Amtsblatt der Stadt Steyr 2001/5

Gesundbleiben werden Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Lebensqualität bis zuletzt Leitgedanken der Hospiz-Arbeit Tief greifende Veränderungen im Leben eines Menschen verursachen oft schwere Krisen und lösen meist starke Erschütterungen sowie Ver- unsicherungen aus. Wenn Krisen in schwieri- gen Lebenssituationen angenommen und bear- beitet werden, können sie dem Leben neuen Sinn geben; sie helfen, die Persönlichkeit zur Reife weiterzuentwickeln. Damit dies gelingt, braucht jeder Betroffene in besonderem Maße Schutz und Lebensbeistand von nahe stehen- den Angehörigen, guten Freunden oder durch eine förderliche Gemeinschaft. Alle Menschen brauchen zum Leben und erst recht zum Sterben Bedingungen, die ihnen in- nere und äußere Sicherheit geben - in geistiger, seelischer, materieller und sozialer Hinsicht. Durch die Möglichkeit, in der Begleitung mit vertrauten Menschen das Unaussprechliche auszusprechen, viel Zeit und Ausdrucks-Mög- lichkeiten zu finden für Gefühle von Aufleh- nung oder Ergebung, Wut, Trauer und Annah- me, kann Raum zum Leben im Sterben ge- schaffen werden. Die Begleitung des Kranken und seiner Ange- hörigen umfasst auch die Unterstützung, um unerledigte Dinge in Ruhe zu regeln und Ver- söhnung geschehen zu lassen -mit denen, die zurückbleiben, und mit den „Schattenseiten" des eigenen Lebens. So können sie frei von dem Gefühl, Konflikte hinterlassen zu müssen, in Frieden Abschied nehmen. Lebenssinn und Lebensgefühl sind durch die persönliche Geschichte, Weltanschauung und Glaubensüberzeugung individuell geprägt. Dennoch erwarten viele Sterbende Hilfestel- lung in existenziellen Sinnfragen - etwa auch bei der Frage nach einem Leben über den Tod hinaus. Die eigenen religiösen oder weltan- schaulichen Überzeugungen können für den Fragenden hilfreich sein, dürfen jedoch nie auf- gedrängt werden. Die Hospiz-Begleitung fun- diert auf christlichen Lebenswerten, und es werden Menschen ungeachtet ihrer Religions- zugehörigkeit, Nationalität, politischen Über- zeugung sowie ihrer finanziellen Situation be- treut. Mehr Lebensqualität durch Schmerzlinderung Ein Bedürfnis von schwer kranken Menschen ist, möglichst beschwerde- und schmerzfrei zu sein. Dies kann durch eine individuelle, den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit wahrneh- menden Palliativ-Betreuung (von lat. palliare = lindern) - Schmerzlinderung, Linderung be- lastender Begleiterscheinungen durch die Er- krankung, lindernde Pflegemaßnahmen, menschlicher Beistand u.v.m. - ermöglicht wer- den. Die Lebensqualität wird dadurch wesent- lich verbessert und gefördert. Dazu gehört auch die Unterstiitzung und Begleitung der An- gehörigen und Bezugspersonen, um ihnen zu helfen, mit der Situation von Abschied, Verlust und Trauer leben zu können. Sterben ist ein Teil des Lebens, sterbende Men- schen sind lebende Menschen bis zuletzt. Des- halb verdienen Menschen zu jeder Lebenszeit Würde - auch im Sterben. Ausruck dieser Würde sind u. a. die Selbstbestimmung bei der Gestaltung der noch verbleibenden Lebens- zeit, die Mitentscheidung über Art bzw. Aus- maß der Therapie sowie die Achtung und Re- spektierung eines bekundeten Willens, keine lebensverlängernden Maßnahmen zu wollen. Hospiz arbeitet mit sozialen Einrichtungen zusammen Durch ein hohes Maß an Zuwendung und na- hezu völlige Schmerzfreiheit hat sich der manchmal geäußerte Wunsch nach lebens- verkürzenden Maßnahmen so gewandelt, dass der Kranke die innere Zustimmung zu seinem unvermeidlichen Schicksal finden konnte. In unserer Gesellschaft wächst offensichtlich die Bereitschaft, aus Angst vor Schmerzen, Pflege- abhängigkeit und Vereinsamung eventuell Hilfsangebote zum Suizid in Anspruch zu neh- men. Aus Achtung vor dem Leben - mit den Möglichkeiten palliativer Schmerzlinderung und mit menschlichem Beistand - wird in der Hospiz-Betreuung eine wirksame Alternative geboten. Das Bemühen, diese Grundbedürfnisse von sterbenden Menschen wahrzunehmen und nach Möglichkeit zu erfüllen - um dem Leben " "' ..c ,o c'.5 Qpalität zu geben -, wünschen sich nicht nur Sterbende in der letzten Lebensphase. Es ge- winnt auch für jeden von uns in unterschied- lich schwierigen Lebenssituationen an Bedeu- tung. Den Wunsch schwer kranker Menschen und ihrer Angehörigen, trotz fortschreitender Krankheit bei hoher Lebensqualität bis zuletzt in der vertrauten Umgebung bleiben zu kön- nen, möchte das Mobile-Hospiz-Team gemein- sam mit engagierten Personen von medizini- schen, psychosozialen und pflegerischen Ein- richtungen verwirklichen. Vielfältige Hilfestellungen Das Team vom „Mobilen Hospiz Caritas Steyr" im Dominikanerhaus besteht aus eh- renamtlichen Mitarbeitern mit entsprechender Qpalifikation. Wir betreuen und begleiten den Schwerkranken und seine Familie - ihren Be- dürfnissen entsprechend - in Form von: Information/Beratung in Fragen zur Pflege und Betreuung zu Hause - in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und Sozialservice Steyr sowie medizinischen, pflegerischen und psychosozialen Einrichtungen; Unterstiitzung in Fragen der Schmerzbe- kämpfung und Linderung von belastenden Be- gleiterscheinungen der Erkrankung - in enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und pflege- rischen Einrichtungen; Anleitung bei lindernden Pflegemaßnahmen und bei Bedarf auch Durchführung der Palliativ-Pflege; Besuche nach individueller Absprache zur Entlastung der Angehörigen, damit sich diese auch Zeit für sich selbst nehmen können; Besuche für Gespräche zum „Dasein"; Begleitung nahe stehender Menschen in der Zeit des Abschiednehmens und der Trauer (Treffen der Selbsthilfegruppe „Trauernde An- gehörige" jeden 3. Donnerstag im Monat); Vorträge, Seminare und Info-Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit „Caritas Erwachsenen- bildung Hospiz". Für weitere Informationen und Anfragen steht Ihnen das Mobile Hospiz Steyr gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns unter den Telefonnummern 07252/ 54030-15 oder 0699/ 10423212. Maria Schwendtner (Mobiles Hospiz Caritas Steyr) 24/ 164

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