Amtsblatt der Stadt Steyr 2002/1

Gesundbleiben weraen Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Sportphysiotherapie - nur für Sportler? bot ist vielfältig und beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Sportphysiotherapie. Sport- mediziner, Sportwissenschafter, Personal-Trai- ner, Fitness-Studios und Sportvereine sind An- sprechpartner, die in der Lage sein sollten, kompetent auf Ihre Bedürfuisse einzugehen. Funktionsweise des Körpers Das Bewegungssystem des menschlichen Kör- pers funktioniert nach einem streng ökonomi- schen Prinzip. Einerseits ist der Körper in der Lage, durch entsprechende Bewegungsinforma- tionen die Belastbarkeit zu steigern; anderer- seits baut er Kapazitäten, die über einen länge- ren Zeitraum nicht benötigt wurden, wieder ab. Dies gilt sowohl für die „sportliche" Leistungs- fähigkeit (Kraft, Ausdauer usw.) als auch für die Belastbarkeit der Strukturen des sogenann- ten passiven Bewegungsapparates (Bänder, Bandscheiben etc.). Der Spruch „Wer rastet - der rostet" hat somit absolute Gültigkeit und sollte im Bewusstsein jedes Einzelnen fest ver- ankert sein. Körperpflege soll und darf sich nicht auf das Badezimmer beschränken. Motorische Grundeigenschaften Die Basis unserer Bewegungsfähigkeit stellen die motorischen Grundeigenschaften dar. Das Zusammenspiel von Kraft, Ausdauer, Beweg- lichkeit, Schnelligkeit und Koordination ge- währleistet die Vielseitigkeit der Bewegung. Dadurch sind wir in der Lage, uns - unabhän- gig vom individuellen Leistungsniveau oder Al- ter - im Sinne eines motorischen Lernens stän- dig zu verbessern. Vorraussetzung dafür ist, dass die fünf Grundeigenschaften - je nach Anforderung - in einem ausgewogenen Verhält- nis stimuliert bzw. trainiert werden. Krafttraining. Die gezielte Stimulation der Muskulatur wird häufig vernachlässigt. Vor al- lem die Stabilisation des Rumpfes bei gleichzei- tiger Beweglichkeit desselben steht - neben ei- nem sportartspezifischen Krafttraining - an er- ster Stelle. Training an Maschinen erfüllt dieses Kriterium nur zum Teil und sollte daher durch Training mit freien Gewichten (Hanteln, Zug- apparat, Gummibänder) ergänzt/ersetzt werden. Ausdauertraining. Der häufigste Fehler beim Ausdauertraining ist Einseitigkeit. Moti- viert durch selbst ernannte Laufgurus, trainie- ren viele immer mit demselben Puls über die gleiche Distanz oder gar ohne jegliche Kontrol- le. Die Folgen sind mangelnde Leistungsver- besserung oder sogar Leistungsverlust bei gleichzeitiger Entwicklung von Beschwerde- bildern. Ohne entsprechende Leistungsbestim- mung und Belastungskontrolle mittels Pulsuhr sollte im Sinne der Gesundheitsförderung heut- zutage niemand mehr trainieren. Nur die indi- viduelle Belastungsdosierung, gekoppelt mit richtiger Abwechslung (lang und leicht, kurz und intensiv, Intervalltraining, ....) führt zur ge- wünschten Leistungssteigerung. Beweglichkeit. Das größtmögliche Bewe- gungsausmaß stellt eine Grundvoraussetzung für das reibungslose Funktionieren unserer Gelenksstrukturen dar. Ein Verlust der Elastizi- tät führt zu einseitigen Gelenksbelastungen und damit verbundener vorzeitiger Abnützung. Stretching bzw. Gymnastik sollten somit fixer Bestandteil jedes Trainings- bzw. Übungspro- grammes sein. Dabei möchten wir darauf hin- weisen, dass vor allem Krafttraining über das volle Bewegungsausmaß geeignet ist, die Be- weglichkeit zu verbessern bzw. zu