sagen, können vor Sucht schützen. Und die Stärkung dieser Fähig- keiten ist genau das Ziel des Projektes „Spiel- zeugfreier Kindergarten". Da die Reaktionen auf diese Aktion sehr positiv sind, soll das Spielzeug auch im nächsten Jahr wieder „auf Urlaub" gehen. Ich möchte aber betonen, dass sich das Projekt nicht gegen Spielzeug richtet. Es bietet den Kindern für einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit, im geschützten Be- reich des Kindergartens eigene Grenzen auszu- loten und neue Erfahrungen zu sammeln. Sieben Projekte laufen zurzeit im Hort Rest- hof. English for Kids, Spielgruppe-Tisch- spiele, Gitarre für Kinder, Kochen für Kinder, Bewegung im Turnsaal, Bücherei und die Hortzeitung. Fast alle Hort-Kinder machen bei einem der Projekte mit. Wie attraktiv das Pro- gramm im Hort Resthof ist, zeigt die entwaff- nend ehrliche Aussage eines Kindes, abge- druckt in der Hort-Zeitung: ,,Wir gehen sehr gerne in den Hort, auch wenn uns manchmal das Lernen gar nicht freut." Diese Hort-Zei- tung kommt zweimal im Jahr heraus, das Redaktionsteam besteht aus vier Mädchen, die bei ihrer journalistischen Arbeit von der Leite- rin unterstiitzt werden. Die Themen und Arti- F.ines von mdirercn ...ein starkes Stück Stadt erfolgreichen Pro- jekten in den städti- schen Kindergärten und Horten war die Aktion „Spielzeug- freier Kindergarten" in der Betreuungs- einrichtung am Plenklberg. Dabei wurde das Spiel- zeug „auf Urlaub geschickt", und die Kinder spielten nur mit Natur- materialien oder selbst gesammelten Gegenständen. kel werden hauptsächlich von den Kindern ausgewählt und verfasst. „Offenes Arbeiten" heißt das Projekt, das derzeit im Kindergarten und Hort Wehrgra- ben läuft. Unter anderem sind traditionelle Raumstrukturen aufgelöst worden zugunsten großzügiger Spiel- und Erfahrungsbereiche. Hortkinder können in einem eigenen Lern- zimmer in Ruhe ihre Aufgaben machen, den Mädchen und Buhen wird außerdem eine indi- viduell abgestimmte Lernbetreuung angeboten. Grundsätzlich sind unsere Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen in allen städtischen Betrie- ben offen für die Bedürfnisse der Kinder. Denn jede Einengung, aber auch Grenzenlosigkeit hemmt die Entwicklung. Behinderten-Beirat zum Erfahrungsaustausch eben dem „Fachbeirat für soziale Diens- te" wurde Ende des Vorjahres auch ein ,,Fachheirat für Behinderten-Angelegenheiten" eingerichtet. Bei den Sitzungen haben Vereine, Institutionen und Selbsthilfegruppen die Mög- lichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen. Bei unserem ersten Treffen wurde unter anderem die Problematik der sogenannten Besachwal- tung besprochen. Ein Sachwalter wird dann be- stellt, wenn jemand wegen seiner psychischen Erkrankung, einer geistigen Behinderung oder aus anderen Gründen „seine Geschäfte nicht ohne Nachteil für sich selbst besorgen kann". Das Verfahren zur Bestellung eines Sachwalters kann entweder vom Bezirksgericht oder vom Betroffenen selbst eingeleitet werden. In Steyr wird es aber zunehmend schwieriger, Sachwalter zu bestellen, da die Kapazitäten beim Verein für Sachwalterschaften und Patien- tenanwaltschaft bereits erschöpft sind. Aus die- sem Grund hat der Behinderten-Fachheirat eine Petition erstellt und diese an die Stadt wei- tergeleitet. Der Gemeinderat beschloss in sei- ner vergangenen Sitzung eine Resolution an den Justizminister, in der mehr Personal für den Verein gefordert wird. Neben den zahlrei- chen sozialen Einrichtungen in unserer Stadt ist mir auch die Unterstützung dieser hilfsbe- dürftigen Menschen ein großes Anliegen. 5/101

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