erhalten. Schnelligkeit. Diese motorische Grundeigen- schaft wird fast ausschließlich im Zugebe- stimmter Sportarten trainiert. Nichtsdestotrotz sollte auch im Freizeitsport Wert auf Schnel- ligkeitstraining gelegt werden. Sprints, Steige- rungsläufe oder Schnellkrafttraining als Grund- lage sind hierfür die geeigneten Trainingsme- thoden. Diese bedürfen jedoch unbedingt pro- fessioneller Anleitung hinsichtlich Übungs- auswahl bzw. Belastungsintensität. Koordination. Die im Gesundheitssport am meisten vernachlässigte Grundeigenschaft stellt die Basis der Bewegungs-Ökonomie dar. Sie befähigt uns, einerseits neue Bewegungsabläufe zu erlernen, andererseits automatisierte Bewe- gungen sicher zu beherrschen. Wichtigste Be- standteile sind dabei Gleichgewichtstraining, reaktives Training sowie das Training komple- xer Bewegungsabläufe. Dafür eignen sich vor allem einfache Übungsgeräte, wie Kreisel, Wackelbretter, Minitrampolin etc. Fitnessboom - Risken Sport als Freizeitgestaltung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Zwar ist die Bereitschaft, durch Training die Leistungsfähigkeit und so- mit den Gesundheitszustand zu verbessern, insgesamt zu begrüßen - sie birgt aber auch ge- wisse Risken. Gerade jetzt nach den Feiertagen ist die Zeit der guten Vorsätze. Der fromme Vorsatz alleine ist jedoch zu wenig, und es be- darf einer individuellen Planung bzw. Trai- ningssteuerung, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Sollten sie also keinerlei Trainings- erfahrung haben, so begeben Sie sich unbe- dingt in die Hände von Spezialisten. Das Ange- Beschwerden - was tun? Schmerzen sind Bestandteil des Alarmsystems unseres Körpers. Sie sind unbedingt zu beach- ten und dürfen keinesfalls ignoriert oder durch die selbständige Einnahme von Medikamenten übergangen werden. Oft ist es jedoch gerade für Sporteinsteiger schwierig, Anpassungsreak- tionen des Körpers (z. B. Muskelkater, bela- stungsabhängige Gelenksbeschwerden) von tat- sächlichen Beschwerdebildern zu unterschei- den. Als Faustregel gilt: ■ Beschwerden, die innerhalb von 2 bis 3 Tagen wieder verschwin- den = Trainingsreaktion. ■ Beschwerden, die länger als 3 bis 5 Tage andauern = unbedingt ärztliche Begutachtung Verletzt - was nun? Nach Verletzungen od. Operationen will jeder Patient so rasch wie möglich seine ursprüngli- che individuelle Leistungsfähigkeit wieder er- reichen. Hier kommt - unter Rücksichtnahme auf die aktuelle Belastbarkeit - sowohl den klassischen physiotherapeutischen Maßnah- men als auch insbes. einem Funktions- bzw. sportartspezifischen Reha-Training bis zur Wie- deraufuahme der beruflichen Tätigkeit oder ei- nes wettkampfspezifischen Trainings eine be- sondere Bedeutung zu. Alle Maßnahmen erfol- gen unter Berücksichtigung biomechanischer Prinzipien bei gleichzeitiger Anwendung der Grundsätze der Physiologie und Trainingslehre. Sportmedizin, Sportwissenschaften, die medi- zin. Fachdisziplinen sowie Physiotherapie sind die Quellen der Arbeit in der Sportphysio- therapie. Die Verknüpfung dieser Fachbereiche ermöglicht es dem Sportphysiotherapeuten, dem Anspruch einer professionellen Patienten- betreuung gerecht zu werden und die Anforde- rungen an Behandlungsergebnisse mit Lang- zeit-Perspektive optimal zu erfüllen. Team Physio Aktiv: Markus Grillnberger, Karl Landa & Heinz Pranner (Dipl. PT> 26 ste■r

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